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1114 - Der Fluch der Kosmokratin

Titel: 1114 - Der Fluch der Kosmokratin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sekunde betragen. Von zwei Gummibällen, die mit solchem Tempo aufeinander prallten, fände man hernach nur noch ein paar traurige Fetzen. Formenergie war hundertmal elastischer als die belastbarste materielle Substanz. Aber es waren die Andruckabsorber, die Neutralisatoren der Beharrungskräfte, die die Katastrophe verhindert hatten.
    Aus den Augenwinkeln nahm Rag eine flüchtige Bewegung wahr. Sein Blick kehrte zurück zu den Anzeigen seiner Meßgeräte. Sprachlos vor Staunen sah er das kräftigrote Leuchten der Lichtmarke, die zu ihrer früheren Position auf der Skala zurückgekehrt war.
    Er wandte sich in Quiupus Richtung, aber der Virenforscher winkte lächelnd ab.
    „Ich habe die Meldung schon vor mir", rief er Rag zu. „Die Flußdichte hat sich stabilisiert."
    „Und wir bewegen uns nicht mehr." Sapr Vistoy, der für seine unerschütterliche Ruhe bekannt war, sagte es mit verblüffter Stimme. „Ich meine ... wir stehen still relativ zu den Virenfragmenten!"
    Sie setzten die Arbeit fort. Beide Ballons kehrten an ihren ursprünglichen Standort zurück, und Stunden später erschienen die Ereignisse jener Minuten wie ein geisterhafter Spuk, an dessen Wirklichkeit der nüchterne Verstand zu zweifeln begann.
    Aber Rag sah, wie es in Quiupus Gedanken arbeitete. Die Erleichterung unmittelbar nach dem Unfall, als er erfuhr, daß die Schäden sich in Grenzen hielten, war eine instinktive Reaktion gewesen. Sie hatte sich verflüchtigt. Er war nicht mehr so gesprächig wie zuvor. Seine akustischen Befehle kamen in ungeduldigem Tonfall. Nichts ging ihm schnell genug. Er wirkte gehetzt.
    Er suchte nach einer Erklärung des Unerklärlichen. Keiner der komplexen Computer, mit denen der Montageballon ausgestattet war, hatte auch nur die Ansätze einer Theorie, mit der sich die erstaunlichen Vorgänge deuten ließen. Aus der großen Zahl der Montagefahrzeuge waren nur diese zwei von dem geisterhaften Phänomen beeinflußt worden; nirgendwo sonst in der Peripherie des Viren-Imperiums hatte sich Ähnliches abgespielt.
    Sie arbeiteten eine fünfstündige Schicht. Nichts Unerwartetes geschah mehr. Aber als Quiupu von einem anderen Virenforscher abgelöst wurde, trat er zu Rag Cornus' Arbeitsplatz. Er wartete geduldig, bis Rag an seinen Nachfolger übergeben hatte; dann nahm er den Terraner beiseite.
    „Wir werden von jetzt an härter arbeiten müssen, damit sie uns nicht zuvorkommt", sagte er ernst. „Das war ihre zweite Warnung. Ich weiß nicht, warum sie sich ausgerechnet uns ausgesucht hat, aber irgendeinen Grund wird sie in ihrem finsteren Verstand dafür haben."
    „Sie?" antwortete Rag verwirrt. „Sie! Wer sie?"
    „Belice."
     
    *
     
    „Sukkubus", sagte Lissa Montelf und nippte an ihrem Becher.
    „Was ist das - Sukkubus?" wollte Rag Cornus wissen.
    „Ein Geist, der sich in deinem Körper ansiedelt und unanständige Dinge mit deinem Innenleben treibt", antwortete Lissa.
    „Quatsch", brummte Rag.
    „Gibt's so was wirklich?" erkundigte sich Sapr Vistoy.
    Rag strafte ihn mit einem vernichtenden Blick. Er hatte sich letzten, Endes entschlossen, den Gefährten von seinem seltsamen nächtlichen Erlebnis zu berichten. Im Augenblick allerdings war er nicht mehr so sicher, ob er damit etwas Kluges getan hatte. Lissa war offensichtlich mißtrauisch und behandelte seine Geschichte mit kaum verhohlenem Spott - so, als habe sie ihn im Verdacht, er habe sich vor der letzten Ruheperiode über die Alkoholvorräte des Terranerquartiers hergemacht. Und Sapr stellte sich dumm.
    „Bist du sicher, daß es ein Traum war?" fragte Lissa. „Ich meine - hätte es auch eine Frau aus Fleisch und Blut sein können?"
    „Ich bin nicht sicher", antwortete Rag. „Dieselbe Frage habe ich mir ein Dutzend Mal gestellt."
    „Eine schöne Frau", sagte Sapr mit seltsamer Betonung. „Und echt obendrein. Woher hätte sie kommen sollen?"
    „Weiß der Himmel, was unter den Virenforschern für Kreaturen herumlaufen", bemerkte Lissa. „Wir haben bis jetzt höchstens zehn Prozent von ihnen zu sehen bekommen. Es gibt durchaus humanoide Wesen darunter - viel humanoider als Quiupu. Vielleicht war sie eine von denen."
    Sapr grinste. „Und warum hätte sie sich ausgerechnet Rag aussuchen sollen? Wenn man ihn so ansieht..."
    Er duckte sich und lachte trocken, als er Rags drohenden Blick bemerkte.
    „Mach hier keine faulen Witze", wies Lissa ihn überraschend ernst zurecht. „Frauen urteilen nach anderen Kriterien als Männer. Die Frage ist: Was wollte

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