Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1114 - Der Fluch der Kosmokratin

Titel: 1114 - Der Fluch der Kosmokratin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Körper. Er fürchtete sich vor der Berührung, aber gleichzeitig sehnte er sie mit aller Kraft seiner durch viele Wochen der Enthaltsamkeit verkrampften Seele herbei.
    Das glänzende Material fühlte sich kühl und glatt an. Rags Hand glitt am Unterarm der fremden Frau entlang, bis die Finger das Handgelenk berührten. Er spürte eine samtene Haut, deren Kälte ihn erschreckte. Er erlebte eine Antiklimax, die die logischen Funktionen seines Gehirns wieder in Gang brachte. Er erinnerte sich plötzlich an sein Gespräch mit Quiupu, auch an Lissas Bemerkungen über den Sukkubus - und plötzlich fragte er sich, wie Sapr Vistoy es getan hatte: Gibt es so etwas wirklich?
    „Was ... was willst du von mir?" fragte er stammelnd.
    „Dich warnen", antwortete sie lächelnd. „Wie vor zwanzig Stunden. Erinnerst du dich?"
    „Natürlich. Wer könnte dich je vergessen." Dann fiel ihm noch etwas ein. „Warum ausgerechnet mich?" fragte er.
    „Dein Fluidum zieht mich an. Ich habe nicht viel Wahl, wenn ich mich in feindlicher Umgebung bewege. Ich richte mich nach Signalen, die von organischen Bewußtseinen ausgehen. Deines ist das stärkste."
    Rag schluckte. Er wußte nicht, wie er ihre Worte auslegen sollte. Bedeuteten sie etwas, wovon er sich hätte ermutigt fühlen sollen? In seinem Bewußtsein kämpfte die Phantasie mit dem Pflichtgefühl.
    „Warum warnst du?" fragte er. „Was hast du vor?"
    „Ich will haben, was von Rechts wegen mir gehört", sagte Belice. Das Lächeln war von ihrem Gesicht verschwunden. Ein harter, finsterer Glanz trat in die großen, dunklen Augen. „Ich nehme es mir, ob ihr hier seid oder nicht. Aber wenn ihr euch nicht entfernt, geht ihr zugrunde."
    „Du willst das Viren-Imperium?" Er wunderte sich über die Hartnäckigkeit, die ihm plötzlich zur Verfügung stand. „Was bedeutet es dir?"
    „Es ist mein Eigentum. Man hat es mir geraubt."
    Er sah zur Seite, als ihn die schwarze Glut traf, die ihm ihr Blick entgegenschleuderte.
    „Es gehört den Kosmokraten", widersprach er schwach.
    „Narr, was verstehst du davon! Ich bin nicht hier, um mit dir zu diskutieren. Sei dem Schicksal dankbar, daß es mich zu dir hinzieht und ich dich warnen kann. Laß die Zeit nicht ungenützt verstreichen."
    „Warst du es, die heute ..."
    Er unterbrach sich, als er am Klang seiner Stimme merkte, daß sich die Umgebung verändert hatte. Er sah auf. Belice war verschwunden. Sie hatte sich in ein Nichts aufgelöst. Die Beleuchtung brannte noch. Er wußte genau, daß er sie durch Zuruf ausgeschaltet hatte, bevor er zur Ruhe ging.
    Er hatte nicht geträumt. Belice war hier gewesen.
    Die zweite Warnung!
    Und sie hatte keine seiner Fragen beantwortet.
     
    *
     
    Der neue Tag - wenn man das einen Tag nennen konnte, was allein durch die Abfolge der Hell- und Dunkelperioden an Bord des Montageballons bestimmt wurde - brachte weitere Überraschungen. Noch während der Ruhepause hatte Rag Cornus versucht, sich mit Quiupu in Verbindung zu setzen, um ihm über Belices zweiten Besuch zu berichten.
    Es war ihm jedoch nicht gelungen, den Virenforscher zu erreichen. Als er eine halbe Stunde zu früh zum Antritt seiner Schicht im Kontrollraum erschien, fand er Quiupu im Zustand höchster Erregung, in schrillen Worten einer fremden Sprache mit einem seiner Virenforscherkollegen debattierend.
    Er übernahm seinen Arbeitsplatz von seinem Vorgänger, vergewisserte sich, daß die Geräte einwandfrei funktionierten, und beschäftigte sich mit der Routineüberwachung der Umgebung des Ballons. Unterdes nahm die Debatte ihren Fortgang, ohne daß Rag auch nur die leiseste Ahnung hatte, welches der Anlaß der Aufregung war. Er hatte mit Hilfe seiner Instrumente zu erkennen versucht, ob sich während der drei vergangenen Schichten eine unplanmäßige Veränderung im Zustand des Viren-Imperiums vollzogen hatte, aber die Anzeigen waren normal. Freilich ließ sich daraus kein endgültiger Schluß ziehen. Die Geräte, die ihm zur Verfügung standen, beobachteten nur einen Bruchteil der Vorgänge, die sich rings um den riesigen Informationsmechanismus abspielten.
    Später verließ der zweite Virenforscher den Kontrollraum. Aber noch immer erhielt Rag keine Gelegenheit, mit Quiupu zu sprechen; denn dieser führte nun eine Reihe langatmiger Gespräche mit den Schichtleitern anderer Montageballons. Dabei schien seine Erregung allmählich abzuklingen. Was auch immer geschehen war, es schien sich, wie die Vorgänge des gestrigen Tages, auf den Sektor zu

Weitere Kostenlose Bücher