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106 - Schatten des Krieges

106 - Schatten des Krieges

Titel: 106 - Schatten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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ihn kurz vor Einfahrt in die Stadt verborgen hatte. Dann ging es zu Fuß weiter.
    An einer Stelle, an der der Rost ganze Arbeit geleistet hatte, kletterte sie durch ein mannshohes Loch im Zaun. Angesichts der verrotteten Anlage brauchte sie einige Zeit, um sich zu orientieren. Dann marschierte sie zielstrebig zu einem hoch aufragenden Stahlgebilde, das einem der Ölbohrtürme nachempfunden war, denen der Staat Texas einst allen Reichtum verdankt hatte.
    Vor ihrem Besuch bei Mr. Hacker in Waashton, dem sie Nachrichten von Mr. Black überbracht und den sie um ein Fortbewegungsmittel ersucht hatte, waren Honeybutt Bohrtürme völlig unbekannt gewesen. Zum Glück hatte die Datenbank der Running Men ein Foto ausgespuckt, an dem sie sich nun orientieren konnte.
    Oben, auf der Plattform knapp unterhalb der Spitze hatte es vor »Christopher-Floyd« ein Restaurant gegeben, dessen Wände noch immer Wind und Wetter standhielten. Der Aufzug funktionierte längst nicht mehr, deshalb huschte sie geduckt zur Treppe und schlich leise die Stufen empor.
    Kalter Wind schnitt ihr ins Gesicht, als sie den zweiten Absatz erreichte. Ihre Schwellungen begannen erneut zu pochen, doch sie ignorierte den dumpfen Schmerz, fasste den Armbruster fester und stieg weiter treppauf.
    Noch weit unterhalb der Plattform vernahm sie gedämpftes Ätherrauschen und zwei Männerstimmen. Die beiden Weltrat-Agenten fühlten sich anscheinend vollkommen sicher.
    Honeybutt überprüfte, ob ein Pfeil im Druckluftschacht lag.
    »Wie lange noch bis zum Kontakt mit Washington?«, klang es aus einem zersprungenen Fenster.
    »In achtundvierzig Minuten öffnet sich das nächste ISS-Zeitfenster«, antwortete eine zweite, ebenfalls männliche Stimme.
    »General Crow wird staunen, wenn er hört, dass Takeos Sohn zurück ist.«
    Als sie oben ankam, mied Honeybutt den vor ihr liegenden Eingang. Die Tür mochte besonders gesichert sein. Deshalb wandte sie sich nach rechts und entfernte sich von den Stimmen. Auf der umlaufenden Balustrade, die im Sommer als Terrasse gedient hatte, schlich sie zur Gebäuderückseite.
    Auch hier waren im Laufe der Jahrhunderte mehrere Scheiben zersprungen und durch Bretterverschläge ersetzt worden. Eines der Löcher wurde nur von einem angelehnten morschen Türblatt verdeckt. Honeybutt rückte es zur Seite und zwängte sich durch die scharfkantige Öffnung.
    Gleich darauf fand sie sich in der ehemaligen Küche wieder.
    Die Stimmen wurden wieder lauter. Sie kamen aus einem der Nebenräume.
    Den Armbruster in der Vorhalte,, ging sie ihnen nach.
    Die beiden Weltrat-Agenten, die auf dem Fußboden des ehemaligen Speisesaals hockten, trugen graue Thermoanzüge, die sie vor dem eisigen Luftzug schützten. Neben ihnen standen mehrere Funkgeräte, mit denen sie die Frequenzen der Cyborgs abhörten, sowie ein leistungsstarkes Fernrohr, das auf den Medical Science Tower gerichtet war. Unter den anderen technischen Gerätschaften, die beinahe unter einem Berg von leeren Einwegrationen verschwanden, musste sich auch der Sender befinden, mit dem sie die AP's beeinflussten.
    Honeybutt drückte den Armbrusterschaft in die Schulter, trat aus dem Schutz des Mahagonitresens hervor und visierte einen der beiden Kerle an. Zehn Meter trennten sie noch von den Agenten. Zehn Meter ohne jede Deckung. Für keinen von ihnen.
    Der Nacken des Vordersten füllte Kimme und Korn aus.
    Honeybutts Zeigefinger legte sich um den Abzug, bis sie den Druckpunkt spürte. Um das Geschoss auf die Reise zu schicken, musste sie den Muskel nur noch einen Millimeter weiter anspannen.
    Ein Zittern überlief ihren Körper. Sie hatte es sich so einfach vorgestellt: die Männer, die das Leben ihres Liebsten und seiner Angehörigen gefährdeten, zu töten. Nach all den Erlebnissen der letzten Tage hatte sie geglaubt, ein Herz aus Eis zu besitzen. Und nun, da sie hier stand, fehlte ihr das letzte Quäntchen Skrupellosigkeit, um einen vorsätzlichen Mord zu begehen.
    »Shit!«
    Einer der beiden Agenten wandte sich um und sah sie aus schreckgeweiteten Augen an. Er war schon älter, knapp an die Fünfzig, mit grauem Haar, das in dünnen Strähnen unter der Kapuze hervor lugte. Einen Augenblick lang verharrte er wie aus Stein gemeißelt, dann warf er sich zur Seite und zog seinen Driller.
    Honeybutt folgte der Bewegung mit dem Armbruster. Ganz instinktiv, ohne darüber nachzudenken. Genauso wie sie den Finger krümmte. Fauchend jagte der Pfeil aus dem Schacht.
    Honeybutt verfolgte nicht, wie der

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