1066 - Gesils Punkt
Krandhorjan - und du ...?"
„Wir konnten uns sehr wohl verständigen", erwiderte Gesil. „Ich fand schnell heraus, daß du kein Feind warst."
„Aber du sprachst eine andere Sprache als ich."
„Das vielleicht, aber..."
„Lenke nicht ab, Gesil! Welche Sprache war das?"
„Wie soll ich dir das in Interkosmo erklären?"
„Erkläre es mir in jener Sprache. Sprich in dieser Sprache."
Gesil machte den Eindruck vollster Konzentration. Atlan ließ sie nicht aus den Augen, aber als er ihrem Blick begegnete, wendete er sich doch rasch ab, um nicht von schwarzen Flammen in seinem Bewußtsein abgelenkt zu werden.
Ein splitterndes Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Als er zum Tischrand blickte, war der Glaswürfel verschwunden. Er lag in Scherben auf dem Boden.
„Warum tust du das, Gesil!" sagte er scharf. „Wenn ich mich darum bemühe, das Rätsel deiner Herkunft zu ergründen, dann geschieht das auch zu deinem Besten."
„Aber ich habe dir gesagt, woher ich stamme. Aus Varnhagher-Ghynnst!"
„Aus Varnhagher-Ghynnst", wiederholte er sarkastisch. „Und welchem Volk gehörst du an? Wo sind deine Artgenossen zu Hause? Welche Welt ist deine Heimat? In welcher Galaxis liegt dein Heimatplanet? Wie heißt die Sonne des Systems, in dem du geboren wurdest? In welcher Sprache hast du mich bei unserer ersten Begegnung angesprochen?"
„Muß ich das denn - einem Volk angehören? Artgenossen haben?"
fragte sie nachdenklich. „Warum forscht du denn nach Namen, die doch von keinerlei Bedeutung sind."
„O doch, Namen sind von großer Bedeutung", sagte Atlan ärgerlich. „Sie könnten uns helfen, das dich umgebende Geheimnis zu ergründen. Gesil, erinnere dich!"
Sie murmelte irgend etwas, das Atlan nicht verstand. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß sie in ihrer Sprache gesprochen hatte.
„Wiederhole es!" forderte Atlan sie auf.
Sie sah ihn verwundert an und meinte: „Ich sagte bloß: ,Die Form eines Dinges ist ohne Belang, es kommt auf seine wahre Natur an. Etwas mit tausend Namen hat nicht auch tausend Gesichter.’"
„Das klingt gut", sagte Atlan sarkastisch. „Aber ich möchte es in deiner Sprache hören."
„Warum? Dadurch würde sich doch sein Inhalt nicht verändern?"
„Tu mir bitte den Gefallen und wiederhole das Zitat, oder was, immer es auch ist, in deiner Sprache", bat Atlan.
„Wie du wünschst", sagte Gesil verständnislos. Und sie wiederholte das Gesagte in Interkosmo und fügte hinzu: „Dies und nichts anderes habe ich gesagt."
Atlan gab es auf. Er war in seiner Enttäuschung geneigt, ihr zu glauben, daß sie mit dem Erlernen des Interkosmo den Gebrauch ihrer Muttersprache verlernt hatte.
Zumindest schien sie vergessen zu haben, sie bewußt zu gebrauchen. Vielleicht war es die Philosophie ihres Volkes, daß es genügte, jedem Ding nur einen Namen zu geben.
Da sie die Dinge jetzt in Interkosmo benannte, wurde das unbrauchbar gewordene Vokabular automatisch aus ihrem Gedächtnis gelöscht. So einfach mochte das sein.
War es das? Handelte es sich um eine aktualprogressive Amnesie oder Verdrängung?
Er hatte es versäumt, Gesils Sprache aufzuzeichnen. Es hatte dafür keine Veranlassung gegeben, denn sie lernte Interkosmo so verblüffend schnell unter dem Hypnoschuler, daß kein Translator benötigt wurde. Jetzt sah es Atlan als nicht wiedergutzumachende Unterlassungssünde an.
Gesil trug alle Antworten in sich, aber er hatte noch nicht den Schlüssel zu ihnen gefunden. Fragte sich nur, ob es einen solchen überhaupt gab. Die Spoodies mochten ein solcher Schlüssel sein.
„Kehren wir zum Ausgangspunkt zurück", sagte Atlan. „Was hat dich zu den Spoodies hingezogen?"
„Neugierde?" fragte sie mit großen, unschuldigen Augen.
„Sieh mich nicht so an", bat Atlan. „Ich könnte mir vorstellen, daß die Spoodies für dich eine besondere Bedeutung haben, deren du dich aber nicht mehr entsinnst. Und du suchst die Lagerräume auf, um durch den Anblick der Spoodies die verlorengegangene Erinnerung zurückzuerhalten. Ist es so?"
„Wenn du. wirklich meinst", sagte sie unsicher.
„Wir könnten es herausfinden", schlug Atlan vor. „Ein einfacher Versuch würde genügen. Suchen wir gemeinsam einen der Lagerräume auf..."
„Nein!" rief Gesil ängstlich aus. „Das will ich nicht."
„Warum nicht?"
Gesil hatte sich wieder beruhigt.
„Die Spoodies interessieren mich gar nicht."
„Du meinst, nicht mehr."
„Wenn du es sagst."
„Und warum interessieren sie dich nicht mehr?"
Gesil dachte
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