1057 - Die Gestrandeten
Schwarzen Loches, lag ein allesvernichtender Mahlstrom, dessen unvorstellbare Kräfte sie nutzen wollten, die Unendlichkeit zu überwinden.
Während Camerrham ruhig blieb, allein von wissenschaftlicher Neugier erfüllt, und weit davon entfernt, sich Sorgen um das eigene Leben zu machen, wurden die Kommunikationstechnikerin Kosham und die Kommandantin Truhllamp immer nervöser, vielleicht weil beide wußten, daß es eine Umkehr nicht mehr gab.
Die Instrumente zeigten an, daß sich das Raumschiff mit einer Geschwindigkeit von mehr als 600.000 Kilometern in der Stunde durch den Raum bewegte. Damit war es bereits schneller als jedes andere ceresprammarer Raumschiff zuvor.
Schon jetzt ergab sich ein deutlicher Unterschied im Zeitablauf zu den Ceresprammaren, die auf dem sterbenden Planeten zurückgeblieben waren.
Truhllamp dachte an die dreitausend befruchteten Keimzellen, die sie in sich trug.
Würde es ihr gelingen, das neue Leben auf eine Welt hinauszutragen, in der es eine Zukunft für sie gab?
„Wenn wir wenigstens etwas sehen könnten", klagte Kosham. „Ich finde, es ist ein scheußliches Gefühl, einfach so ins Nichts zu fliegen. Vielleicht bewegen wir uns auf einem falschen Kurs, und wir knallen gleich gegen eine Stelle des Schwarzen Loches, die fester ist als eine Stahlwand?"
„Beruhige dich", antwortete die Kommandantin. „Wir haben berechnet, daß das Schwarze Loch etwa die zehnfache Masse unserer Sonne hat. Stimmt es, Camerrham?"
„Das ist richtig", bestätigte die Astrophysikerin. „Das Schwarze Loch hat dementsprechend einen Durchmesser von annähernd 185 Kilometern. Und es rotiert mit einer Geschwindigkeit von 1000 Umdrehungen in der Sekunde."
„Ungeheuer", stöhnte Kosham. „Aber was ändert das daran, daß ich Angst habe?"
„Es ist doch gar nicht so schlimm", wehrte die Physikerin ab.
„Für mich schon. Mir wird ganz schlecht, wenn ich mir nur vorstelle, daß wir in eine Umlaufbahn um das Schwarze Loch gehen und uns seiner Umdrehungsgeschwindigkeit anpassen wollen."
„Auch nicht so schlimm", sagte Camerrham. „Wir fliegen ja schon mit einer Geschwindigkeit von mehr als 600.000 Kilometern in der Stunde. Wir müssen etwa 650.000 erreichen. Das genügt, um eine stationäre Umlaufbahn zu erreichen. Wir fliegen dann zwar immer im Kreis herum, stehen aber immer über dem gleichen Punkt des Schwarzen Loches.
„Wollen wir es hoffen", stöhnte Kosham. „Kommunikationstechnik finde ich auf jeden Fall viel leichter."
Camerrham lachte glucksend.
Sie klapperte mit den Zangen ihrer Arme.
„Danach wird es erst interessant", erklärte sie. „Wir werden erfahren, ob unsere wissenschaftlichen Berechnungen stimmen. Wenn wir uns nicht geirrt haben, dann ist die Materie am Rand des Schwarzen Loches wegen der hohen Rotation dünner als die Luft auf Ceresprammar. Wenn wir unsere Umlaufposition erreicht haben, werden uns die Instrumente anzeigen, wo die Öffnung ist, durch die wir fliegen müssen. An ihr ist der Raum so stark gekrümmt, daß Entfernungen bedeutungslos werden. Der Raum zwischen dem inneren Ereignishorizont des Schwarzen Loches und dem Punkt, an dem wir wieder in den normalen Raum eintreten werden, ist der Schauplatz der sogenannten äußeren Krise der Physik. Hier verliert der Begriff der Entfernung seinen Sinn, so daß wir in der für uns normalen Zeit viele Lichtjahre überwinden und damit den Abgrund zwischen den Sternen überspringen können. Wir müssen froh sein, daß wir das Schwarze Loch in unserer Nähe entdeckt und diese Möglichkeit, Zeit und Raum zu überlisten, entwickelt haben."
„Froh bin ich erst, wenn ich in einer halben Stunde feststellen kann, daß ich noch lebe", sagte Kosham.
„Eine halbe Stunde?" Camerrham lachte erneut. „Du wirst es in wenigen Minuten wissen."
Jetzt wurde es still in der Zentrale. Angesichts der unmittelbar bevorstehenden Entscheidung wagten die drei Ceresprammarerinnen kaum noch zu atmen.
Die Instrumente zeigten an, daß sich das Raumschiff der angestrebten Endgeschwindigkeit näherte und in eine Umlaufbahn um das Schwarze Loch getreten war. Noch aber befand es sich Tausende von Kilometern von ihm entfernt, raste jedoch in einer immer enger werdenden Spirale darauf zu.
Die Kommandantin bildete mehrere Pseudopodien aus, um die verschiedenen Steuerungsinstrumente des Schiffes bedienen zu können.
Kosham lauschte.
Ihr war, als ob es in den Verstrebungen des Raumers knackte und krachte. Drohte das Schiff unter dem Einfluß der
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