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105 - Atoll des Schreckens

105 - Atoll des Schreckens

Titel: 105 - Atoll des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Inseln.
    Doreen
war bekannt dafür, daß sie meist heiße Eisen anpackte und mit spitzer Feder
über politische, sozialkritische und kriminalistische Themen schrieb, die
gerade die emanzipierte Frauenwelt brennend interessierten. Sie
wurde wegen der Härte und Knappheit ihres Stils von den männlichen Kollegen der
Konkurrenzblätter nur Mister Haskins genannt.
    Das
störte sie nicht. Der Name paßte nicht zu ihr, und das wußte sie. Sie war vom
Scheitel bis zur Sohle eine Frau. Wer sie kennenlernte, konnte diesen Eindruck
nur bestätigen.
    Sie
trat sehr selbstbewußt auf. Als sie davon hörte, daß in den zurückliegenden
Monaten mehrere amerikanische und europäische Touristinnen auf unerklärliche
Weise in diesem Gebiet verschwunden waren, faßte sie den Entschluß, sich diese
Gegend einmal näher anzusehen.
    War
eine geheimnisvolle Menschenschmugglerbande am Werk? Suchte sie die schönsten
Ausländerinnen aus, um sie auf verschlungenen Pfaden an geheime Plätze zu
bringen, zum Beispiel in arabische Harems? Aber dieser Gedanke war absurd, wenn
man bedachte, daß am äußersten Zipfel der Welt jungen Mädchen und Frauen
aufgelauert wurde, um sie zu entführen. Oder lag Schlimmeres vor? Waren sie alle
zu Tode gekommen?
    Die
hiesige Polizei war zu keinem Ergebnis gekommen.
    Insgesamt
sieben Vermißtenmeldungen innerhalb von vier Wochen, das ließ sich nicht mehr
vertuschen. Die Reisegesellschaften wurden unruhig, die Buchungen gingen
verständlicherweise zurück.
    Doreen
Haskins wollte auf eigene Faust hinter das Geheimnis kommen. Sie war überzeugt,
nicht einmal schlechte Chancen zu haben. Etwas war ihr aufgefallen. Alle
Vermißten waren gutaussehend und blond gewesen.
    Beide
Voraussetzungen brachte sie mit. Vielleicht würde ihr auf Tureia etwas
begegnen, was auch den anderen passiert war.
    Doreen
ging an diesem Abend hinunter zu dem kleinen Fischerhafen. Die Einheimischen
saßen am Strand und plauderten. Die Journalistin war ihnen keine Unbekannte
mehr. Jeder Fremde wurde hier sofort registriert. Man behandelte sie freundlich
und zuvorkommend, wie es die Art dieser Menschen war.
    Doreen
bewegte sich mit der Grazie eines Mannequins. Sie hatte die Gabe, vieles zu
sehen und zu hören, und die Eindrücke sofort zu verarbeiten. Da war eine
Eingeborenenfamilie, die mit ihren drei Sprößlingen - ausgesprochen schönen
Mädchen im Alter von vierzehn bis siebzehn - Ball spielten. Zwei Französinnen
lagen plaudernd nebeneinander, nahmen die letzten Strahlen der tiefrot am
Firmament untergehenden Sonne in sich auf. Eine alte Frau trug einen
Bauchladen, in dem sie Zigaretten und selbstgemachte Süßigkeiten anbot. Ein
Junge, höchstens zwölf Jahre alt, schleppte in einem größeren Kühlbehälter
Coca-Cola- Flaschen. Das Getränk war warm wie Fleischbrühe, aber es fanden sich
viele Käufer.
    Da
steuerte die Alte mit dem Bauchladen auf sie zu. Ihre Haare waren grau, und
hinter runzligen Augenlidern blinzelten dunkle Augen.
    „Zigaretten?
Süßigkeiten? Ein Eis?“ fragte sie. Doreen Haskins wollte schon dankend
abwinken, als sie stutzte.
    „Ein
Eis?“ fragte sie erstaunt. Sie konnte auf dem primitiven Warenregal kein Eis entdecken.
Das wäre auch Unfug gewesen. Eis, das nicht in einem hermetisch abgeschlossenen
Kühlbehälter aufbewahrt würde, wäre bei den herrschenden Außentemperaturen
innerhalb von Minuten nur noch eine klebrige Lache gewesen. Das Angebot sollte
wohl ein Scherz sein. Doreen lachte.
    Die
Alte jedoch nicht. „Sie sollten nicht hierbleiben, Mademoiselle“, sagte sie zu
Doreens Erstaunen. Sie blickte auf ihren Bauchladen und streckte ihr eine
Schachtel Zigaretten entgegen.
    „Nein,
danke, ich rauche nicht“, kam es brüsk über die Lippen der Amerikanerin. Sie
bereute im gleichen Augenblick, so unhöflich gewesen zu sein.
    „Ja,
Sie rauchen nicht. Sehr gut, sehr gut! Aber es muß wenigstens so aussehen, als
ob ich Ihnen etwas anbiete, nicht wahr?“
    Doreen
verhielt sich ganz natürlich, während ihre Spannung wuchs.
    Die
alte Frau war ihr schon einige Male aufgefallen. Jeden Tag konnte man sie am
Strand sehen. Sie drehte die Zigarettenschachtel in der Rechten und meinte dann
schnell: „Es ist gefährlich für Sie hier, Mademoiselle. Sie sind schön und
hellhaarig. Man wird Sie holen.“
    „Wer
wird mich holen?“
    „Ich
kann nicht darüber sprechen, nicht hier.“
    Nun
tat Doreen so, als ob sie doch etwas kaufen wollte. Sie entschloß sich für eine
in roten Zuckerguß eingehüllte Frucht, die

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