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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Schlosses. Das Innere war mit dunklen Paneelen ausgestattet, und der Raum hatte auch eine hölzerne Kassettendecke. Seit zweihundert Jahren schien hier nichts geändert worden zu sein. Ein großes Bett mit vier Pfosten und Thronhimmel, ein Frisiertisch, ein Ankleidetisch, eine Couch und ein paar Stühle bildeten das ganze Mobiliar.
    »Das ist das Zimmer des alten Lords«, erklärte Brooks. »Es wird immer noch so genannt. Hier soll es auch Geistererscheinungen geben. Es ist der einzige Raum, in dem ich mich fürchte. Wenn ich hereinkomme, läuft mir stets eine Gänsehaut den Rücken hinunter.«
    Tanner ging die Wand entlang und klopfte ein Paneel nach dem anderen ab, während Brooks ihn beobachtete.
    »Viele Teile der Vertäfelung klingen hohl, also muß es wohl Geheimräume in diesem Haus geben. Die meisten werden allerdings nicht mehr bekannt sein«, meinte der Amerikaner.
    »Sie waren doch beim Theater – habe ich recht?«
    »Ja, zwei Jahre lang. Aber woher wissen Sie das?«
    Der Beamte ging nicht näher darauf ein, sondern erkundigte sich, wo das Zimmer der Lady Lebanon läge.
    »Ich werde es Ihnen gleich zeigen.«
    Brooks wartete, bis der Inspektor das Zimmer verlassen hatte, dann schloß er die Tür zu. Der Raum befand sich an der anderen Seite des Ganges und war angenehmer und heller als die Zimmer des alten Lords. Es stand auch ein Schreibtisch darin, und der Boden war mit dicken persischen Teppichen belegt. Das Bett und die anderen Möbel waren modern.
    Tanner sah sich sehr genau um, bevor er Einzelheiten untersuchte. Auf dem Schreibtisch lag ein kleiner Fahrplan.
    »Reist Lady Lebanon viel?«
    »Nein, aber sie sagte Gilder, daß er zur Stadt fahren sollte. Vermutlich hat sie einen Zug für ihn aufgeschlagen.«
    »Das stimmt nicht. Gilder fuhr mit dem Auto zur Stadt und kam auch auf die gleiche Weise zurück. Da müssen Sie sich schon eine andere Begründung ausdenken.«
    Im Papierkorb lagen ein paar Blätter. Tanner nahm sie der Reihe nach heraus und legte sie auf den Tisch. Aber sie waren belanglos bis auf ein kleines Stück Papier, auf dem ein paar Zahlen in einer Reihe standen: 630, 83, 10, 105.
    Zuerst wußte er nichts damit anzufangen, aber dann kam ihm der Gedanke, daß es sich vielleicht um Daten von Zügen handelte, und er steckte den Zettel in die Tasche.
    »Hier ist ein Raum, den Sie sich eigentlich ansehen sollten«, sagte Brooks, als sie wieder den Korridor entlanggingen. »Es ist das Gastzimmer, in dem Dr. Amersham gewöhnlich schlief, wenn er die Nacht im Schloß verbrachte.«
    Tanner blieb plötzlich stehen.
    »Was ist das für eine Tür?«
    »Ach, das ist ein Abstellraum.«
    »Den möchte ich gern sehen.«
    »Es ist aber nichts darin, was Sie interessieren könnte«, protestierte der Diener.
    »Es ist etwas darin, was ich nicht sehen soll«, entgegnete Tanner ruhig. »Um mich abzulenken, haben Sie von Dr. Amershams Zimmer gesprochen, öffnen Sie die Tür.«
    Aber Brooks stellte sich breitbeinig davor.
    »Ich habe den Schlüssel nicht bei mir, und selbst wenn ich ihn hätte, wäre es zwecklos. Es stehen eine Menge alter Sachen –«
    »Also gehen Sie sofort und holen Sie den Schlüssel.«
    »Dann wäre es besser, wenn Sie Mylady darum fragten. Ich habe den Schlüssel nicht«, entgegnete Brooks widerwillig. »Niemand hat geglaubt, daß Sie eine Rumpelkammer besichtigen wollen.«
    »Ich will alle Räume des Hauses sehen. Da Sie sich weigern, bestehe ich nur noch mehr darauf.«
    Tanner klopfte an die Tür, die ihm ungewöhnlich stark erschien.
    »Für einen Abstellraum ist doch eine derartig schwere Tür unnötig; oder fürchten Sie, daß die Möbel davonlaufen?«
    Er senkte den Kopf und lauschte, konnte aber von drinnen nichts hören.
    »Nun gut, wir wollen die Sache jetzt auf sich beruhen lassen, aber ich komme später darauf zurück.« Brooks öffnete die Tür zu dem Zimmer des Doktors.
    »Vielleicht finden Sie hier etwas Interessantes.«
    Tanner entdeckte nichts von Amershams persönlichem Eigentum. Als er wieder heraustrat, sah er Totty mit einem Gewehr unter dem Arm.
    »Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?« fragte der Sergeant, trat in das Gastzimmer und schloß die Tür. »Das habe ich gefunden«, fuhr er dann fort und gab einen kurzen Bericht über seine sonstigen Entdeckungen. »Es ist das Gewehr des Parkwächters, und wahrscheinlich ist das seine Pfeife.«
    »Warum mag er nur die beiden Dinge im Stich gelassen haben?« meinte Tanner nachdenklich. »Ich möchte einmal die

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