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108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas

108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas

Titel: 108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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dem stand: Bitte
nicht stören.
    Coleman
arbeitete oft bis in den späten Abend. Aber es war ungewöhnlich, dass er kurz
vor Mitternacht noch immer nicht aus seinem Verschlag gekommen war. War ihm
etwas zugestoßen? Brenda Galley begann sich Sorgen zu machen. Kurzentschlossen
betätigte sie den Klingelknopf. Durch die hermetisch abdichtende und gut
gepolsterte Tür war das Klingelzeichen nicht zu vernehmen. Dafür meldete sich
aus der Sprechanlage neben dem Klingelknopf eine leise und sehr müde Stimme.
„Ja?“, erklang es verwundert.
    „Professor“,
Brenda Galley atmete unwillkürlich auf. „Gott sei Dank ... Ich hatte schon Angst,
Ihnen sei etwas zugestoßen.“
    „Kann Sie
beruhigen, Galley. Ich bin völlig okay und bei der Arbeit.“ „Wissen Sie auch,
wie spät es ist?“
    „Nein. Den
Glücklichen schlägt keine Stunde und keine Frau ...“ Brenda Galley schmunzelte.
Das war typisch Coleman. Er hatte eine militärisch knappe Sprechweise und
manchmal eine Art von trockenem Humor, mit dem er einige
Leuten schon vor den Kopf gestoßen hatte.
    „Gleich
Mitternacht, Professor. Wollen Sie nicht wenigstens ne Tasse Kaffee zu sich
nehmen?“
    „Mitternacht?!“
Ernest Colemans Stimme war die Überraschung anzuhören. „Und Sie sind immer noch
im Labor, Galley?“ Er sprach sie grundsätzlich nur mit dem Nachnamen an. Auch
eine Marotte von ihm. „Ich hatte noch zu tun, Professor.“
    „Sie werden’s
nicht glauben, aber ich auch. Ich komme sofort. Stellen Sie schon mal das
Wasser auf. Ich glaube, dass ne Tasse Kaffee jetzt nicht schaden kann.“
    Brenda Galley
machte auf dem Absatz kehrt und ging in ihren Arbeitsbereich zurück. In einem
extra abgetrennten Raum war eine kleine Küche eingerichtet. Außerdem stand eine
einfache Liege dort, auf der man sich in der Mittagspause ausruhen konnte. Die
Wissenschaftlerin schaltete die Kaffeemaschine ein und wandte den Kopf, als sie
die sich nähernden Schritte vernahm. Ernest Coleman kam. Er gähnte herzhaft und
hatte den weißen Kittel aufgeknöpft. Sein graumeliertes, dünnes Haar sah
zerzaust aus, als wäre der Wind hineingefahren. Tief atmend ließ Coleman sich
auf den wackeligen Stuhl neben der Tür plumpsen, nahm die Nickelbrille ab, rieb
sich die Augen und blickte dann auf die Frau.
    „Sie sind ne
treue Seele, Galley. Sie können wohl auch nie Schluss machen, wie?“
    „Ich hatte
noch zu arbeiten.“
    „Gibt es
niemand, für den es lohnt, früher nach Hause zu gehen?“ „Noch nicht. Ich warte
noch auf den Richtigen.“
    „Den werden
Sie hier nicht finden, Galley. Ich bin zu alt für Sie, und ich gefalle Ihnen
nicht. Einen anderen Mann gibt’s nicht. Je länger und öfter Sie sich hier
einsperren, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie jemand
kennenlernen werden ... Ich hab’s geschafft, Galley“, fugte er unvermittelt
hinzu, und die Forscherin hatte das Gefühl, als streife sie ein kühler Wind.
Coleman redete von seiner Arbeit! Das war mehr als ungewöhnlich. Wieder hatte
Brenda Galley das Gefühl, dass es richtig gewesen war, heute besonders lange zu
bleiben. Sie sah den Mann, der müde und abwesend nach seiner Tasse griff, nur
an. Sie sagte keinen Ton, denn sie wusste genau, dass es verkehrt war, Coleman
eine Frage zu stellen. Wenn er den Wunsch hatte, weiterzureden, würde er es von
sich aus tun. Genau so war es auch. „Der Stoff ist einsetzbar. Im Tierversuch
zumindest funktioniert er ... Galley, so etwas haben Sie noch nicht gesehen. Im
achtundneunzigsten Versuch hat’s geklappt.“ Er unterbrach sich, nahm einen großen
Schluck und schlürfte genussvoll.
    „Sie machen’s
spannend, Professor.“
    Er antwortete
nicht gleich, starrte in seine Kaffeetasse und schien die Welt um sich herum
vergessen zu haben. Dann stellte er die Tasse geräuschvoll auf die
Arbeitsplatte und erhob sich. Plötzlich schien alle Müdigkeit von ihm gewichen,
und er wirkte voll neuem Elan. „Kommen Sie, Galley. Ich will Ihnen etwas zeigen
...“
    Die
Forscherin merkte, wie es ihr heiß wurde. Noch nie während der vergangenen vier
Jahre hatte Coleman in dieser Weise mit ihr gesprochen. Auch nicht zu einem
anderen Mitarbeiter.
    Ich will
Ihnen etwas zeigen ...
    Er sagte kein
Wort von aber darüber lassen Sie mir nichts verlauten oder das ist streng geheim ...
    Wenn er sich
entschloss, ihr einen Blick in sein Heiligtum zu gestatten dann schloss diese
Tatsache alles andere in sich ein. Er ging voraus, nicht ganz so aufrecht wie
sonst, sondern etwas gebeugt.

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