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1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überzeugt, daß es bei Verenas und Susannes Verschwinden nicht mit normalen Dingen zugegangen war. Da mußte etwas passiert sein, an das sie überhaupt nicht gedacht hatten. Möglicherweise Dinge, die über das normale Begreifen hinausgingen.
    Es gab viele Sagen und Legenden in dieser Umgebung. Der Rhein war so etwas wie ein Transportmittel für schaurige Geschichten, und damit war nicht nur die Loreley gemeint, deren Felsen seine Anziehungskraft auf unzählige Touristen behalten hatte.
    Sie fuhren der Strommitte entgegen. Nicht in gerader Linie, das wäre unmöglich gewesen. Immer wieder wurden sie abgetrieben oder mußten gegenlenken. Das Wasser wollte sich nicht kontrollieren lassen und immer Sieger bleiben.
    Die einsamen Fahrer hatten sich vorgenommen, nicht aufzugeben.
    Weitermachen. Kämpfen. Hart sein. An die verschwundenen Töchter denken. Das war es, was sie interessierte.
    Um diese Zeit herrschte kein Schiffsverkehr mehr. In der Dunkelheit war es zu gefährlich. Jetzt gehörte der Rhein sich selbst. Ab und zu rollten die Güterzüge am anderen Ufer entlang. Das Geräusch der fahrenden Wagenschlangen rollte über das Wasser hinweg und hallte auch an den Bergflanken hoch.
    Niemand hatte ihnen gesagt, wie weit sie fahren sollten. Beide hatten sich vorgenommen, es bis zum anderen Ufer durchzuziehen. Danach würde man weitersehen.
    Sie kämpften sich vor. Immer öfter erlitten sie Rückschläge, wenn sie Strudel zu stark waren und ihr Boot zu packen bekamen. Sie zogen es herum, sie wollten es an sich reißen, und nur dank des Motors konnten sie sich befreien. Als Ruderer wären sie verloren gewesen.
    Hinein in kleine Wellentäler. Dann wieder in die Höhe geschaufelt. Hart gegen querlaufende Wellen, die den Bug erwischten, das Flußwasser in die Höhe schleuderten und damit auch gegen die Gesichter der Männer.
    Die flachere Uferregion hatten sie längst hinter sich gelassen.
    Durch die Dunkelheit hatten sich die Umgebung verändert. Sie kamen sich vor wie auf einem Meer. Eingepackt in die Dunkelheit der Nacht und in das Rauschen des Wassers.
    Helmut Kluge kümmerte sich auch weiterhin um das Ruder. Er war derjenige, der sich auskannte. Denn das Boot gehörte ihm. Sein Freund Günter hatte Zeit, sich die Wasserfläche genau anzuschauen.
    Immer wieder suchte er nach einem Hinweis. Wenn ihre beiden Töchter wirklich erscheinen wollten, dann mußten sie sich zeigen.
    Sie konnten nicht wie Geister vom Himmel fallen.
    Heller sah nichts. Nur Wasser und Schatten, wobei sich beide bewegten. Er war kein großer Seefahrer und spürte, daß die Schaukelei seinem Magen nicht eben guttat. Aufgeben wollte er auch nicht. Da mußte man einfach durch.
    Nur von den jungen Frauen war nichts zu sehen. Die Dunkelheit umschloß alles. Keine Bewegung auf dem Wasser. Kein Licht, das tanzte. Keine Gestalten in einem Boot, das von der anderen Seite auf sie zugefahren wäre.
    Heller wischte immer wieder das kalte Wasser aus seinem Gesicht.
    Zum Glück trugen sie die dunklen Ostfriesennerze, die einiges abhielten.
    Wellen rollten an, vom Wind hochgewühlt. Sie waren schnell, sie erwischten das Boot, hoben es in die Höhe und ließen es kurz danach wieder sinken. Heller spürte seinen Magen danach besonders intensiv und fragte sich, wie lange er das noch durchhalten konnte.
    An die Geräusche des Außenborders hatte er sich gewöhnt. Deshalb fiel es ihm auch auf, daß sie leiser wurden, als wollten sie kurz darauf verstummen.
    Das trat nicht ein. Nur mit halber Kraft fuhren sie, standen praktisch auf der Stelle und wurden so zu einem Spielball der Wellen.
    Heller drehte sich um.
    Sein Freund Helmut Kluge saß noch immer an der gleichen Stelle und kümmerte sich um das Ruder. Er sah auch den fragenden Blick des vor ihm hockenden Mannes.
    »Tut mir echt leid«, sagte Kluge. »Aber ich traue mich nicht, weiter hinaus auf den Strom zu fahren. Nicht mit unserem Boot. Da ist das Wasser zu gefährlich.«
    Günter verstand. Er nickte. »Was sollen wir denn jetzt machen?« fragte er.
    Kluges Mund verzog sich in die Breite. »Ich will nicht aufgeben, wir werden sehen, daß wir ungefähr diese Stelle halten. Wie gesagt, weiter vorn ist es zu gefährlich.«
    »Ja, du hast recht. Aber was ist mit unseren Töchtern?«
    »Vielleicht sehen wir sie.«
    Günter lachte bissig auf. »Und wo? Auf einem Boot? Rudern sie plötzlich auf uns zu?«
    Helmut winkte ab. »Hör auf, Günter. Es hat keinen Sinn, darüber zu diskutieren. Das haben wir schon getan.

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