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1048 - Atlans Rückkehr

Titel: 1048 - Atlans Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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können."
    Hayes knirschte mit seinen Terkonitstahlzähnen. Es war ein Geräusch, das jedem, der es zum erstenmal hörte, durch Mark und Bein ging.
    „Das würde wie Flucht aussehen!"
    Wie immer hatte er die klaren Konsequenzen erkannt und ausgesprochen.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu. Unsere Ortungsergebnisse besagten, daß dort draußen fast dreihundert weiße Raumschiffe operierten, also fast die komplette kranische Flotte.
    Ein paar Schiffe weilten vermutlich außerhalb des Krandhor-Systems und konnten daher nicht eingreifen. Ich war jedoch sicher, daß schon Bemühungen im Gang waren, sie für den Kampf gegen den unvermutet aufgetauchten Invasor zurückzuholen.
    Nach allem, was ich von den Kosmokraten über dieses Volk wußte, betrieben die Kranen seit nunmehr eintausend Jahren die Raumfahrt, aber erst vor etwas mehr als einhundert Jahren hatte ein Krane namens Lugos ein kranisches Schiff über die Grenzen des eigenen Sonnensystems hinausgeführt.
    Plötzlich wurde mir die Größe meiner Aufgabe bewußt!
    Ich kam nicht als ein gottähnliches Wesen zu einem Stamm wilder Eingeborener, die sich mir bedingungslos unterwerfen würden. Die Kranen waren eine expandierende Zivilisation stolzer Individuen, die so schnell keinen Fremden als Lehrmeister akzeptieren würden.
    Und doch sollte ich nach dem Willen der Kosmokraten genau diese Rolle spielen!
    Es gab sogar einen Plan, der mir nun, da der Zeitpunkt seiner Ausführung gekommen schien, in allen Details ins Gedächtnis rückte.
    Da war es wieder, dieses Gefühl, nur eine von den Kosmokraten programmierte Puppe zu sein!
    Aber ich hätte jederzeit umkehren können, überlegte ich. Ein Befehl von mir, und das Unternehmen wäre abgebrochen worden.
    Hayes, der meine innersten Gedanken und Gefühle wie kein Zweiter an Bord zu erraten schien, sagte ruhig: „Du wirst doch jetzt keine Skrupel bekommen?"
    Ich blickte ihn überrascht an. Zwar hatte ich ein paar Mal mit ihm über alle Einzelheiten gesprochen, aber er wußte längst nicht alles.
    Ich lächelte verzerrt.
    „Niemand ist seiner Sache je völlig sicher", sagte ich ausweichend.
    Vergeblich lauschte ich tief in mich hinein, in der Hoffnung, mein Extrasinn würde sich vielleicht melden und mir einen Rat geben. Aber in dieser Beziehung wurde ich offenbar allein gelassen.
    Die SOL hatte inzwischen die äußeren Planeten längst hinter sich gelassen und näherte sich ihrem eigentlichen Ziel: Kran, dem vierten von insgesamt achtzehn Planeten.
    Hayes und ich wechselten einen stummen Blick. Wenn er überhaupt noch in der Lage war, ein Gefühl in seinem Gesicht auszudrücken, dann war es die Enttäuschung darüber, daß er wahrscheinlich nicht mehr erleben konnte, wie es weitergehen würde; dazu war er einfach zu krank.
    Wie viel Energie hatte er überhaupt aufgebracht, um bis zum heutigen Tag zu überleben?
    Ich kannte die Antwort auf diese Frage nicht, und es bedrückte mich, daß ich in den letzten zwanzig Jahren im Grunde genommen so wenig Zeit gefunden hatte, mich um die menschlichen Belange der Besatzungsmitglieder zu kümmern.
    „Atlan", sagte Hayes mit seiner kratzenden Stimme. „Kannst du dich nicht erinnern, wie es auf der anderen Seite war?"
    Ich wußte, was er meinte.
    „Nein", sagte ich. „Ich entsinne mich nicht."
    „Schade", meinte er kopfschüttelnd. „Ich hätte es gern gewußt. So kurz vor dem Tod."
    „Es war nicht das Paradies, Breck - wenn du das meinen solltest."
    Er sagte mir nicht, was er gemeint hatte, sondern wandte sein monströses Gesicht wieder dem Bildschirm zu. Manchmal dachte ich, daß es besser für ihn (und uns) gewesen wäre, wenn er ein Biomolplast-Makeup aufgelegt hätte.
    Ich folgte seinem Blick und beobachtete diese Meute weißer Schiffe, an deren Bord verzweifelte Wesen auf uns feuerten. Es war vermutlich ihr erster Kontakt mit anderen Intelligenzen innerhalb des Krandhor-Systems.
    „Warum denken sie, daß wir ihre Feinde sind?" fragte Ultrumitsch, einer der Ingenieure.
    „Sind wir das denn nicht?" fragte Hayes dagegen.
    Niemand sagte etwas. Das Wort des High Sideryt besaß an Bord der SOL noch immer Gewicht, wenn seit vielen Jahren auch ich es war, der die entscheidenden Befehle gab.
    Hayes' Worte hatten mich betroffen gemacht.
    Er ging nicht halb so euphorisch an diese Sache heran wie ich. Er war kein Handlanger der Kosmokraten. Er fühlte sich als das, was er war: als ein ungebetener Eindringling.
    „Sie werden davon profitieren", prophezeite

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