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1163 - Invasion der Fairy Queens

Titel: 1163 - Invasion der Fairy Queens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich trotz der wehenden, weißen Spinnwebgewänder erkennen, waren zartgliedrig, fast ätherisch. Größe goldene Augen prägten ihre Gesichter.
    Ihre Gesichter...
    Sie erinnerten deGroth in ihrer grobschlächtigen Physiognomie an Holzschnitte. Sie wirkten unfertig, roh, als hätte ihr Schöpfer zuviel Zeit auf die Formung ihrer zarten Körper verwendet, um auch noch das Gesicht mit ähnlicher Perfektion gestalten zu können.
    Dann verschwanden die Fremden in der Tiefe, und Hunderte andere der blauen Geschöpfe folgten ihnen.
    „Fairy Queen", flüsterte Isis. Aarn deGroth sah sie irritiert an. „Wie? Was hast du gesagt?"
    „Fairy Queen", wiederholte die mollige Frau versonnen. „Die Feenkönigin. Ein Märchen aus meiner Kindheit. Sie tanzt im Tau, und wenn sie tanzt, dann sind die Tautropfen Perlen, und alle Träume werden wahr. Sie kommt aus dem Feenreich und manchmal nimmt sie ein Menschenkind mit in das Land hinter den Ländern, wo keine Zeit regiert und wo der Tod ein Fremder ist und wo der Frühling ewig währt."
    deGroth zuckte die Schultern. Der seelische Druck, dachte er. Es ist zuviel für sie.
    Feenkönigin! Was für ein Unsinn!
    Ein Rascheln ließ ihn zusammenfahren. Dann fluchte er. Die Laufenden Moose huschten von der Terrasse, durch das Wohnzimmer und ins Eßzimmer, an ihm vorbei und unter den Tisch. Aber da war noch etwas. Andere Laute. Ein Knirschen. Ein Wispern. Ein leises, helles Lachen.
    Die Geräusche drangen von der Terrasse.
    Aarn deGroth sah Isis an, und in ihren Augen las er, daß sie das gleiche befürchtete wie er. „Ich werde nachsehen", sagte er rau. „Du bleibst hier, hörst du? Was auch geschieht, du rührst dich nicht von der Stelle. Hast du mich verstanden?"
    „Ich komme mit." Sie löste sich von seiner Seite. „Ich lasse dich nicht allein." Isis lief zum Kaminimitat und nahm den eisernen Schürhaken zur Hand. Der Schürhaken war antik, mehr als zweitausend Jahre alt.
    „Es ist ein Erbstück", protestierte er. „Du kannst nicht..."
    „Sei kein Narr!" fauchte Isis. Mit drei, vier Schritten war sie durch die Tür und schlich zur Terrasse. Mit einem unterdrückten Fluch eilte deGroth ihr nach. Die Terrassentür stand einen Spalt weit offen, und durch ihr Milchglas konnte man zwei zwergenhafte Gestalten erkennen.
    deGroths Herz pochte heftig.
    „Nicht!" rief er, aber Isis hatte bereits die Terrassentür gepackt und aufgerissen. Ihre Hand, zum Schlag mit dem Schürhaken erhoben, sank nach unten.
    Vor ihnen, befreit vom Gespinst ihrer ätherischen Drachen, standen zwei Fairy Queens.
    Winzig, blauhäutig, mit goldenen Augen. Und ihre Augen...
    Ihre Augen strahlten Frieden aus - und Liebe.
    Liebe, dachte Aarn deGroth, ja, sie lieben uns. Sie sind keine Feinde. Vishna muß einen Fehler gemacht haben. Wenn die Fairy Queens die fünfte Plage sind, dann stellen sie keine Bedrohung dar, sondern ein Geschenk. Wärme erfüllte ihn, die in seinem Herzen entstand und sich wie eine Welle in seinem ganzen Körper ausbreitete, in jede einzelne Zelle flutete und sein Gesicht glühen ließ. Plötzlich war ihm leicht zumute, beschwingt, trunken vor Glück, und als er Isis einen Blick zuwarf, entdeckte er dieses Glück auch in ihren Augen.
    Er kniete vor einer der Fairy Queens nieder, und überrascht gestand er sich seinen Irrtum ein.
    Er hatte sich getäuscht. Das blaue Gesicht war keineswegs roh, unfertig, holzschnittartig. Es war zart und anmutig, so fein moduliert, daß es ein Kunstwerk darstellte.
    „Ich liebe dich", sagte Aarn deGroth zu dem fremden Geschöpf.
    Die Fairy Queen lächelte.
     
    4.
     
    Es war still nach dem Dröhnen und Pfeifen des mentalakustischen Tons, der die fünfte Plage Vishnas angekündigt hatte. Auch das Wimmern der Sirenen war inzwischen verstummt. Kalt und dumpf wie Moder lastete die Stille über dem Trümmerfeld, in das der Xenoforming-Prozeß das vierzigste Stockwerk des Nome-Tschato-Wohnturms verwandelt hatte. Hier und dort war der Boden aufgeplatzt, und das Kabel-, Röhren- und Glasfasernetz der Installationen sah aus dem gesplitterten Importholzfurnier hervor. An einigen Stellen gestatteten die klaffenden Öffnungen einen Blick auf das darunter gelegene Stockwerk. Eingebrochene Zwischenwände, geborstene Marmorfliesen, Kunststoffbrocken und funkelnde Glasscherben, Möbelteile und faulige Pflanzenreste bildeten ein Denkmal des Niedergangs.
    Von der Decke über Laus Lisovich, aus Spalten und großen Löchern, hingen weitere Überreste der abgestorbenen

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