1024 - Bestien aus Satans Garten
gebrüllt hatte oder ob es daran gelegen hatte, daß einer ihrer Artgenossen gestorben war, ich wußte es nicht. Jedenfalls hatten sie ihre Verstecke innerhalb des Gartens verlassen und flogen wie kleine Geschosse durch die Luft.
Sie waren verdammt schnell. Sie kamen von verschiedenen Seiten, aber sie hatten nur ein Ziel.
Das war ich!
Für mich war es zu spät, zum Ufer zu rudern. Ich mußte mich noch im Boot gegen die kleinen Feinde wehren, die ja so verdammt hungrig waren, wie ich jetzt wußte.
Gezählt hatte ich sie nicht. Für mich waren sie eine kleine, tödliche Armee, die sich so leicht nicht stoppen ließ.
Das Brummen war da. Ich wußte nicht, was ich zuerst tun sollte. Wie nebenbei stellte ich fest, daß Jamie nicht mehr schrie. Dafür starrte sie mich haßerfüllt an und brüllte: »Jetzt werden sie dich fressen - fressen, Sinclair!«
Ich glaubte ihr aufs Wort. Nur wollte ich keine Nahrung für die kleinen Bestien sein. Es gab so etwas wie eine halbe Chance, die ich auch nutzte.
Rücklings ließ ich mich über die Bordwand fallen und klatschte in den Gartenteich…
***
Über mir schwappte die dunkle Brühe zusammen und saugte sich in meiner Kleidung fest. Mir schossen dabei die Erzählungen der Jamie Baker durch den Kopf. Sie hatte davon gesprochen, daß der Teich voller Geheimnisse steckte, daß sich darin alte und düstere Rätsel verbargen, und das alles hatte ich nicht vergessen, als ich unter Wasser die Luft anhielt und daran dachte, so weit wie möglich von diesem verdammten Boot weg in Richtung Rand zu schwimmen.
Vor dem Eintauchen hatte ich noch tief durchatmen können, was mir jetzt zugute kam. Ich mußte nicht unbedingt jetzt schon hoch, um neuen Atem zu schöpfen.
Unter Wasser bewegte ich mich weiter. Der Teich war nicht sehr tief, keine zwei Meter, aber er war düster wie ein Loch. Ich hielt die Augen offen, und sah vor mir durch die dunkelgrüne Farbe noch dunklere Schatten huschten, die sich träge bewegten, wie die schweren Arme irgendwelcher langer Pflanzen oder auch Kraken.
Etwas streifte über meinen Nacken hinweg. Es berührte auch kalt meine Haare. Ein faseriger Schwamm drückte sich in mein Gesicht hinein, bevor ich den Kopf anheben konnte.
In dieser dunklen Welt war es leicht, die Orientierung zu verlieren, auch wenn jemand die Augen offenhielt. Ich wollte nur nicht im Kreis schwimmen.
War der Teich groß? War er klein? Ich jedenfalls bekam Schwierigkeiten mit der Luft, als ich mich noch unter Wasser befand. Deshalb mußte ich hoch, um atmen zu können.
Eine Vorstellung wollte mir nicht aus dem Kopf. Da saß Jamie Baker in ihrem Kahn und trieb die hungrigen, kleinen Bestien an, die über der Wasserfläche ihre Kreise zogen und darauf warteten, daß ihre lebende Nahrung auftauchte.
Wenig später sah ich meine Ahnung bestätigt. Da hatte ich mit dem Kopf die Wasserfläche durchstoßen. Ich holte Luft, ich sah schlecht, das Wasser rann mir in die Augen. Ich hörte auch das Klatschen der Wellen, aber das wiederum wurde von diesem verdammten Brummen übertönt, diesem Geräusch des Schreckens.
Sie waren da.
Auch bei mir.
Ein schnelles Luftholen, dann mußte ich wieder abtauchen, denn drei stürzten sich auf mich. Wie in weiter Ferne sah ich noch das Boot auf dem Wasser und die helle Gestalt der Jamie Baker.
Meine Haare lagen klatschnaß auf dem Kopf, und der Hieb mit dem Maul hackte in die Kopfhaut, bevor das Wasser mich wieder schluckte und mir eine trügerische Sicherheit gab.
Ins Wasser trauten sich die kleinen Drachen nicht. Aber ich wollte auch nicht ewig in diesem Tümpel hängen und mußte endlich an Land. Der Blick hatte mir gezeigt, wohin ich zu schwimmen hatte.
Das Ufer war nicht einmal weit entfernt. Es zeigte diesen dichten Bewuchs aus Schilf und Bambus, wobei das kein optimaler Schutz war.
Zum Ufer hin wurde das Wasser flacher. Mit den Händen und den Knien zugleich rutschte ich durch den Schlamm und wühlte dabei dunkle Wolken auf.
Schleimige, faulige Pflanzenarme glitten an meinem Körper vorbei und auch über mein Gesicht hinweg. Ein paarmal durchzuckte mich das Gefühl des Ekels, aber meine Rettung war wichtiger.
Die letzten Schwimmbewegung brachte mich in das Wurzelwerk der Uferpflanzen hinein. Dort klammerte ich mich fest, das Wasser trug mich nicht mehr, und ich sackte dem Schlamm entgegen.
Ich hob den Kopf an, brachte Augen und Mund über die Oberfläche und sah so gut wie nichts, weil die Wurzeln und Zweige auch an der Oberfläche zu dicht
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