163 - Der Zauberhelm
Sie trugen Rucksäcke, die das Laufen noch beschwerlicher machten. Ihre helle Khakikleidung wies große dunkle Schweißflecken auf. Daran war nicht nur die schwüle Hitze schuld, sondern viel mehr noch die bohrende Angst, die sie zu immer größerer Eile trieb.
Der Boden unter ihren Füßen war modrig-weich, über ihnen wölbte sich ein dichter Laubbaldachin, der kaum mal einn Sonnenstrahl durchließ und drei bis vier Etagen bildete. Schwärme von Insekten umschwirrten die Fliehenden, angelockt von deren Schweißgeruch, der sie wie eine unsichtbare, säuerlich riechende Fahne umwehte.
Es war eine Hölle, eine grüne Hölle, durch die sich die drei Männer keuchend kämpften. Überall begegnete ihnen die Natur mit unverhohlener Feindseligkeit, stand offensichtlich auf der Seite der Verfolger, die ein Teil von ihr waren, während diese fremden Abenteurer hier nichts zu suchen hatten.
Schlinggewächse versuchten sie zu Fall zu bringen, lange Dornen zerfetzten ihre Kleidung und bohrten sich in ihr Fleisch. Blutig und zerschrammt hieben sich die Männer durch die immergrüne Wand, bedroht von aggressiven Giftschlangen und hungrigen Raubtieren.
Es war nicht schwierig, ihrer Spur zu folgen, und die kleinen, halbnackten Wabaros - ein verschwindend kleiner Stamm, der sich dort angesiedelt hatte, wo der Urwald am feindseligsten war -, waren ausgezeichnete Fährtenleser.
Vincent Kerr blieb stehen und wischte sich wütend den Schweiß ab, der ihm fortwährend über das schmale Gesicht rann. Seine Wangen waren stark gerötet, und er atmete schwer mit weit offenem Mund. »Verdammt, ich hasse diesen Dschungel, ich hasse die Wabaros - und ich hasse mich, weil ich mich überreden ließ, diese Reise mit euch anzutreten.«
»Denkst du, wir bereuen es nicht, uns so weit vorgewagt zu haben?« gab Wendell Caulfield zurück. »Aber es ist nun mal geschehen und läßt sich nicht mehr rückgängig machen.«
»Ich darf gar nicht daran denken, was die Wabaros mit uns tun, wenn sie uns erwischen«, stöhnte Kerr. »Schlimm genug, daß wir in ihr Gebiet eingedrungen sind, aber wir haben sie auch noch bestohlen. Das verzeihen die uns nie.«
»Wie lange willst du noch hier herumstehen und Volksreden halten?« fragte Caulfield. »Wir müssen weiter.«
»Ich sage euch, wir schaffen es nicht. Vielleicht haben wir bereits die Orientierung verloren und laufen im Kreis. Ein Baum sieht wie der andere aus. Wie soll man sich in diesem Treibhaus-Irrgarten zurechtfinden?«
»Wenn es die Wabaros können, können wir es auch!« behauptete Caulfield. »Die haben einen Intelligenzquotienten wie ein Schnürsenkel.«
»Tiere brauchen keinen IQ, und die Wabaros sind Tiere, verflucht gefährliche sogar.«
Caulfield schwang wieder seine Machete, Kerr schlug auch wieder zu, und Dean Sullivan, der Dritte im Bunde, folgte ihnen stumm wie ein Fisch. Er litt unter der Hitze am meisten, hatte das Gefühl, sich in Schweiß aufzulösen. Er redete nicht, um Kraft zu sparen, denn jedes Wort hätte ihn angestrengt.
Ab und zu kreischten über ihnen auf fliegende Vögel, die sich auf diese Weise lautstark über die Ruhestörung beschwerten, hin und wieder brach irgendwo ein morscher Ast, doch die Fliehenden konnten sicher sein, daß dafür kein Wabaro verantwortlich war, denn die Eingeborenen bewegten sich völlig lautlos durch den Urwald.
Der Bau irgendeines Tiers brach ein, als Caulfield darauftrat. Der Mann stürzte und brach sich fast das Bein. Kerr und Sullivan sprangen hinzu und zerrten ihn hoch.
»Kannst du noch gehen?« fragte Kerr.
Caulfield löste sich von seinen Freunden und machte einen Versuchsschritt. Sein Gesicht verzerrte sich, und er humpelte mit zusammengebissenen Zähnen, aber er krächzte dennoch: »Wir müssen weiter. Es kann nicht mehr weit bis zum Fluß sein; ich rieche das Wasser bereits.«
»Was du riechst, ist mein Schweiß- fluß«, bemerkte Kerr. »Soll ich dir den Rucksack abnehmen?«
»Nicht nötig.«
»Laß Dean und mich vorgehen«, verlangte Kerr, »dann hast du es ein bißchen leichter.«
An ihrem Gürtel trugen sie Revolvertaschen. Sollte es sich nicht vermeiden lassen, würden sie auf die Wabaro-Indianer schießen. Wahrscheinlich hatten die Eingeborenen noch nie das Krachen eines Schusses gehört. Es konnte sie unter Umständen veranlassen, in heller Panik die Flucht zu ergreifen. Caulfields Knöchel begann anzuschwellen, und der Schmerz nahm zu, aber er sagte kein Wort, preßte trotzig die Kiefer zusammen und folgte seinen
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