1165 - Von Angst gepeitscht
aber nie so stark wie jetzt.
Er blieb sitzen. Arme, Beine und auch die Schultern wollten seinen Bewegungen nicht mehr gehorchen. Sie waren einfach zu schlapp. Wenn jetzt einer dieser Vampirjäger erschienen wäre, hätte er ihn, ohne Widerstand zu erleben, vernichten können.
Warum war es geschehen?
Allmählich kam er wieder in die Lage, seine Gedanken zu ordnen, und er merkte auch, dass sich etwas Bestimmtes in seiner Nähe aufhielt. Es war ihm fremd und zugleich so nah. Er musste sich nicht davor fürchten, dennoch drang ein ähnliches Gefühl in ihm hoch. Es war da, nur sah er es noch nicht.
Deshalb hob er den Kopf an. Das klappte wieder. Er schaffte es auch, seinen Blick gegen den dunklen Himmel zu richten, dessen Wolken einen Vorhang bildeten, der an verschiedenen Stellen aufgerissen war, sodass einige hellere Flecken hatten entstehen können, die in einer leichenblassen Farbe schimmerten.
Irgendwo dahinter lauerte der Mond, der seine Kreisform allerdings verloren hatte.
Die Wolken wurden nur wenig bewegt, und darunter entdeckte er plötzlich eine Bewegung.
Es war ein breiter Schatten, der durch die Luft segelte. Sofort dachte Leroi an einen großen Vogel.
Er setzte sich etwas bequemer hin, um ihn besser unter Kontrolle haben zu können.
Nein, das war kein Vogel. So große Vögel gab es hier nicht. Und auch nicht in dieser Form mit den riesigen, an den Rändern gezackten Schwingen.
Das war etwas anderes. Ein großes Tier, das noch hoch über seinem Kopf die Kreise zog, sich aber nach jeder Umdrehung tiefer dem Grund entgegensenkte.
Genau das war der Grund für seine plötzliche Schwäche. Und schon erhielt er einen weiteren Ansturm. Eine Nachricht, die durch seinen Kopf irrte.
»Hüte dich! Hüte dich davor, es zu toll zu treiben! Ich bin Herr der Blutsauger - ich allein…!«
Beau Leroi war irritiert. Er hatte etwas gehört. Er hatte es auch verstanden, doch das Begreifen fiel ihm schwer. Herr der Blutsauger. Herr über die mächtigen Vampire. Konnte das stimmen?
Der Schatten kreiste noch immer, als wollte er den Parkplatz vor den Häusern kontrollieren. Er flog langsam und sackte dabei in Etappen immer tiefer.
Dann war er plötzlich weg. Er musste in einer breiten Lücke zwischen zwei Fahrzeugen gelandet haben und tauchte auch nicht mehr so schnell wieder auf.
Es verging Zeit, die Beau Leroi aber nicht nutzen konnte. Seine alte Kraft war noch längst nicht da.
Wenn er versuchte, sich hochzustemmen, sackte er sehr schnell wieder zusammen.
Aber der ungewöhnliche Vogel war nicht verschwunden. Leroi wusste jetzt auch, dass er keinen Vogel gesehen hatte. Dieses Tier war eine gewaltige Fledermaus gewesen. Größer und mächtiger als es sie in der Natur je gegeben hatte.
Er hörte etwas.
Es waren Schritte. Zugleich erreichte ihn noch eine andere Botschaft, die ihn frösteln ließ. Etwas, womit er auch nicht zurechtkam. Jemand hielt sich in der Nähe auf, der sehr stark war, das merkte Beau Leroi sehr deutlich.
Einer wie er.
Aber einer, der stärker war als er.
Leroi ging davon aus, in diesem Fall seinen Meister gefunden zu haben. Der Geruch des anderen hätte auch zu ihm passen können, und als er schließlich nach links schaute, da sah er die Gestalt, die sich aus der Reihe der parkenden Autos ins Freie geschoben hatte.
Dunkel gekleidet. Nicht nur so groß wie Leroi, sondern noch größer. Hager. Ein bleiches, blutleeres Gesicht, das sich besonders scharf vor dem Hintergrund abhob.
Und doch war es nicht allein das Gesicht, das die Blicke des Beau Leroi so anzog. Es war das Zeichen auf der Stirn, das sich nicht nur von der hellen Haut abmalte, sondern auch von der Dunkelheit.
Es war ein großes blutiges D!
***
Beau Leroi war stumm. Er konnte einfach nichts sagen. Der Anblick hatte ihm die Stimme geraubt.
Unsichtbare Hände schienen ihm die Kehle zuzudrücken. Er schaute auf die Gestalt, die nicht mehr näher kam und nur auf ihn herabsah.
Sie hatte Macht. Das merkte Leroi. Sie war besser als er. Vor ihm stand ein Mächtiger, gegen den er klein wie ein Wurm war. Und es war einer, der trotzdem zu ihm gehörte.
Der Ankömmling sagte kein Wort. Er stand da, er schaute sich um, und erst nach einer Weile setzte er sich in Bewegung, um auf Leroi zuzugehen.
Der Blutsauger konnte einfach nicht zur Seite schauen. Der Blick dieser fremden und machtvollen Augen zwang ihn einfach dazu, sich auf das Gesicht zu konzentrieren.
Gesehen hatte er es noch nie. Die hohe Stirn, die schwarzen Haare, die
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