11 Kicker und ein falsches Spiel
lassen.
Jetzt kann uns niemand mehr aufhalten. Mit einem Steilpass auf Paco reiÃe ich die gegnerische Deckung auf. Der läuft alleine dem Keeper entgegen, legt im letzten Moment quer auf seinen heranstürmenden Bruder, und Pablo donnert den Ball ins Tor, als wolle er ein Loch ins Netz schieÃen.
Juchzend fallen Paco und Pablo übereinander her. Flo reiÃt sie jubelnd zu Boden. Michi springt auf Flos Rücken und ich springe auf Michis Rücken. Als Letzter hechtet Benno auf unseren Haufen. Im Augenblick des Triumphs kann man einiges aushalten.
Als die Moordorfer gegen Ende alles nach vorne werfen, kontern wir sie klassisch aus: Benno köpft den Ball aus der Gefahrenzone, Flo schickt Michi auf die Reise, Michi eilt auf den herauseilenden Torwart zu und lupft den Ball mit einer perfekten Bogenlampe über ihn hinweg in die Maschen. Wow!
Als der Schlusspfiff ertönt, reiÃen wir erleichtert die Arme hoch. Nur Speckmann winkt ab und marschiert wortlos in Richtung Kabine. Wilfried sieht etwas verunsichert aus, doch als sein Chef auÃer Sichtweite ist, klopft er Michi anerkennend auf die Schulter.
Speckmanns Kabinenpredigt hat sich gewaschen. Von unverzeihlicher Disziplinlosigkeit schwadroniert er und dass wir es nur der Schwäche des Gegners zu verdanken hätten, nicht die Quittung für unser eigenmächtiges Verhalten bekommen zu haben. Unsere Abwehr sei ein einziger Hühnerhaufen gewesen. »Aber wenn ihr glaubt, ihr könnt mir auf der Nase herumtanzen«, poltert er, »dann habt ihr euch getäuscht. Deshalb werden wir morgen eine Zusatzschicht einlegen. Eine kleine Trainingseinheit zur Stärkung von Muskulatur und Disziplin sozusagen.«
»Morgen wird hier aber gespielt«, wirft Philipp ein.
»Messerscharf erkannt«, erwidert Speckmann. »Deshalb treffen wir uns um 16 Uhr auf der Alten Weide gegenüber vom REWE. Wer nicht weiÃ, wo das ist, den hole ich gerne persönlich mit dem Auto ab.«
Alle versichern schnell, dass sie ganz genau wissen, wo die Alte Weide ist. Wer will schon von Speckmann abgeholt werden?
Du kriegst uns nicht klein, denke ich grimmig und will mir die Freude über den heutigen Sieg nicht nehmen lassen. Wahrscheinlich war es der wichtigste Sieg, den wir je errungen haben. Wir haben nicht nur die Portugiesen geputzt, sondern auch Speckmann ein Schnippchen geschlagen. Und plötzlich weià ich auch, wem wir das sofort erzählen müssen.
Immer noch dritter Spieltag
»Also ich weià nicht, ob das so eine gute Idee ist.« Benno schüttelt zweifelnd den Kopf. »AuÃerdem hat Speckmann doch gesagt, dass Andi noch viel zu schwach ist, um Besuch zu empfangen. Wenn er einen Rückfall kriegt, dann sind wir schuld.«
»Ich glaub dem kein Wort«, entgegnet Flo. »Hör gut zu und tue das Gegenteil. Das ist bei Speckmann die beste Devise.«
»Wenn ich auch nur einen Tropfen Blut sehe, kippe ich sofort um«, warnt Benno.
»Deshalb wollen wir ja auch nicht zum Schlachthof, sondern ins Krankenhaus«, beruhige ich ihn.
Aber ein bisschen mulmig ist auch mir zumute. Meine Eltern gucken montags immer so eine Krankenhausserie im Fernsehen. Da stecken in den Patienten meistens tausend Kabel und Schläuche, und irgendwann fängt ein Gerät an zu piepen, und eine grüne Linie auf einem Monitor hüpft auf und ab, bis sie schlieÃlich ganz flach wird und ein fieser Heulton zu hören ist, der bedeutet: Ende, aus, Feierabend.
Mit den Resten unseres Taschengelds haben wir eine
Topfblume und einen Schokoriegel gekauft - falls Andi bei Bewusstsein sein sollte.
Mit Gummibeinen schlendern wir auf die Eingangstür des Kreiskrankenhauses zu und erschrecken ein bisschen, als diese sich automatisch öffnet. Benno und ich verlangsamen unsere Schritte, während sich Flo selbstbewusst an die Rezeption wendet: »Entschuldigen Sie, wir möchten gerne Herrn Andreas Winterhoff besuchen ⦠falls das möglich ist.«
»Er liegt auf der Intensivstation«, fügt Benno düster hinzu.
»Einen Moment bitte â¦Â« Die Krankenschwester hinter der Glasscheibe drückt ein paar Tasten auf ihrem Computer und sagt: »Herr Winterhoff liegt nicht auf der Intensiv, sondern auf B 138. Nächste Tür rechts.«
»Seht ihr!«, sagt Flo erleichtert. »Nicht auf der Intensiv.«
»Wahrscheinlich haben die hier auch eine Sterbeabteilung«, flüstert Benno.
»Unsinn, jetzt
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