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112 - Der weiße Mönch

112 - Der weiße Mönch

Titel: 112 - Der weiße Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ziehen können.
    Das Wissen, das der Dämonenkiller über die Klosterruine am Fuß des Großen Arbers und den damit verbundenen Kult besaß, mußte vertieft werden. Dorian schritt bis zum Zentrum der Tempelhalle und schaute sich versonnen um. Wände, Decke und Boden bestanden aus fliesenähnlichen Gebilden, die er mit seinem magischen Kommandostab je nach Bedarf befragen konnte. Es waren die 36 225 Bücher des Hermes Trismegistos. Jedes davon war eine 35 mal 30 mal 10 Zentimeter messende Steinplatte, die auf allen Seiten beschriftet war.
    Der Marmorsockel, an dem Dorian jetzt verharrte, war dreimal drei Meter groß und einen Meter hoch. Wie durch ein Fenster konnte er über die matt glänzende Platte dieses Vielzwecktisches in die Welt hinausblicken - er mußte nur die entsprechenden magischen Zeichen setzen. Was die Vielfalt an Informationen betraf, die der Marmortisch zu liefern imstande war, so war er durchaus mit der eigentümlichen Bibliothek gleichzusetzen.
    Dorian nahm auf dem steinernen Thron am Tisch Platz. Hier hatte er sich materialisiert, als er auf magisch-magnetischem Weg aus dem Bayerischen Wald in den Tempel zurückgekehrt war. Er hatte die Wohnräume aufgesucht, die er sich in diesem neuen Zuhause geschaffen hatte, hatte aber nur sehr kurz nach dem Rechten gesehen und war dann zurückgekehrt. Die Zeit drängte, verlangte nach umfassend geplanten Aktivitäten. Ohne die Zusammenhänge zu kennen, konnte Dorian jedoch nicht handeln. Er wollte seine Falle gegen Luguri so vortrefflich vorbereiten, daß es keine Fehlerquelle gab. Die Schreckenskammer des weißen Mönches sollte für den Erzdämonen zum Verhängnis werden.
    Dorian lehnte sich zurück, bediente sich des Kommandostabes und verfiel in regelrechte Meditation. Die Informationen, die ihm auf magischem Weg aus der Bibliothek des Hermes Trismegistos und aus dem Vielzwecktisch zuflossen, formten sich zu einem klaren Bild, aus dem immer wieder zwei Bemerkungen hervorstachen: SEPHIROTUS und DEN WEISSEN MÖNCH NICHT WECKEN.
    Dorian Hunter stieß auf die detaillierten Aufzeichnungen eines seiner Vorgänger. Er vertiefte sich in die Geschichte des Weißen Mönches und nahm sie unauslöschlich in sein Gedächtnis auf.

    Drachselried am Fuß des Großen Arber, am 25. September Anno 1676.
    Die Dunkelheit hatte sich über das Land gesenkt und war bis in den entlegensten Winkel gekrochen. Auf dem einsam gelegenen Hof nördlich des Dorfes war Ruhe eingetreten. In den Ställen hatten sich die Tiere zum Schlafen niedergelegt. Unter dem großen Eichenbaum vor dem Tor hatte sich der Hofhund zusammengekuschelt; er döste vor sich hin. Ein einziges Fenster des geduckt wirkenden Bauernhauses war noch schwach erleuchtet. In der Kammer des Steges brannte ein Talglicht. Johannes Stege, ein hagerer, jedoch zäher und muskulöser Mann Mitte der Vierzig, war bereits unter die Bettdecke gekrochen. Interesselos verfolgte er die Vorbereitungen, die seine Frau traf. Sie streifte sich die einfache Arbeitskleidung ab und zog ein weißes, gebleichtes Nachthemd an. Für einen Augenblick bekam Johannes ihre flach gewordenen Brüste zu Gesicht, und er dachte sich im stillen, was für ein reizloses, verhärmtes Wesen sie doch geworden war. Die Hoffnung, sie würde ihm einen Sohn schenken, hatte er längst aufgegeben. Herma würde nie Kinder haben können. Diese Erkenntnis hatte die beiden verbittert und eigenbrötlerisch gemacht. Sie führten ein langweiliges Leben ohne Ehrgeiz und hatten keine Freunde. Seit Johannes wußte, daß er keinen Erben für sein Anwesen finden würde, hatte er alle Leidenschaft, mit der er früher an die Arbeit herangegangen war, gänzlich verloren.
    Herma legte sich zu Bett. Der Stoff ihres Nachthemdes knisterte.
    „Gute Nacht!" sagte sie.
    „Ja, gute Nacht!" erwiderte er. Das war alles.
    Er drehte sich auf die Seite, löschte das Talglicht, ließ sich dann auf das Lager zurücksinken und hing seinen tristen Überlegungen nach. Er fragte sich, was wohl in Hermas Kopf vorgehen mochte, und kam zu dem Schluß, daß sie an nichts dachte.
    Johannes Stege wurde vom Schlaf aus der Wirklichkeit entführt. Doch er fand keine richtige Ruhe, nickte nur gelegentlich ein, dämmerte dahin.
    Herma wälzte sich, und wenn sie auf dem Rücken lag, begann sie zu schnarchen - wie sie das immer tat.
    Die Nacht war schwül, obwohl es bereits Herbst war. Eine Drohung schien in der Luft zu liegen. Plötzlich fuhr Herma hoch.
    Johannes Stege bewegte sich und gab einen unwilligen

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