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101 - Das Narbengesicht

101 - Das Narbengesicht

Titel: 101 - Das Narbengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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junge Frau kam ins Bild. Sie verließ ihren blauen Pontiac. Ein Miniröckchen umspannte ihre schmalen Hüften. Sie lief an den breiten Hotelneubauten vorbei. Palmen wiegten sich im Wind. Ein Täschchen wippte um ihre Schultern.
    Dann wurde Jesse eingeblendet. Er war schlank. Dichtes pechschwarzes Haar bedeckte seinen Kopf. Ein grimmiger Zug umspielte seine Mundwinkel, und seine Stirn legte sich in Falten.
    Als nächstes erschien das Praxisschild eines Psychoanalytikers.
    Eine weiche Überblendung. Die Namen der Schauspieler erschienen auf der Leinwand: Starring JESSE and Linda Borelace Der Titel: DEEP TRANCE
    Jesse empfing die junge Frau und führte sie durch sein Büro. Sie legte sich auf eine schmale Ledercouch. An der Wand hing das Hochschuldiplom des Seelendoktors. Das Gesicht der Patientin drückte gierige Erwartung aus.
    Übergangslos kam Jesses Gesicht formatfüllend auf die Leinwand. Seine Lippen bewegten sich, und seine Nasenflügel bebten. Langsam fuhr die Kamera auf das Augenpaar zu. Die Pupillen schimmerten rötlich. Ein unheilvoller Zwang ging von ihnen aus. Langsam überzog sich die weiße Lederhaut mit einem Netzwerk geschwollener Äderchen.
    Die Freaks tobten. Einige vollführten groteske Veitstänze.
    Nara Pacudo konnte den Blick nicht mehr von den schrecklichen Augen auf der Leinwand lösen.
    Sie brannten sich tief in sein Innerstes ein. Jetzt ließen die Mißgestalten seinen Kopf los. Wie kalte Wellen rasten die hypnotischen Schauer durch sein Bewußtsein. Der letzte Rest seiner Widerstandskraft wich. Da meldete sich Jesse.
    „Ich bin dein Herr und Meister. Du gehörst mir. Ich kann mit dir machen, was ich will."
    „Ich bin dein Sklave", kam es tonlos von Naras Lippen.
    „Du wirst mein Freak", sagte .Jesse bestimmt. „Krümm dich, bieg dich, sei ein Freak!"
    Gleißende Wirbel rasten durch Naras Kopf. Das glühende Augenpaar stand deutlich vor ihm. Es wurde rasend schnell größer, durchbohrte ihn, umschlang ihn und erfüllte ihn. Er bäumte sich schreiend auf.
    Sein linker Arm zuckte hoch, verkrampfte sich und blieb in dieser unnatürlichen Haltung. Nara ging in die Knie. Sein rechter Fuß wölbte sich. Ein Knochen brach, doch er empfand keinen Schmerz dabei. Er duckte sich. Als er wieder hochkam, hatte er einen Buckel. Sein linkes Auge war geschlossen, und die ganze linke Gesichtshälfte war gelähmt. Seine Mundwinkel waren verzerrt.
    Nara Pacudo war ein Freak geworden.
    Er hatte keine körperliche Verwandlung durchgemacht, wie man sie bei einem Werwolf beobachten konnte. Er war den psychischen Wellen des Hypnofilms unterlegen. Nara befand sich im Zustand einer psychischen Metamorphose, die sich dem Körper unterwarf. Solange der schreckliche Bann anhielt, würde er so bleiben. Und mit der Zeit würde sich sein Organismus daran gewöhnen - und er würde nie wieder eine andere Gestalt annehmen können.
    „Jetzt die Frau!" herrschte Jesse die Freaks an.
    Der bucklige Gnom spulte den Hypnofilm zurück. Doch bevor er ihn erneut einspannen konnte, ertönte die keifende Stimme der mißgestalteten Alten.
    „Hört auf! Der Kopf meldet sich … Schreckliche Dinge geschehen."
    Jesse packte die Alte.
    „Warum störst du die Zeremonie, Elende?"
    „Der Kopf!" stammelte sie geifernd. „Die Prophezeiung des Bösen trifft ein. Sieh doch selbst."
    Jesse nahm einen Kerzenständer und ging in den Hintergrund des Kellers. Nara hockte am Boden und stierte ins Leere. Er schien nicht mehr wahrzunehmen, was um ihn herum vorging.
    Niko war wieder zu sich gekommen. Auf allen vieren rutschte sie auf eine Wandnische zu. Sie wollte sich verbergen. Sie wußte, daß sie wahnsinnig werden würde, wenn sie nicht sofort aus dem Keller entkommen konnte.
    „Der Kopf!" schrien die Freaks fast einstimmig.
    Jesse stand vor einem niedrigen Altar, auf dem ein hölzerner Schrein ruhte. Die Ecken waren goldverziert. Der flackernde Kerzenschein strich über den Altar. Jesse zuckte zusammen, als er das schwärzliche Blut sah, das aus dem Schrein quoll. Er stöhnte entsetzt.
    „Der Kopf meldet sich."
    „Der Kopf!" gurgelten die Freaks.
    Jesse stellte den Kerzenständer ab und öffnete den Schrein. Das Blut tropfte über den Rand des Kastens und lief über den Altar. Langsam kippte Jesse den Deckel zurück. Milchiger Schimmer spiegelte sich in seinem Narbengesicht.
    Die Freaks gingen in die Knie. Sie beugten sich vor und senkten die Arme, sofern sie Arme besaßen - wie zum Gebet. Sie krächzten und stammelten.
    Jesse ließ die

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