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1173 - Computerwelten

Titel: 1173 - Computerwelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hört den Lärm der Fahrzeuge auf den Straßen, sieht leblose Fassaden endlos in die Höhe streben, riecht die stickige Luft vergewaltigter Natur. Alles hier ist künstlich - selbst die Einwohner dieser Welt sind es! Sie haben verlernt, echte Gefühle zu empfinden und auszudrücken. Sie tragen Masken; energetische Ersatz-Gesichter, deren Mimik je nach Bedarf durch Generatoren in den Koffern gesteuert werden kann. Bewußt herbeigeführtes Spiegelbild vorgetäuschter, in Wahrheit nicht mehr vorhandener Emotionen.
    Ob das die einzige Alternative in einer übervölkerten und von der Technik zerstörten Welt ist?
    In der Masse der Fremden fällt ihr einer auf, der eine schwarze Maske trägt. Sie ist konturlos und besitzt keinerlei Aussagekraft. Dieses Wesen wirkt wie ein Neutrum im Getümmel der vielen bunten Gesichter. Demeter erschrickt bei seinem Anblick, und sie merkt, daß alle anderen einen weiten Bogen um ihn ziehen, als wollte keiner seine Existenz wahrhaben. Sie selbst bleibt wie gebannt stehen. Von mehreren Leuten wird sie angerempelt und zur Seite gedrängt. Im Rücken spürt sie das kühle Metall einer Hauswand, aber sie vermag ihren Blick nicht von dem Schwarzen zu wenden. Auf geheimnisvoll eindringliche Weise verkörpert diese Maske den tatsächlichen Zustand der Zivilisation.
    Demeter hört jemanden etwas in einer Sprache sagen, die ihr bekannt ist. Sie ist jedoch so überrascht, daß der Sinn der Worte unverstanden an ihr vorbeigeht. Erst als ihr Name erklingt, wird sie hellhörig. „Demeter ...!" Sie versucht herauszufinden, wer sie angesprochen haben könnte - doch sie kennt keinen dieser Maskenmenschen, und niemand kümmert sich um sie.
    Abermals wird ihr Name gerufen. Die Stimme scheint aus dem Nichts in ihr Bewußtsein zu dringen, und Demeter merkt, wie die fremde Welt allmählich verschwimmt und ihre Gegenständlichkeit verliert.
    Verwirrt schlug sie die Augen auf. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, daß sie einen Traum gehabt hatte.
    „Demeter!"
    Einen Traum? dachte sie entsetzt, während eisige Kälte sich in ihr ausbreitete.
    Die schwarze Maske - sie war noch da! Überall!
     
    *
     
    „Na endlich!" Die Erleichterung, die Roi Danton empfand, war nicht zu überhören. „Mädchen, warum meldest du dich jetzt erst?"
    Demeters Antwort kam zögernd, als müßte sie lange überlegen, wie sie ihr anfängliches Schweigen erklären sollte.
    „Tut mir leid, aber ich war wohl ein paar Minuten weggetreten. Es ist, als hätte ich... geträumt."
    Taurec witterte sofort Gefahr. Eine kampferprobte und in außergewöhnlichen Einsätzen bewährte Frau wie sie schlief nicht einfach ein!
    „Geträumt?" stieß er alarmiert hervor. „Was soll das heißen? Was ist geschehen? Bist du in Ordnung?"
    „Beruhigt euch", bat Demeter. „Es ist alles okay. Ich weiß selbst nicht genau, was eigentlich passiert ist. Wir müssen darüber reden."
    Ihre Stimme klang seltsam gehetzt. Roi wurde den Eindruck nicht los, daß sie ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen hatte, aber nicht wußte, wie sie es verständlich machen sollte.
    Noch immer verhielt der Strahl der Helmlampen auf dem pausbäckigen Gesicht, das goldfarben in der Schwärze glänzte. Roi verkrampfte sich unwillkürlich.
    „Zum Reden ist keine Zeit. Wir haben etwas entdeckt."
    Demeter stieß ein heiseres, gequältes Lachen aus.
    „Was ist es? Eine Maske?" Roi zuckte wie unter einem Peitschenhieb. Er kniff die Lider zusammen und musterte das goldene Gebilde noch eingehender als zuvor. Natürlich wirkte es künstlich in dieser lebensfeindlichen Umgebung. Aber es besaß einen merkwürdigen Ausdruck von gutmütiger Freundlichkeit, während ihm andererseits eine unheimliche Starre anhaftete. Mit dem Wort „Maske" mochte man es durchaus treffend beschreiben.
    „Woher weißt du...?" stammelte er.
    „Ich dachte mir so etwas", murmelte Demeter zögernd.
    „Wirst du uns von deinem Traum erzählen?" wollte Taurec wissen. „Ich nehme an, er hat damit zu tun."
    „Ich möchte, daß du mir zuerst eine Frage beantwortest."
    „Nur zu!"
    „Ist es denkbar, daß wir nicht die einzigen sind, die in dieser Zwischenzone des Grauen Korridors festsitzen?"
    „Es ist sogar sehr wahrscheinlich", erwiderte Taurec ruhig. „Infolge der Perforationen wird es immer wieder einmal vorkommen, daß einzelne Wesen oder Gruppen in den Sog des Korridors geraten."
    „Dann sind sie hier!" stieß Demeter erregt hervor. „Sie sind tatsächlich hier!"
    Und sie berichtete, was sie geträumt

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