1112 - Der Silberne
Kommando zurücktreten und die Verantwortung seinem Stellvertreter überlassen.
Sokrat Kaltisis war ein fähiger Mann, der aber oft etwas zu draufgängerisch war. Kwohn wollte nicht zurücktreten und ihm das Feld überlassen.
Das wäre nicht fair gegenüber der Besatzung, dachte er. Damit würde ich weitere Probleme schaffen.
Durfte er Milton Lucas nachgeben?
Die Gefahr, geortet zu werden, ist auf dem Planeten nicht geringer als hier, überlegte er.
Und vielleicht hat Mut recht? Wer weiß, ob die Positronik nicht tatsächlich ein Sensationsfund für uns wäre?
Er konnte Milton Lucas und die anderen Computerspezialisten verstehen. Sie hatten eine fremde Positronik vor Augen und wußten, daß sich ihnen wahrscheinlich im ganzen Leben nicht mehr eine solche Gelegenheit bieten würde.
Dir würde es nicht anders gehen, wenn du ein journalistisches Problem hättest. Du würdest nicht lockerlassen, bis du die Information hast, die du brauchst. Menschen sind nun mal so.
Es war nur die Methode, die ihn mit hilfloser Wut erfüllte. Milton Lucas versuchte ihn zu erpressen, und er konnte sich nicht dagegen wehren. Er konnte sich nicht erklären, woher Lucas wußte, was er seinerzeit getan hatte. Das war nur einem ganz kleinen Kreis von Journalisten bekannt geworden.
Er muß es von Anfang an gewußt haben, überlegte er. Schon beim Start von der Erde.
Er hat gewartet und mich die ganze Zeit belauert, bis sich eine Gelegenheit ergab, mir eins auszuwischen und mich unter Druck zu setzen.
*
„Du bist ein Lump", sagte Arker Kwohn einige Stunden darauf, als Milton Lucas erneut bei ihm in der Kabine erschien.
„Lassen wir doch diese Albernheiten", bat der Positronikingenieur gelassen. „Mit Emotionen kommen wir nicht weiter. Ich habe nicht vor, dir Schwierigkeiten zu machen."
„Es liegt sieben Jahre zurück."
„Ich weiß. Du warst 32 Jahre alt und hast als freiberuflicher Journalist gearbeitet. Es ging um eine Schlüsselinformation, die für sich allein nicht so bedeutsam erschien, im Rahmen des Ganzen jedoch die Entscheidung brachte."
„Sie wären ungeschoren davongekommen, wenn ich es nicht getan hätte."
„Komm", winkte Milton Lucas ab. „Ich bin nicht hier, weil ich mit dir über diese Geschichte reden will. Du hast die bestehenden Gesetze übertreten. Aber das interessiert nicht. Das Team will die Positronik da unten."
„Wissen die anderen Bescheid?"
„Sie werden erst etwas erfahren, wenn du dich gegen sie entscheidest."
Arker Kwohn konnte die Computerspezialisten verstehen. Sie hatten einige kleinere Probleme zu lösen gehabt, die aber bei Weitem nicht ihr ganzes Können erforderten. Sie wollten mehr. Sie waren frustriert, weil ihr Leben an Bord der Karracke ereignislos verlief.
Sie waren begierig darauf, ihre intellektuellen Fähigkeiten einzusetzen, so wie ein durchtrainierter Sportler sich bewegen und seine Muskeln belasten will. Es war ein psychologisches Problem, das er mit Bordmitteln allein nicht lösen konnte.
„Sie werden nicht mit jemandem zusammenarbeiten, der straffällig geworden ist. Wir leben nicht mehr in der alten Zeit, Ark."
„Also gut, Milton Lucas", beugte sich der Kommandant. „Wir landen auf dem roten Planeten."
„Wie lange bleiben wir dort?"
„Das hängt von den weiteren Ereignissen ab."
„So haben wir nicht gewettet."
„Wenn die FROST durch Raumschiffe der Armada gefährdet wird, oder wenn unsere Schiffe in der Nähe auftauchen sollten, ist die Mission beendet."
„Wir hören nicht mitten in der Arbeit auf."
„Wenn du glaubst, du kannst die FROST solange auf dem roten Planeten festnageln, bis ihr die Positronik restlos auseinandergenommen habt, dann irrst du dich. Das könnte Monate dauern, und so lange werden wir auf keinen Fall bleiben."
„Sei doch vernünftig, Ark. Wenn wir..."
„Entweder bist du mit dem zufrieden, was ich dir biete, oder wir verschwinden gleich von hier. Und jetzt raus."
Milton Lucas wandte sich ab. Er lächelte versteckt, da er mit dem Ergebnis seiner Verhandlungen durchaus zufrieden war. Glaubte Arker Kwohn wirklich, er könne mit der FROST starten, wenn das Team der Computerspezialisten mitten in der faszinierendsten Arbeit war, das es je angepackt hatte?
„Wann landen wir?"
„Sobald du mir aus den Augen bist."
Milton Lucas strich sich bedächtig mit den Fingerspitzen über die Bartstoppeln auf seiner Oberlippe und ging hinaus. Er fühlte sich sicher. Arker Kwohn hatte nachgegeben. Seine Entscheidung war zugleich ein
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