1156 - Der Armadaprinz
Umgebung genau angesehen, weil er nicht bei seiner Brautwerbung gestört werden wollte. Niemand war in der Nähe gewesen, und auch sonst war nichts dagewesen, was in irgendeiner Weise Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte.
Doch nun stand ein silbern blitzendes Ding im Gras, kaum dreißig Meter von ihm entfernt. Es war etwas größer als er, also etwa zwei Meter hoch und schien nicht mehr zu sein, als der Metallrahmen für einen Kasten, dem die Seitenwände fehlten.
„Was ist das?" fragte Awien furchtsam. „Es ist aus Metall, also hat es jemand hergestellt.
Aber wie kommt es hierher? Vorher war da überhaupt nichts."
Guapa lächelte still in sich hinein. Ihre letzte Bemerkung verriet ihm, daß es ihr nicht anders ergangen war als ihm. Auch sie wollte bei der Werbung ungestört bleiben, was soviel hieß, daß deren positiver Ausgang eigentlich schon feststand.
„Ich habe keine Ahnung", erwiderte er. „Ich sehe es mir an."
„Nein, sei vorsichtig. Es wird dich umbringen", warnte sie ihn.
Er hörte nicht auf sie. Er hüpfte in die Luft, breitete die Hautflügel aus und glitt dicht über dem Boden dahin auf das Gestell zu. Er erreichte es jedoch nicht, denn plötzlich erschien eine Gestalt in dem fremdartigen Ding. Rasch faltete Guapa die Flügel zusammen und ließ sich ins Gras fallen.
Zunächst schien es, als sei das fremde Geschöpf in dem Gestell wie in einem Käfig gefangen. Doch dann trat es daraus hervor, wandte ihm jedoch noch immer den Rücken zu, und es bemerkte ihn offenbar nicht, denn es reagierte nicht auf seine Anwesenheit.
Der junge Mann drehte sich um und flüchtete lautlos zu Awien hinter den Baum.
Der Fremde war hochgewachsen, hatte eine humanoide Gestalt und machte den Eindruck, als verfüge er über außerordentliche Kräfte. Über seinem Kopf schwebte eine Flamme.
Er trug eine weite Jacke, die aus dem Leder einer groß gefleckten Echse hergestellt worden zu sein schien. Ein breiter Gürtel spannte sich um seine Hüften. Allerlei fremdartige Gegenstände steckten darin, wie Guapa sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Ein schillernder Stoff umschloß die muskulösen Beine. Wuchtige Stiefel kleideten Füße und Beine bis zu den Knien herauf. Sie waren an den Außenseiten mit abgespreiztem Metallschmuck versehen, der sowohl Reichtum als auch einen besonderen Geschmack verriet.
Awien griff nach Guapas Arm.
„Ich habe Angst", wisperte sie. „Laß uns verschwinden. Ich spüre es, dieses Wesen bringt nichts Gutes für uns. Bitte - komm."
Vielleicht wäre Guapa mitgegangen, doch in diesem Augenblick drehte der Fremde sich um.
Entsetzt bemerkte der junge Mann, daß der Fremde nur ein einziges Auge hatte. Es war faustgroß, nahm fast die ganze Stirn ein und leuchtete rubinrot. Es war halbkugelförmig, wölbte sich weit aus der Stirn hervor und war aus Hunderttausenden von Facetten zusammengesetzt. Braunes, gelocktes Haar bedeckte den Schädel des Wesens, das die beiden Hautflügler nicht zu bemerken schien.
Guapa und Awien waren wie gelähmt. Sie wollten flüchten, doch weder ihre Beine noch ihre Flügel gehorchten ihrem Willen.
So beobachteten sie, wie der Fremde den Metallrahmen zusammenklappte, zusammenschob und schließlich zu einem handlichen Kasten faltete, den er sich auf den Rücken legte, wo er laut klickend haften blieb. Der Einäugige hob ein Metallkästchen auf, das er mitgebracht hatte, und ging zu einem Baum, der nur etwa zehn Meter von den beiden heimlichen Beobachtern entfernt war. Der Kasten auf seinem Rücken schien ihn zu stören, denn er nahm ihn wieder ab und stellte ihn ins Gras. Darin hielt er plötzlich einen Stab in den Händen, aus dem blaues Feuer hervorschoß. Damit begann er nun, den Baumstamm auszuhöhlen.
Guapa dachte daran, daß er um Awien werben wollte, und die Starre fiel von ihm ab.
Womit konnte er größeren Eindruck auf sie machen, als wenn er Mut bewies? Und was würden die Alten sagen, wenn er mit diesem Metallkasten in die Höhle kam? Mußten sie ihn nicht als Helden feiern, dem es lohnte zuzuhören, auch wenn seine Ideen ungewöhnlich, ja, revolutionierend waren?
Bevor Awien ihn daran hindern konnte, verließ er die Deckung und eilte auf den Fremden zu. Er hatte diesen schon fast erreicht, als er auf einen trockenen Zweig trat, der krachend unter seinem Fuß zerbrach.
Der Einäugige fuhr herum und sah, daß er seine Hand nach dem Metallkasten ausgestreckt hatte.
Guapa blieb stehen. Erschrocken blickte er zu dem Fremden auf und zog seine Hand
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