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So schön kann Küssen sein

So schön kann Küssen sein

Titel: So schön kann Küssen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Conrad
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1. KAPITEL
    Einen Vorteil hatte der Wolkenbruch. Manny Sanchez wurde bei der nächtlichen Verfolgungsjagd auf seiner Harley nicht so leicht entdeckt. Trotzdem verwünschte er das Unwetter und den Schneeregen.
    Im nächsten Moment flammten die Bremslichter des Minivans vor ihm auf und wirbelten von einer Straßenseite zur anderen. Blitzartig kamen Erinnerungen an schreckliche Unfälle in Manny hoch, die er in seinen vierunddreißig Lebensjahren schon gesehen hatte – auch sehr persönliche, schmerzvolle Erinnerungen.
    Nein, nicht noch einmal! In dem Van befand sich ein kleiner Junge. Das Leben an sich war grausam genug, wie Manny oft erfahren hatte, doch das Leben dieses Kindes durfte noch nicht enden. Nicht so. Das konnte er nicht zulassen.
    Durch den Regenschleier, der über das Visier seines Motorradhelms floss, beobachtete er entsetzt, wie der Minivan mit dem “Kojoten” und seiner Fracht vor einer Brücke auf der vereisten Straße ins Schleudern geriet.
    ¡Ay, Dios mío! Das überstand niemand lebend!
    Im nächsten Augenblick verlor Manny auf dem Glatteis die Kontrolle über das Motorrad, obwohl er das Gas zurückgenommen hatte. Mit der durch die dicke Lederjacke geschützten linken Schulter prallte er voll auf den Seitenstreifen neben der Straße, spürte jedoch wegen des Schocks und der Kälte kaum etwas. Das würde erst später kommen.
    Die schwere Maschine schleuderte Funken sprühend über den Asphalt und landete zum Glück im Feld, während Mann in die andere Richtung rutschte. Die derbe Jeans bewahrte ihn dabei vor ernsthaften Verletzungen durch kleine Steine auf der nassen Fahrbahndecke.
    Kaum wurde er nicht mehr vom eigenen Schwung herumgewirbelt, als Manny auch schon aufsprang. Wenigstens konnte er noch gehen. Um gebrochene Knochen und offene Wunden musste er sich später kümmern. Er riss sich den Helm vom Kopf, ließ ihn fallen und rannte zur Brücke.
    Wie in Zeitlupe rutschte der Minivan von der Straße ins dahinschießende Wasser, kippte auf die Seite und wurde von der heftigen Strömung mitgerissen.
    Für einen Moment stockte Manny der Atem. Schock und Schuldgefühle lähmten ihn. Wieso hatte er diesen Auftrag nicht schon gestern oder wenigstens heute abgeschlossen, bevor alles dermaßen außer Kontrolle geraten war?
    Metall schrammte kreischend über Steine. Das Wasser rauschte und zischte, und der Regen prasselte auf die Straße.
    Jetzt war keine Zeit für Selbstvorwürfe. Manny reagierte, wie man ihm das beigebracht hatte – nicht zögern, sondern handeln.
    Der Minivan blieb an einem Haufen Treibholz hängen, das gegen die Weiden am Ufer gespült worden war. Manny wollte das ausnutzen und stürmte los, bevor der Wagen sich wieder losreißen und weitergetrieben werden würde.
    Der Van lag auf der Seite, war schon etwa einen Meter im schwarzen Wasser versunken und sackte immer tiefer ab. Manny überlegte blitzschnell, was er machen könne und ob in dem Fahrzeug überhaupt noch jemand lebte. Vom Ufer aus sah er nur das Wagendach und konnte daher nichts feststellen.
    Ohne auf seine schmerzende Schulter zu achten, kletterte er auf die Motorhaube und schob sich auf dem im Wasser schwankenden Wagen weiter vor. Der nasse Lack war glatt und erschwerte zusätzlich das Vorankommen.
    Wertvolle Zeit ging verloren, bis er es zur Beifahrertür geschafft hatte, sich hinkniete und an der Tür zerrte. Erst nach Sekunden ließ sie sich öffnen.
    “Hören Sie mich?”, rief er in den dunklen Innenraum und beugte sich tiefer.
    Hinter dem Steuer war niemand. Nichts regte sich im Wagen. Manny wollte sich gerade ins Fahrzeug gleiten lassen, als ein Kind schrie.
    Der Kleine lebte also noch, doch in der Dunkelheit konnte er ihn nicht ausmachen.
    Hastig fasste Manny ins schlammige Wasser. Der Fahrer war nicht da. Offenbar war der Schmuggler aus dem Fahrzeug geschleudert worden.
    So schnell wie möglich stemmte Manny sich wieder hoch und rüttelte und zerrte an der seitlichen Schiebetür. Je mehr er sich anstrengte, desto schlimmer schmerzte seine Schulter, doch endlich glitt die Tür zur Seite. Jetzt sah er auch das Kind, das in der schräg hängenden Tragetasche festgeschnallt war.
    Das Wasser stieg unaufhörlich. Manny tastete nach dem Sicherheitsgurt, fand den Verschluss und zog. Doch nichts tat sich. Das Ding klemmte.
    Mit den Beinen voran glitt Manny in den Wagen, vorbei an dem beängstigend stillen Kind und hinein ins eisige Wasser. Er landete auf dem linken Seitenfenster und stand bis zu den Hüften im Wasser,

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