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112 - Der weiße Mönch

112 - Der weiße Mönch

Titel: 112 - Der weiße Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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hölzernen Läden, zerrten daran und knallten des Fenster in dem Augenblick zu, als Johannes Stege sich dicht davor befand.
    Außer sich vor Haß stieß der Bauer die Mistgabel gegen die Läden. Die spitzen Zinken bohrten sich ins Holz. Er riß sie zurück, doch das Fenster schwang nicht auf. Es wurde von innen zugehalten. Hermas grauenvolle Schreie ließen Johannes erschauern und brachte ihn fast um den Verstand. Was ging dort drinnen vor?
    Er raste zur Seitentür und warf sich dagegen. Sie flog auf. Er stolperte ins Haus und schlug beinahe der Länge nach hin. So schnell er konnte, lief er über die Diele auf die Kammer zu. Die Schreie seiner Frau wurden immer gellender, klangen immer verzweifelter. Ihre Stimme kippte über.
    Stege sah Schatten auf sich zuhuschen. Er reagierte, duckte sich und hob seine einfache Waffe. Er wollte sie dem ihm am nächsten Stehenden in den Unterleib rammen, doch dazu kam er nicht. Der Fremde parierte, drückte die Forke zur Seite und entriß sie ihm mit geradezu unheimlicher Kraft. Durch die Wucht der Bewegung wurde der Bauer nach vorn geschleudert. Er landete in den Fängen seiner Häscher. Sie trugen weiße Kleidung, hatten leichenblasse Gesichter und sprachen kein Wort. Wortlos warfen sie ihn zu Boden. Drei oder vier waren es, die sich nun über ihn beugten. Stege nahm den penetranten Geruch wahr, der von ihnen ausging, und ekelte sich. Er begriff, daß Herma mit ihrer Vermutung recht gehabt hatte; aber jetzt war es zu spät für diese Erkenntnis. So sehr er auch mit den Beinen strampelte und mit den Fäusten um sich schlug - die Übermacht wahr zu groß. Sie drückten ihn fest auf die Dielen nieder. Dann fesselten sie ihn mit Hanfstricken. Ohnmächtig vor Wut mußte Johannes Stege miterleben, wie sie ihn aufhoben und in die Kammer trugen. Dort verfolgte er, wie sie der zappelnden und kreischenden Herma das Nachthemd herunterrissen, sie auf das Bett warfen und brutal fesselten.
    „Schreit nur!" sagte einer der Unheimlichen mit tiefer Stimme. „Euch hört doch keiner."
    Johannes blickte sie aus vor Angst geweiteten Augen an. „Was wollt ihr? wer seid ihr? Warum tut ihr uns das an?"
    Es waren sieben Männer. Ihre Kleidung bestand aus schneeweißen Kutten. Der Bauer vermochte ihre Gesichter nur ungenau auseinanderzuhalten, doch er stellte zu seinem grenzenlosen Entsetzen fest, daß sie allesamt weiß wie Kalk waren. Auch ihre Haare schimmerten weiß - wie das gebleichte Nachthemd von Herma, das zerknüllt auf dem Boden lag.
    Johannes Stege registrierte starre, kalte, erbarmungslose Mienen rund um sich herum und wußte, daß es keinen Sinn hatte, diese Fremden um Gnade anzuflehen. Es waren die „Reinen", wie sie genannt wurden und sich wohl auch selbst bezeichneten.
    Herma wurde in einen dunklen Leinensack gesteckt, so daß nur noch ihr Kopf aus der Öffnung hervorschaute. Die Häscher zerrten die Öffnung in Halshöhe der Frau zu. Herma gab würgende Laute von sich.
    Auch Johannes wurde von neuem gepackt und in einen ähnlichen Sack verfrachtet.
    Wieder schrie er seine Frage hinaus: „Warum tut ihr das? Warum nur? Warum'?"
    Wieder erhielt er keine Antwort.
    Die sieben trugen das Ehepaar aus dem Haus und schafften es in ein nahegelegenes Gehölz. Hier stand ein hochrädriger Karren mit einem Vierergespann bereit. Rasch wurden der Bauer und seine Frau auf die Ladefläche des Gefährtes geworfen, dann stiegen auch die weißen Sektenmitglieder auf. Eine Peitsche knallte, und die Pferde zogen an.
    Die Fahrt führte in wildem Tempo durch die Wälder des nächtlichen Bayerischen Waldes. Weder Johannes noch Herma konnten sich auch nur um einen Deut regen. Die Frau schrie bisweilen, aber das nützte ihr nichts.
    Sie wußten nicht, wieviel Zeit verstrichen war, als das Fuhrwerk endlich gestoppt wurde, und man sie herunterhievte. Vor der weißlichen Scheibe des Mondes erhob sich eine wuchtige Konstruktion. Es handelte sich um ein großes Gebäude aus grauen Quadersteinen mit einer trutzigen Einfriedung, niedrigen Türmen, vielen Erkern und Säulengängen. Es war an einen Hang gebaut worden.
    Johannes Stege war in dieser Gegend geboren, aber dennoch sah er den klosterähnlichen Bau zum erstenmal in seinem Leben. Weder er noch seine verzweifelte Frau hatten eine Ahnung, wo genau sie sich befanden.
    Ein Tor schwang quietschend auf. Sie wurden von den sieben Unheimlichen hindurchgetragen. Die Schritte der Männer hallten auf dem Kopfsteinpflaster des Innenhofes. Es war kalt und feucht. Stege

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