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1140 - Der Rächer des Engels

1140 - Der Rächer des Engels

Titel: 1140 - Der Rächer des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufzunehmen.
    Ein Engel, sogar ein Erzengel. Einer, der auch zu meinem Beschützern zählte, das zeigten die Gravuren an den Enden des Kreuzes. Auch wenn ich es gewollt hätte, ich hätte einfach nichts tun können.
    Es war mir nicht möglich, mich zu bewegen. Ich saß in diesem unsichtbaren Gefängnis und lauschte der sirrenden Stimme, die von allen Seiten auf mich einredete und deren Worte mich nahezu trunken machten.
    »Auch Engel sind nicht allmächtig. Es geht um das Herz der Heiligen«, hörte ich ihn wieder sprechen.
    »Johanna hat auf mich vertraut. Sie hörte die Stimmen der Engel, und ich bin auch an ihrer Seite geblieben. Aber ich war nicht in der Lage, das gesamte Schicksal zu beeinflussen. Der Allmächtige hat den Menschen den freien Willen gegeben, und so müssen sie entscheiden, was für sie gut und für sie schlecht ist. Auch Johanna hatte diesen Willen. Sie ist den Weg gegangen, und ich habe sie einmal geführt. Dann war sie auf sich allein gestellt, aber sie hat etwas von mir behalten. Es war die Kraft, die ihr Herz verschonte. Es sollte nicht zum Raub der Flammen werden. Es hat überlebt, und es muss gefunden werden. Deshalb habe ich Dean McMurdock ausgesucht, der ein aufrechter Kämpfer an ihrer Seite war und nicht in die Gefilde des Todes stieg. Er hat die Zeit überlebt, denn ich habe ihm etwas von mir mitgegeben. Er ist kein Engel wie ich, aber er hat meinen Geist eingehaucht bekommen. Ich habe ihn als Boten und Rächer geschickt.«
    Jedes Wort der Erklärung hatte ich genau verstanden. Allein, mir fehlte das Verständnis. Es konnte durchaus sein, dass mein Verstand noch zu begrenzt war und sich mir die Welten für die großen Dinge nicht öffneten. Aber ich sah den Menschen McMurdock mit anderen Augen. Er war für mich primär kein Engel, sondern zunächst ein Mörder, der einen Templer getötet hat.
    Meine Gedanken blieben Michael nicht verborgen. Wieder sirrte seine Stimme durch meinen Kopf.
    »Er hat so gehandelt, wie er es für richtig hielt. Auf seinem Weg darf ihn niemand stören. Auch andere wollen das Herz der Jungfrau besitzen, was ich nicht zulassen kann, mögen ihre Absichten auch noch so lauter sein.«
    »Aber er war ein Templer.«
    »Ich weiß.«
    »Auch McMurdock gehört zu ihnen.«
    »Das ist richtig. Muss ich dir sagen, dass Templer nicht gleich Templer ist?«
    Diese Frage brachte meine Gedanken in eine bestimmte Richtung. Natürlich, Templer waren nicht gleich Templer, das wusste ich am besten. Nicht alle waren auf dem rechten Pfad geblieben. Es gab zahlreiche darunter, die damals den Baphomet-Weg eingeschlagen hatten. Wenn ich die Worte des Erzengels richtig deutete, dann musste dieser ermordete Templer auf der anderen Seite gestanden haben. Also war X-Ray ein Baphomet-Diener gewesen, und möglicherweise hatte Father Ignatius das nicht gewusst. Durch das von den Flammen verschonte Kreuz hatte er uns getäuscht, und nur Dean McMurdock hatte seine wahre Bestimmung erkannt.
    Wieder las der Engel meine Gedanken und flüsterte mir zu. »Ich merke schon, dass du auf dem richtigen Weg bist. Oftmals ist die Welt nicht so wie man sie sieht. Du hast viel erlebt als Sohn des Lichts, und du müsstest dafür Verständnis haben.«
    »Das habe ich.«
    »Dann akzeptiere, was geschehen ist. Sieh Dean McMurdock nicht als einen Feind an, sondern mehr als den Helfer an deiner Seite. Unterstützt euch gegenseitig bei der Suche nach dem Herz, und lass dir gesagt sein, dass die Feinde vielfältig sind…«
    Ich wusste, dass der Erzengel sich nach diesen Worten zurückziehen wollte. Mein Blick blieb auf die ungewöhnliche Gesichts-Erscheinung gerichtet und auch auf den Körper, der nach wie vor aus silbrigen Drähten zu bestehen schien, deren Zwischenräume erst noch gefüllt werden mussten.
    Etwas berührte mich. Es waren ein warmer und ein kalter Hauch zugleich. Beide strichen an meinem Gesicht entlang wie dünne, unsichtbare Vorhänge. Mich überkam für einen Moment ein ungemein warmes Gefühl der Geborgenheit. So wie ich musste sich ein Kleinkind in den Armen der Mutter fühlen. Die Erscheinung hatte mir bewusst gemacht, dass sie gegen mich keine Feindschaft hegte. Der Hauch aus der anderen und für mich nicht sichtbaren Welt war schnell vorbei, so dass ich wieder in die Realität hineinkehrte und feststellte, dass McMurdock nach wie vor auf dem Boden hockte.
    Er war dabei, sich wieder zurückzuverwandeln. Was hier abermals ablief, war nicht zu begreifen. Auch nicht logisch zu erklären. Es

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