1125 - Ein Feuergruß vom Teufel
Krämerladen, sondern eine Polizei-Behörde von Weltruf, und wir haben auch Feinde. Es muß eben alles seinen Weg gehen.« Er sprach deshalb so viel, weil er nicht wollte, daß diese Person schon verschwand. Die Nähe der Frau regte ihn auf. Und er spürte, daß sie anders war als die normalen Menschen. Da war nicht nur ihr Blick, der bis auf den Grund seiner Seele zu gleiten schien, es ging auch noch etwas von ihr aus, das ihn verstörte, auf der anderen Seite allerdings ziemlich anzog.
Es war ein Flair, eine Aura, der er sich nicht entziehen konnte. Er war auch nicht in der Lage, sie zu beschreiben. Sie traf ihn, und je länger er in ihre Augen schaute, um so wärmer wurde ihm. Etwas steckte plötzlich in seinem Körper und breitete sich dort aus. Es war eine selten erlebte Wärme, die da ihre Bahnen zog. Das Blut rauschte in den Adern und stieg auch in seinen Kopf hinein. Er wußte, daß er stark errötet war, worüber er sich ärgerte, doch so sehr sich der Gute auch bemühte, er kam nicht dagegen an.
Ihm wurde immer heißer. Der Blick bannte ihn. Die grünen Augen waren nicht mehr grün, denn die Pupillen hatten ihre Farbe verändert. Er glaubte sogar, kleine Feuerzungen darin tanzen zu sehen, und er schüttelte den Kopf, um dieses Gefühl zu vertreiben, was ihm nicht gelang, denn der fremde Bann blieb bestehen.
So warm war ihm selten geworden. Das war schon wie ein Feuer im Innern. Die ungewöhnlichen Flammen in den Augen der Frau waren mit ihrer Wirkung auch auf ihn übergegangen.
»Nun…?«
Der Mann wollte eine Antwort geben. Sich noch einmal auf die Vorschriften berufen. Das mußte er tun. Das gehörte zu seinem Job, doch nicht mehr an diesem Morgen. Da war alles anders geworden.
Zudem streckte sie jetzt noch ihre Hand vor. Er sah sie auf sich zukommen. Sehr lange Finger, deren Nägel rot leuchteten.
Dann spürte er die Berührung an seinem Arm. Durch den Stoff glitt die Wärme plötzlich und hinterließ auf seiner Haut einen heißen Schauer. »Sie werden mir doch den Gefallen tun und mir sagen, wo ich John Sinclair finden kann?«
»Ja!« flüsterte er.
»Wunderbar. Wo?«
»Fahren Sie hoch…« Die nächsten Worte sprudelte er hervor und konnte seinen Blick nicht von ihrem Gesicht lösen. Es hatte ihn voll und ganz in seinen Bann gezogen. Hätte ihn jetzt jemand gefragt, wo er sich befand, er hätte es nicht mit Bestimmtheit sagen können.
»Ich danke Ihnen. Ich danke Ihnen sehr«, sagte die Besucherin mit leiser Stimme.
»Ist schon gut.«
Noch blieb ihre Hand bei ihm liegen wie eine angewärmte Ofenplatte. »Ich werde niemandem etwas davon erzählen, daß Sie über den eigenen Schatten gesprungen sind, Mister.«
»Danke… ja… ähm… das ist wirklich nett.«
Sie lächelte ihm noch einmal ins Gesicht und spitzte die Lippen wie zu einem Kuß. Dann drehte sie sich um und ging quer durch die Halle auf die Tür eines Aufzugs zu. Die Frau hatte es nicht einmal besonders eilig. Sie schlenderte mehr, und hatte bereits ein paar Meter Abstand gewonnen, als der Mann in seiner Loge wie aus einem Traum erwachte, den Kopf schüttelte, ein Taschentuch hervorholte und damit über sein Gesicht rieb, um es vom Schweiß zu befreien.
Er kam sich vor wie jemand, der im Dienst eine Weile geschlafen hatte und jetzt erwacht war. Er sah die Frau noch auf den Aufzug warten und schaute auf die wilde Haarflut, doch die Bedeutung ihres Besuchs hatte er vergessen.
Er wußte schon, daß etwas passiert war, doch den Namen hatte er vergessen.
Der Mann sah nur noch, wie sich die Tür des Lifts teilte und die Besucherin in der Kabine verschwand. Es war ihm nicht wohl zumute. Er fühlte sich wie jemand, der einen Fehler begangen hatte.
Tief atmete er ein und stieß dann die Luft aus. Vom Eingang her näherte sich ihm einer der Kollegen und blieb grinsend an seiner Loge stehen. »Scharfer Feger, wie? Nicht mehr blutjung, aber die hat Feuer im Blut, denke ich mal.«
»Wieso?«
»Willst du mich verarschen, Quinlain?«
»Nein.«
»Dann stell nicht so dumme Fragen. Was wollte sie denn?«
»Ja, was wollte sie?« wiederholte Quinlain. »Ich habe es vergessen.«
»Bist du verrückt?«
»Du hast ihren Namen doch eingetragen.«
Das hatte er nicht, aber Quinlain wollte es dem Kollegen auch nicht unter die Nase reiben. »Ja«, log er, »aber es geht dich nichts an. Sie war verabredet.«
»Der Glückliche. Mit wem denn?«
»John Sinclair.«
»O Himmel! Der jagt doch nur Geister und Dämonen.«
»Es gibt eben
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