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1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschickt. Jetzt ist sie dabei, wahr zu werden, verflixt noch mal. Wir können nichts tun. Oder willst du hinfahren?«
    »Nein, nein, das auf keinen Fall.«
    »Eben, dann…« Helmut Kluge sprach nicht mehr weiter. Er blieb ebenso stumm wie sein Begleiter. Beide schauten zu, was sich am gegenüberliegenden Ufer veränderte. Das Ufer selbst blieb in die Dunkelheit eingebettet. Aber davor und auf dem Wasser verteilte sich der helle Schein, so daß mehrere Gestalt ten zu sehen waren.
    Menschen? Geister? Die beiden Männer konnten die Frage nicht beantworten. Möglicherweise beides, aber sie glaubten nicht an Geister oder wollten nicht daran glauben. Das hier war etwas völlig anderes. Das war ein Phänomen, und dieses blieb.
    Zwischen den einzelnen Gestalten waren Lücken entstanden. Sie nahmen jetzt eine gewisse Breite ein. Helmut Kluge fing halblaut aber hörbar an zu zählen.
    »Eins… zwei …«, er zählte weiter und hörte erst bei acht auf.
    Vor ihm stöhnte Günter Heller. Auch er hatte die Zahl gehört, er sah alles, doch er war nicht in der Lage, einen Kommentar abzugeben. Auch Kluge sprach nicht mehr. Er war ebenso in den Bann geschlagen worden wie sein Freund. Auch das Ruder hatte er vergessen. So dümpelte der Kahn steuerlos auf den Wellen, schaukelte auf und nieder und drehte sich dabei.
    Sie schauten hin.
    Und sie sahen das Phänomen, das nur von Helmut Kluge in Worte gefaßt wurde. »Sie gehen über das Wasser. Verdammt noch mal, sie gehen tatsächlich über die Wellen…«
    ***
    Es war für die beiden Männer etwas Ungeheuerliches. Sie kamen sich vor wie Menschen, die von einer mit Märchen gefüllten Schatzkiste hockten, die sich nun geöffnet hatte, so daß all die Geschichten, die man sich erzählte, Wahrheit wurden.
    Wer waren sie? Waren es die Rheinsirenen, von denen die Schiffer berichteten? Die schon seit Jahrhunderten ihr Unwesen trieben und unschuldige Menschen durch ihr Erscheinen und durch ihren Gesang in die Tiefe lockten?
    Oder waren es nur Spiegelungen irgendwelcher verborgener Lichtquellen, die in der Tiefe auf dem Grund des Stroms lauerten und normalerweise nicht zu sehen waren?
    Keiner der beiden Männer kannte die Antwort. Sie sahen und begriffen nicht. Sie erkannten nur, daß es sich um Phänomene handelte, die menschliche Umrisse angenommen hatten.
    Günter Heller stöhnte auf. Er sprach danach mehr zu sich selbst, aber Helmut hörte seine Worte trotzdem. »Dieser Stahl hat erzählt, daß noch weitere Frauen verschwunden sind. Ich habe es noch in Erinnerung. Ich weiß nicht, wie viele es gewesen sind. Aber ich zähle acht Gestalten. Du auch, Helmut?«
    Kluge antwortete mit einem gepreßt klingenden »Ja«.
    »Und was sollen wir dagegen tun?«
    »Nichts.«
    »Wie nichts?«
    »Wir bleiben!«
    »Und dann?«
    »Wir warten auf sie!«
    Kurze knappe Dialoge, die einiges von der Spannung erkennen ließen, die in den Männern steckte. Für sie war es die Nacht der Geister geworden. Sie fanden keine Erklärung für die Vorgänge. Es war nicht mehr rational zu fassen. Welche Menschen konnten schon über das Wasser schreiten? Es gab keine. Man erzählte sich höchstens Witze darüber. Was sie sahen, war kein Witz.
    Die Gestalten bewegten sich weiter. Sie näherten sich. Sie ließen sich von den Wellen und den Strudeln nicht stören. Für sie waren derartige Widrigkeiten einfach nicht vorhanden. Es war auch nicht zu erkennen, ob sie auf dem Wasser gingen oder darüber hinwegschwebten. Die beiden Männer mußten diese Gestalten einfach hinnehmen, und sie schauten auch zu, wie sich die Wesen immer mehr der Flußmitte näherten. Wenn sie so weitergingen, dann konnten sich die beiden Männer leicht ausrechnen, wann sie das Boot erreicht hatten.
    Beide versuchten, voller Verzweiflung herauszufinden, ob sich unter den acht Gestalten auch ihre Töchter befanden. Noch konnten sie nicht sicher sein, doch sie wollten endgültige Gewißheit haben, was ihnen bisher nicht gelang.
    Zu diffus, zu schwach zeichneten sich die Ankömmlinge ab. Aber sie waren keine Täuschung. Es gab sie wirklich. Und sie waren anscheinend aus der Tiefe des Rheins gestiegen wie die schönen und gefährlichen Sirenen.
    Die Männer sprachen nicht mehr zusammen. Sie konzentrierten sich einzig und allein auf das Phänomen, das immer näher an sie herankam, über die Wellen hinwegglitt, sich nicht beirren ließ. Keine Welle schlug so gegen ihre Körper, daß Wasser in die Höhe spritzte. Wie auf einem unsichtbaren Surfbrett glitten sie

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