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112 - Der weiße Mönch

112 - Der weiße Mönch

Titel: 112 - Der weiße Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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glaubte, die drohende Aura des Gemäuers körperlich zu spüren. Seine Angst wuchs, als sie durch das von flackernden Öllichtern erhellte Hauptgebäude geschleppt wurden. In einem saalähnlichen Raum mit spartanischer Einrichtung setzten die Häscher sie auf dem Boden ab.
    Die Steges sahen kalkweiße Wände, weiße Stühle und eine ausladende weiße Eichenholztafel.
    Durch eine Tür kam ein Mann herein, der den sieben Entführern in der Kleidung und Aufmachung glich. Sein starres Antlitz hatte einen spöttischen Zug. Er verbeugte sich mit hohnvoller Geste vor den beiden Gefangenen.
    „Sephirotus ist mein Name", sprach er mit dunkler, verächtlicher Stimme. „Ich bin der Abt der Reinen und begrüße euch in unserer bescheidenen Behausung."
    Johannes Stege stellte den Versuch an, sich halb aufzurichten. Es mißlang: kläglich plumpste er wieder auf den kalten Steinfußboden zurück. Herma wimmerte vor sich hin. Der Bauer keuchte: „Was haben wir euch getan, daß ihr uns so schimpflich behandelt?" fragte er.
    Sephirotus hob die Brauen ein wenig. Er verfügte über scharfgeschnittene Züge. Seine Augen sandten einen stechenden Blick auf die Gefangenen nieder. „Schimpflich? Es sollte dir eine Ehre sein, Einlaß in unser Kloster gefunden zu haben, du Narr. Wir sind Alchimisten, Magiere und Wunderheiler. Die Magie ist unsere Religion, und wir werden Unsterblichkeit erlangen. Zum Zeichen unserer Reinheit tragen wir weiße Kleidung und bleichen auch unsere Haut und unsere Haare mit Zauberelixieren und -salben."
    „Heilige - Mutter - Maria", stammelte Herma Stege. „O Gott im Himmel, steh uns bei! Der Pfarrer von Drachselsried hat gesagt, daß keiner der Erbarmungswürdigen, die von diesen Teufeln verschleppt wurden, je wieder gesehen wurden. Der Pfarrer sagt, die Weißen Mönche werden sich durch ihre Selbstversuche selbst vernichten."
    „Brüder!" rief der selbsternannte Abt aus. „Bringt diese Hündin zum Schweigen! Stopft ihr das Lästermaul!"
    Johannes Stege zitterte, als die sieben Weißgekleideten auf seine Frau zurückten, sich bückten und sie züchtigten. Er sah aus den Augenwinkeln ein paar der Gestalten, doch Herma konnte er aus dieser Läge heraus nicht sehen; er hörte nur ihre furchtbaren Schreie.
    Sephirotus lächelte diabolisch. In diesem Augenblick hatte Johannes den Eindruck, hinter der dick aufgetragenen weißen Masse auf seinem Antlitz verbarg sich etwas Brüchiges, Dahinsiechendes.
    Die Züge des Abtes erschien ihm unnatürlich.
    „Wer gänzlich rein werden will", so sagte Sephirotus, „der muß auch Opfer zu bringen wissen. Männer, schafft diese bigotten Tölpel in unsere Experimentierräume, damit wir beginnen können.
    Sie werden noch vor uns auf den Knien rutschen und sich bis in die Ewigkeit hinein dafür bedanken, daß wir ihnen die Unsterblichkeit verschafft haben."
    Johannes Stege brüllte vor Angst los. Herma konnte nicht mehr schreien. Sie hatten ihr etwas zwischen die Zähne geschoben. Doch er konnte seine Anklage hinausschleudern, daß sie schaurig von den Wänden des Saales widerhallte. Erst als ihm einer der Weißen Mönche mit einem Holzknüppel auf den Hinterkopf schlug, verstummte er und sank vollends zu Boden.
    Die Weißen Mönche unternahmen ihre fluchwürdigen Experimente an dem Ehepaar. Doch nach vier Tagen traten zwei der fanatischen Sektierer zu Sephirotus in dessen Kemenate.
    Der Abt hockte mit aufgestütztem Kopf über seinen Folianten, forschte nach neuen Erkenntnissen, blickte nun jedoch auf und musterte die beiden aus schmalen Augen.
    „Nun?"
    „Es ist wieder nichts", antwortete der eine. „Auch diese beiden sind dahin. Wir haben alles unternommen, was in unseren Kräften stand, und sind keinen Moment von deinen Anweisungen zurückgewichen, o Sephirotus."
    Der Abt hieb mit der Faust auf sein Pult, daß das Tintenfäßchen umkippte. Ein weißer Federkiel flatterte zu Boden. Weiße Tinte ergoß sich auf den gebleichten Boden.
    „Vergrabt ihre Leichen, wo ihr auch die anderen eingebuddelt habt!" befahl Sephirotus. „Wir machen weiter. Schafft neue Menschen heran! Eines Tages wird es uns gelingen. Dann zählen alle Opfer angesichts dieses unseres höchsten Zieles nichts - rein gar nichts mehr. Wir werden die Unsterblichkeit erlangen."
    Als die beiden Helfer gegangen waren, trat der Abt der Weißen Mönche an das Kemenatenfenster und schickte einen bösen Blick ins Freie. Seine scharfen Fingernägel kratzten über die helle Fensterbank. Sie waren dabei, das gesamte

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