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1173 - Computerwelten

Titel: 1173 - Computerwelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spezielle Klimafilter gereinigt, die den Dreck, der sich draußen ansammelt, zurückhalten. Sofort atmet sie freier, und sie gewöhnt sich an diese künstliche Atmosphäre, während sie die Treppe hinabsteigt.
    Als sie dann endlich unten angelangt ist und den Turm verläßt, schlägt es ihr wie eine Giftwolke ins Gesicht. Im ersten Moment glaubt sie, ersticken zu müssen. Der heiße, stinkende Hauch des permanenten Smog umfängt sie. Wie zäher Brei dringt die Luft durch die Nase in die Lungen. Ein ständiger Hustenreiz legt sich auf Demeters Kehle. Hier, am Boden, muß die Schadstoffkonzentration um ein Vielfaches höher sein als auf der Plattform des Turmes.
    Ringsum ist ohrenbetäubender Lärm. Fahrzeuge, deren Menge die Planetenstadt kaum noch aufnehmen kann, verstopfen die Straßen. Eines reiht sich an das andere; eine Schlange ohne Anfang und ohne Ende. Sie alle produzieren wummernde und kreischende Geräusche, vielfach auch hohe Signaltöne der nervösen Ungeduld ihrer Insassen.
    Menschen hasten an Demeter vorbei. Sie kommen irgendwo her und gehen nirgendwo hin. Aber sie haben es so eilig, daß sie sich ständig gegenseitig behindern; rastlose Ströme zu unbekannten Zielen. Kaum einer weicht dem anderen aus, selbst dann nicht, wenn zufällig genügend Platz vorhanden ist. Jeder sieht nur den eigenen Weg und erkennt nur die eigene Wichtigkeit an in diesem überfüllten Terrain. Ihre Gedanken sind nach innen gekehrt, und ihre Gesichter sind Masken.
    Jemand stößt Demeter im Laufen an - ein flüchtiger Kontakt inmitten der Anonymität. Sie wendet den Kopf, um sich dafür zu entschuldigen, daß sie reglos im Weg gestanden hat.
    Aber der andere ist schon vorbei, unachtsam, in der rechten Hand einen schmalen Koffer tragend.
    Alle tragen Koffer. Erst jetzt fällt es ihr auf. Wichtige Dinge in neutraler Verpackung, Geheimnisse vielleicht. Sie zwängt sich durch den Strom und preßt sich gegen eine blanke Hausfassade wie in einen schützenden Winkel. Demeter weiß nicht, wo sie ist, und doch erscheint ihr diese Welt real. Sie beobachtet die Menschen, die so geschäftig an ihr vorübereilen. Sind es Menschen?
    Sie blickt in starre, verkrampfte Gesichtszüge. Die Mimik wirkt unecht, auf seltsame Weise künstlich. Manche scheinen sich stark geschminkt zu haben und flanieren mit goldener, silberner, roter, grüner oder andersfarbiger Haut. Individualismus in der Masse?
    Oder nur Selbstdarstellung?
    Demeter weiß es nicht. Sie beobachtet eine Gruppe von vier dieser Wesen, die sich offenbar gut kennen und sich deshalb Aufmerksamkeit schenken. Mitten auf dem Gehweg stehen sie beisammen und reden miteinander. Alle anderen äußern ihren Unmut, weil sie ihnen ausweichen müssen, und sie fingern dabei hastig an den Verschlüssen ihrer Koffer.
    Die vier lassen sich davon nicht stören. Demeter ist fasziniert von ihnen. Sie bilden beinahe einen ruhenden Pol inmitten der ganzen Hetze. Noch einmal wagt sie sich in das Getümmel und bahnt sich ruppig einen Weg zu der kleinen Gruppe. Sie will hören, was sie sagen, will diese seltsame Welt etwas besser verstehen lernen.
    Doch sie wird enttäuscht, denn die Fremden reden in einer unbekannten Sprache. Sie blickt in die maskenhaften, farbigen Gesichter - zumindest darin vermag sie einen Bruchteil dessen zu erkennen, was im Innern des jeweiligen Wesens vorgeht. Der Blaue zum Beispiel scheint Ärger zu empfinden; während er in abgehackten Sätzen spricht, verfärbt sich sein Antlitz und gewinnt einen Stich ins Rötliche.
    Zugleich verformt sich die Mimik insgesamt zu einem neuen Ausdruck, wie im Zeitraffer eines schlecht belichteten Films. Und dauernd hantiert auch dieses Wesen an seinem Koffer.
    Ein anderer hat ein goldenes Gesicht. Er wirkt ausgeglichen und fröhlich damit, aber auch sehr unbeweglich. Er hört nur zu, ohne sich zu äußern, während seine Freunde immer hitziger debattieren und dabei Farbe und Mienenspiel ständig variieren. Es ist ein seltsamer Vorgang, den Demeter nicht versteht.
    Dann beobachtet sie etwas Merkwürdiges. Plötzlich hebt der Goldene den rechten Arm und betätigt eine Taste an seinem Koffer. Gleich darauf verliert sein Gesicht allen Glanz; es verfärbt sich zu einem stumpfen Grau, die Pausbacken fallen ein, und die eben noch lächelnden Mundwinkel nehmen herbe Züge an.
    Demeter prallt zurück. Endlich begreift sie. Sie stolpert davon und läßt sich vom anonymen Strom hastender Menschen mitziehen. Sie treibt blind durch eine fremde Planetenstadt; sie

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