Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1103 - Aussenseiter der Armada

Titel: 1103 - Aussenseiter der Armada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
der Erinnerung Farslyina war da, die gutmütige, geduldige Farslyina. Wie sie es damals versprochen hatte, wartete sie vor dem Schlafstock und verdeckte mit ihrer ganzen wuchtigen Körperfülle den Vorbeikommenden die Sicht. Sie sorgte für Deckung und verschaffte mir Zeit, meine Gedanken zu ordnen, die Sinne zu sammeln und zu schärfen.
    Zunächst waren meine Nerven wie taub. Ich spürte meinen eigenen Körper nicht, konnte mich nicht rühren. In meinem Kopf herrschte eine seltsame Leere. Ich nahm einen Schimmer von Licht wahr, aber ich vermochte ihn nicht einzuordnen in die Summe meiner Erfahrungen.
    Dann schälte sich, wie aus einem sich langsam verflüchtigenden Nebel, diese Gestalt in das Licht. Sie war meine erste bewußte Wahrnehmung und drängte sich behutsam in den allmählich erwachenden Geist.
    Farslyina war da!
    Eine Woge der Zuneigung überschwemmte mich, das seltene Gefühl zeitlich begrenzter Sicherheit. Ich hatte Ruhe, zu mir selbst zu finden, bevor der tödliche Strudel armadistischen Wahns mich wieder erfaßte und fortriß.
    Die gutmütige, geduldige Farslyina!
    Sie schützte mich vor ungebetenen, entlarvenden Blicken, bis ich wieder fähig war, mich selbst zu verteidigen. Sie stand mit dem Rücken zu mir, und ich betrachtete, immer wacher werdend, ihre korpulente Statur mit der braunen, von unzähligen Runzeln und Falten durchzogenen Haut. Zwei Meter hoch und mindestens ebenso breit, pendelte ihr Körper wippend hin und her und versperrte in wechselnden Perspektiven den Ausstieg des Schlafstocks so geschickt, daß kein Neugieriger länger als ein paar Sekundenbruchteile hineinsehen oder etwas erkennen konnte.
    Ich empfand tiefe Dankbarkeit. Nie zuvor in meinem wechselvollen Leben war ich einem Armadisten begegnet, der sich in ähnlich aufopfernder Weise um mein Wohlergehen gesorgt hatte wie Farslyina.
    Ruhig und entspannt lag ich da und wartete völlig bedenkenlos darauf, daß Körper und Geist wieder eine handlungsfähige Einheit bildeten. Wann hatte ich jemals so gelassen sein dürfen!
    Während sich in den Spitzen meiner Gliedmaßen ein leichtes Kribbeln einstellte und der Prozeß des Erweckens damit programmgemäß fortschritt, wurden auch meine Gedanken immer klarer. Der Emotion folgten nüchterne Überlegungen, die mir dazu verhalfen, die Dankbarkeit gegenüber Farslyina und dem rationalen Ablauf der Geschehnisse zu verknüpfen.
    Die Vorkommnisse unmittelbar vor dem Einschlafen wurden mir bewußt, drängten sich förmlich auf. Eine ganze Weile gab ich mich der Erinnerung hin.
    Müde, erschöpft und abgekämpft hatte ich mich an Bord der Schlafboje geschlichen. Hinter mir lagen unangenehme Ereignisse, die mich viel Lebensmut und ebenso viel körperliche Substanz gekostet hatten. Ich war nur noch von dem einen Wunsch beseelt, eine Schlafetappe einzulegen, um welchen noch so hohen Preis auch immer. Daß ich nicht sofort entlarvt und ausgestoßen wurde, rechnete ich allein dem Umstand zu, daß die Armadisten, die hier ein- und ausgingen, viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren.
    Eine viel größere Gefahr für mich bildeten die Armadamonteure und die Stammbesatzung der Boje, denen mein Eindringen längst aufgefallen sein mußte. Aber noch unternahmen sie nichts, oder aber sie taten es so geschickt, daß ich es erst merken würde, wenn die Falle zuschnappte.
    Trotz aller Zielstrebigkeit war mir überdies völlig unklar, wie ich es bewerkstelligen sollte, einen Schlafstock zu aktivieren, ohne daß ich damit sofort einen Alarm auslöste. Ich gehörte ja nicht zu ihnen, zu diesen hochgewachsenen, breiten Leuten mit der ledernen Haut, den stämmigen Beinen und den vier kurzen, waagerecht aus dem Rumpf wachsenden gelenklosen Ärmchen, deren Schnittpunkt hals- und schulterlos den Übergang zu einem winzigen runden Kopf markierte. Schon der körperliche Unterschied mußte Argwohn wecken und die Schlafautomatik irritieren - selbst wenn sie, was auch nicht sicher war, mit meinem Metabolismus zurechtkam.
    Vielleicht war es eine Art wütender Trotz, der mich dennoch an meinem Plan festhalten ließ, vielleicht auch eine lebensverachtende Gleichgültigkeit, Stumpfsinn gegenüber den herrschenden Verhältnissen. Ich kannte die Gefahr und wollte sie doch nicht sehen.
    In dieser Situation lief mir Farslyina über den Weg. Sie war bis dahin die einzige, die mich mit mehr als einem flüchtigen, uninteressierten Blick zur Kenntnis nahm. Als sie stehenblieb und mich mit ihrem grünen Auge musterte, jagte der

Weitere Kostenlose Bücher