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1023 - Die Quarantäneflotte

Titel: 1023 - Die Quarantäneflotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Brut unfehlbar treffen mußte, vermehrten sich die Seolis. Langsam war die Flotte gewachsen, manchmal aber auch abrupt geschrumpft - dann nämlich, wenn die Flotte in irgendeinem Winkel des Universums einem ebenso kriegerischen wie seuchenängstlichen Volk begegnete. Immer dann waren Schiffe der Seolis vernichtet, waren Hunderte von Seolis getötet worden.
    Dies zu vermeiden, wo immer es ging - auch daraus hatten die Seolis eine rare Kunst gemacht. Sie scheuten den Kampf, den sie nicht verstanden. Sie verstanden aber, warum man sie scheute.
    Einmal hatten sie nicht genügend aufgepaßt, ganz zu Anfang der Odyssee des Grauens. Es war ein kleines Raumschiff gewesen, nur fünfzig Mann Besatzung hatte es gehabt, aber jedem Seoli wurden bei der Erwachsenenwerdung die Bilder gezeigt, die sich an Bord dieses Schiffes abgespielt hatten. Jeder Seoli wußte, was jedem Fremdlebewesen blühte, das von der Sonnenwindpest befallen wurde - es starb schnell und unter unglaublichen Qualen.
    „Wann wird es soweit sein?" fragte Chabzawah. Er nahm aus dem Nahrungsbehälter einen Beutel mit Brei und saugte ihn langsam leer. Die Nahrung tat gut, aber sie konnte das Gefühl nicht abtöten, das Chabzawah erfüllte - die Angst vor dem Tode. Keiner an Bord war davor gefeit, jeden erwischte sie - sosehr die Seolis das Leben liebten, so sehr graute es ihnen vor dem Tod.
    Miritir sah auf. Ihre großen dunklen Augen richteten sich auf Chabzawah. Er las Mitleid darin, und auch das schmerzte ihn.
    „Bald", sagte Miritir. Sie strich sich sanft über den Leib. Es war tatsächlich höchste Zeit für die Eiablage. In ein paar Tagen war es vermutlich soweit.
    Chabzawah streckte einen Arm nach Miritir aus. Ihrer beider Hände berührten sich.
    Chabzawah wußte, daß die meisten weiblichen Seolis den Tag der Eiablage nicht überlebten - der Vorgang war zu anstrengend und kostete Energie, die der von Krankheit geschwächte Körper nur dann aufbrachte, wenn er die letzten Reserven mobilisierte.
    „Was haben wir getan?" fragte Miritir. Sie sah an ihrem Partner vorbei. „Warum werden wir so gestraft, selbst die Ungeborenen? Sie sind dem Tod verfallen, noch bevor sie recht angefangen haben zu leben."
    Chabzawah legte den geleerten Nahrungsbeutel in das Fach zurück. Rohstoffe waren kostbar, weil es nur wenig davon gab. Sie mußten auf unbewohnten, unbelebten Planeten gewonnen werden, in deren Nähe es kein anderes bewohntes System gab.
    Die Seolis hatten es nie gewagt, andere Systeme anzufliegen - sie waren nicht sicher, ob das mörderische Virus, das die Sonnenwindpest hervorrief, nicht durch den Strahlungsdruck einer Sonne hinübergeweht werden konnte zu anderen Welten und dort Tod und Verderben brachte.
    „Leben ist so definiert", sagte Chabzawah. „Leben ist eine Organisationsform der Materie, die den Tod kennt - der Preis für unser Dasein ist der Tod."
    „Aber doch nicht so ..."
    Chabzawah legte seine Arme um Miritir. Sie kannten sich erst seit kurzer Zeit, aber die Beziehung war stets von großer Innigkeit gezeichnet gewesen.
    „Wir können nichts daran ändern", sagte Chabzawah. „Es hat auch keinen Sinn, dagegen aufzubegehren. Es ist so, wie es ist."
     
    *
     
    Die Flotte der Seolis bewegte sich langsam durch den Raum. Die Schiffe hatten es nicht eilig - schließlich gab es für sie kein Ziel, nur immerwährende Wanderschaft.
    Die Flotte erreichte ein Sonnensystem, eine blaßgelbe Sonne mit nur einem Planeten - er war gerade weit genug von der Sonne entfernt, um aus der Sicht der Seolis brauchbar zu sein.
    Die Flotte, knapp siebzig Schiffe stark, schlug eine Parkbahn um den Planeten ein.
    Sonden wurden ausgeschickt, die sich bis auf hundert Kilometer dem Planeten näherten und Aufnahmen von seiner Oberfläche machten. Näher heran trauten sich die Seolis nicht - sie hätten das Virus auf den Planeten übertragen können.
    Während die Techniker der Seolis damit beschäftigt waren, die Bilder auszuwerten, hockte Chabzawah in seiner Kammer und gab sich der Verzweiflung hin.
    Die Zeit der Eiablage war für Miritir gekommen. Die beiden hatten Abschied voneinander genommen, denn niemand konnte wissen, ob Miritir die Eiablage überstehen würde. Es gab Fälle, und Chabzawah betete zu allen Geistern und Göttern zwischen den Sternen, daß dies einer dieser Fälle sein möge. Es gab ab und zu Seolis, die sogar ein hohes Alter erreichten, und natürlich hoffte jeder, daß er und sein Brutpartner dazugehören mögen.
    Der Bordlautsprecher begann zu

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