Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1140 - Der Rächer des Engels

1140 - Der Rächer des Engels

Titel: 1140 - Der Rächer des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Gerippe zurück, allerdings keines mit Knochen. Für mich sah McMurdock jetzt aus wie aus Draht gefertigt.
    Der Strahl hielt ihn noch immer in seinem Bann. Seltsamerweise überkam mich nicht der Verdacht, dass ich McMurdock durch die Aktion töten konnte. Ich hatte es einfach nur geschafft, ihn im übertragenen Sinne aus der Reserve zu locken. McMurdock war jemand, der mehrere Jahrhunderte gelebt hatte und unter dem Schutz eines Erzengels stand. Er musste ihm dieses Leben gegeben haben, und er hatte ihn auch verändert. So fragte ich mich, ob McMurdock zugleich Mensch und auch Engel war.
    Das kannte ich von Raniel, dem Gerechten, her, doch hier war es ganz anders und mir noch unverständlich.
    Erst nach einer Weile änderte ich den Blick und schaute mir wieder das Kreuz an.
    Es sah aus wie immer. Abgesehen von dieser einen Stelle. Das M schickte auch jetzt seine Kraft gegen die Gestalt, die sich hingehockt und die Hände vor das Gesicht geschlagen hatte. Sie sah aus wie ein Büßer, und noch immer befand sie sich im Zustand der Veränderung. Denn zwischen den Drähten dieser seltsamen Netze rannen kleine Lichtperlen auf und ab. Sie sorgten dafür, dass die Gestalt ständig an verschiedenen anderen Stellen aufleuchtete, aber nie in einem strahlenden Glanz blieb. Ich näherte mich mit sehr behutsam gesetzten Schritte.
    Etwa einen halben Schritt vor ihm blieb ich stehen. Dabei bückte ich mich und hielt ihm auch weiterhin mein Kreuz in Gesichtshöhe entgegen. Vom Gesicht selbst war nichts zu sehen, weil McMurdock es mit den Händen verdeckte.
    Die ließ er jetzt sinken, als hätte er einen Befehl erhalten. Auch das geschah langsam, und ich erlebte abermals eine Überraschung, denn das Gesicht hatte sich verändert.
    Es bestand nicht mehr aus diesen ungewöhnlichen Drähten und war in eine weitere Phase der Veränderung eingetreten.
    Die Überraschung erwischte mich wie ein Tiefschlag. McMurdock hatte jetzt ein Gesicht. Aber nicht seines.
    Was ich sah, war - mein Gott, ich wollte es kaum glauben - es musste das Gesicht des Erzengels Michael sein…
    In diesen Momenten schien die Zeit stillzustehen. Ich konnte nicht erklären, was ich empfand. Es war eine Mischung von Gefühlen. Sie lagen zwischen Angst, Respekt, Bestürzung, aber auch etwas Freude, weil ich vor dem Erzengel keine Furcht zu haben brauchte, da er ja auch zu den Hütern meines Kreuzes gehörte.
    Und genau dieses Kreuz sank nach unten, als wäre es in meiner Hand zu schwer gewesen.
    War das noch Dean McMurdock, der da vor mir saß? War er noch ein Mensch oder war er einfach nur ein Wesen, das sich aus einem Menschen und aus einem Engel zusammensetzte?
    Ich konnte die Frage nicht beantworten, denn die Gestalt vor mir war einfach schimmernd, wie aus Drähten bestehend. Ein Mensch ohne Knochen, ohne Haut, auch ohne Muskeln und trotzdem vorhanden. Versehen mit dem Geist eines Engels, der diesen Menschen leitete und sicherlich auch seine Seele regierte oder selbst die Seele war.
    Ob mein Kreuz noch strahlte, sah ich nicht mehr, weil mein Blick sich einzig und allein auf das Gesicht konzentrierte, bei dem mir eine Beschreibung schwer fiel.
    Es war ein Gesicht - klar, denn es waren auch die entsprechenden Umrisse vorhanden. Gleichzeitig hatte es seine Umrisse verloren. Es schwamm innerhalb dieses Umrisses, der einmal der Kopf eines Menschen gewesen war und sich völlig zurückgezogen hatte. Obwohl das Gesicht so gut wie keinen Ausdruck besaß, beherrschte es alles. Da deuteten sich die Augen, der Mund und die Nase nur an.
    Nichts war so ausgeprägt, wie man es von einem Menschen kannte, aber es war da.
    Es gab auch etwas ab, das mich traf und mich durcheinander brachte. Ich sah es als eine Botschaft an und hatte mich nicht getäuscht, denn wenig später vernahm ich in meinem Kopf eine Stimme.
    »Du darfst dich nicht gegen die Kraft des Engels stellen«, flüsterte die Stimme. »Sie ist mächtiger als die der Menschen. Du kannst es nicht tun. Ich habe meinem Boten eine Aufgabe gegeben, und ich werde es sein, der bei ihm ist und bei ihm bleibt. Manchmal denken Engel anders als Menschen. Ich bin ein Bote, das musst du verstehen.« Es war eine hohe und leicht schrill klingende Stimme, die mich erreichte. Sie verursachte bei mir eine Gänsehaut.
    Das hier war eine besondere Situation, deren Folgen ich nicht richtig einschätzen konnte. Ich war hier mit einem Wesen zusammengetroffen, das etwas Ewiges darstellte und das sich zudem nicht zu schade war, mit mir Kontakt

Weitere Kostenlose Bücher