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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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mal sehen, wie grün ihr hinter den Ohren seid, wenn’s um Taktik geht«, entgegnet Speckmann trocken. »Auf das Überraschungsmoment kommt es an. Glaubt ihr etwa, es gibt hier auch nur eine Mannschaft, die eure Standardaufstellung nicht kennt? Die Japaner haben ihre Spione doch überall. Die glauben, sie hätten uns durchschaut. Aber nicht mit mir, sage ich euch. Nicht mit mir! Seid froh, dass ihr einen Trainer mit dreißigjähriger Erfahrung habt. Einen Trainer, der den ganzen Vormittag an seinem Schreibtisch verbracht hat, um die richtige Taktik auszutüfteln.«
    Wilfried nickt bedeutungsschwer, und ich werde von einer ohnmächtigen Wut gepackt. Am liebsten hätte ich ihm seinen beschissenen Zettel ins Maul gestopft und ihn angebrüllt, dass sein Schreibtisch ja wohl kaum auf einem Rastplatz an der Landstraße nach Dornheim steht. Zitternd balle ich die Fäuste, bis meine Fingerknöchel weiß werden.
    Â»Der moderne Fußball hat drei Elemente«, fährt Speckmann fort. »Eine schnelle, wendige Verteidigung, ein
kompaktes Mittelfeld und einen schlanken Angriff. Unsere mexikanischen Rennmäuse halten also die Abwehr zusammen. Felix, Basti und Danny besetzten das Mittelfeld und Alex ist einzige Spitze. Und haut denen auf die Socken, dass es nur so kracht. Ich will Einsatz sehen.«
    Mit diesen Worten dreht er sich um, wirft den Zettel in den Papierkorb und knallt die Tür hinter sich zu, dass die Bänke erzittern.
    Â»Ihr habt gehört, was der Trainer gesagt habt«, grunzt Wilfried. »Also raus zum Warmmachen, los, los …«
    Wir schlurfen fassungslos aus der Tür. Das ist keine Taktik, sondern Wahnsinn. Der reine Selbstmord.
    Â 
    Als der Anpfiff ertönt, stehen wir mit schweren Beinen auf ungewohnten Posten. Paco und Pablo blicken sehnsüchtig nach vorne, wo sie normalerweise die gegnerische Verteidigung durcheinanderwirbeln. Alex wirft einen besorgten Blick nach hinten, wo er sonst mit Benno dafür sorgt, dass die Null steht. Basti und Danny schleppen sich orientierungslos durchs Mittelfeld. Abgesehen von Jaromir bin ich der Einzige, der seinen angestammten Platz einnimmt, und spüre die Last der Verantwortung auf meinen Schultern.
    Nichts gegen Post SV Hohenweiler, und ich will hier auch keine dicke Lippe riskieren, aber normalerweise hauen wir denen in null Komma nichts den Kasten voll. Das wissen die selbst ganz genau, lassen den Ball unbeholfen durch die eigenen Reihen hoppeln und wundern sich darüber, dass wir uns wie in Zeitlupe bewegen. Ein
Katastrophenkick, der jeder Beschreibung spottet. Hier spielt Dumm gegen Doof, besser gesagt, der FC Untalentiert gegen den TSV Übertrainiert. Nach dreißig Minuten bereitet der Schiri dem Grauen ein vorläufiges Ende und pfeift zur Halbzeit.
    Nach der Pause wird das Niveau dann noch mieser, falls das überhaupt möglich ist. Zweikämpfe Mangelware, Strafraumszenen Fehlanzeige, Torschüsse nicht vorhanden. Zwei Minuten vor dem Ende wird Flo für Basti eingewechselt, um das Ruder herumzureißen, aber vergeblich. Er hat gerade zum ersten Mal den Ball berührt, da gellt uns der Schlusspfiff in den Ohren. Ein »leistungsgerechtes« 0:0 nennt man das wohl.
    Mit hängenden Köpfen schleichen wir vom Platz, während die Japaner sich abklatschen.
    In der Kabine sagt keiner ein Wort. Nur Speckmann ist offenbar bester Laune: »Große Klasse, Männer! So hab ich mir das vorgestellt. Darauf lässt sich aufbauen. Nicht eine Torchance haben die gegen uns herausgespielt …« Ich kann mir den Schwachsinn nicht länger mit anhören, schnappe mir ungeduscht meine Sporttasche und flüchte nach draußen. Flo und Benno stolpern mir hinterher.
    Â»Lässt mich die ganze Zeit auf der Bank schmoren, der Mistkerl!«, brummt Benno.
    Â»Mich bringt der in letzter Sekunde«, faucht Flo. »Und wisst ihr, was er zu mir gesagt hat? ›Jetzt kannst du zeigen, dass du in die Mannschaft gehörst‹, hat er gesagt. Ich könnte ihn umbringen!«

    Â»Du musst unbedingt mit deinem Vater reden!«, flehe ich. »Der soll den achtkantig rauswerfen.«
    Â»Und zwar am besten gleich aus dem ganzen Verein«, ergänzt Benno.
    Â»Das werde ich«, verspricht Flo. »Noch heute Abend rede ich mit meinem Vater. Ihr könnt euch darauf verlassen.«

Sonntag, zweiter Spieltag
    Â»Du hast es versprochen!«, wiederholt Benno beleidigt und stopft sich

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