1173 - Computerwelten
gar nichts. Unsere Chance liegt hier draußen - und wenn wir zehnmal drei Stunden unterwegs sind!"
„Das ist absurd. Ihr jagt einem Phantom nach."
„Schon möglich", gab Taurec zu. „Ich kann mich jedoch erinnern, daß wir in einen grauen Raum eingetaucht sind, in dem dieses lichtlose Gebilde... nun, sagen wir: schwamm. Es, hat uns allmählich umschlossen und die Funktionen der SYZZEL lahmgelegt. Es ist nicht allumfassend, sondern es hat einen Anfang und ein Ende. Eines von beiden sollten wir erreichen können - und dann sehen wir weiter."
Roi Danton starrte in die Finsternis. Er mußte sich eingestehen, daß er die Perspektive, die Taurec andeutete, bislang überhaupt nicht bedacht hatte. Aber natürlich hatte der Einäugige recht. Irgendwo hörte dieses grauenvolle Nichts auf!
„Und dann!" schimpfte Demeter. „Dann seht ihr das Ding von außen und könnt doch nichts dagegen tun."
„Woher willst du das wissen?" fuhr Taurec auf. „Es gibt nur diese eine Möglichkeit. Gut, vielleicht erweist sie sich als untauglich. Aber wenn wir überhaupt nichts unternehmen, können wir uns gleich freiwillig in die Luft jagen."
„Okay, ich sehe das ein", beschwichtigte Demeter. „Vergiß, was ich gesagt habe."
Der Einäugige brummte unwillig, aber er äußerte sich nicht weiter.
„Wir kommen zurück", versprach Roi Danton sanft. „So oder so."
„Hoffentlich. Ich warte auf euch."
Roi lächelte. Irgendwie empfand er diese Worte in der jetzigen Situation wie eine Liebeserklärung. Es erschien ihm grotesk, und doch machten sie ihm neuen Mut.
„Sie hat Angst um uns", knurrte Taurec, nachdem die Funkverbindung getrennt war. „Um dich hauptsächlich."
„Ist das ein Wunder?" versetzte Roi anzüglich.
„Skurril, dein Humor, ausgesprochen skurril!"
An der Art, wie er diese Bemerkung hervorstieß, erkannte Rhodans Sohn, daß der Einäugige mit seinen Gedanken längst woanders war. Es klang überrascht und ungläubig, versetzt mit deutlich hörbarer Euphorie. Einen Sekundenbruchteil später schrie Taurec auf.
„Masse, Roi!"
Dantons Blick huschte über die Anzeigen der Kontrollleiste. Masse, stellte er fest, war der falsche Ausdruck. Die Daten wiesen vielmehr auf eine schwache Gravitation hin.
Fast synchron stoppten sie ihren Flug. Die Antriebsaggregate der SERUNS setzten aus.
Ohne weiteren Schub trieben die beiden Männer dahin. Roi lauerte darauf, ob er einen Sog spürte, eine Kraft, die ihn nach unten zog oder sonst wohin. Aber er bemerkte nichts von der Gravitation, die die Instrumente anzeigten.
„Fehlalarm", meinte er ernüchtert.
„Du mußt gehen."
Roi versuchte es - und er spürte Widerstand. Er hatte den Eindruck, als wate er in einer zähen, schaumigen Substanz. Prüfend richtete er die Lampe nach unten, doch dort erstreckte sich wie zuvor konturlose Schwärze. Nichts deutete auf einen festen Körper hin, der den schwachen Schwerkraftsog hätte auslösen können.
„Was fangen wir damit an?" fragte er unsicher.
„Keine Ahnung. Im Moment wissen wir nur, daß sich irgend etwas verändert hat. Man meint fast, dieses Nichts gewänne Gestalt."
Sonderlich aufschlußreich war die Bemerkung nicht, dennoch erfaßte Roi eigentümliche Erregung. Es schien, als stünden sie unmittelbar vor einer wichtigen Entdeckung.
Behutsam setzte er einen Fuß vor den anderen. Er kam sich vor wie im tiefen Schlamm eines exotischen, von tagelangen Regenfällen aufgeweichten Ackerfeldes. Und doch war alles anders. Auch den Armen, dem gesamten Körper, bot sich jetzt spürbarer Widerstand.
Immer schwerer kam er voran - als befände sich vor ihm eine Substanz, die von Schritt zu Schritt fester wurde.
Irgendwann, dachte er, würden sie an eine Grenze stoßen, an der es kein Weiterkommen mehr gab.
Es war jedoch gut möglich, daß er sich täuschte, mit dem Licht gelang es ihm nach wie vor nicht, Reflexe oder Unregelmäßigkeiten zu entdecken. Alle übrigen Sinne dagegen vermittelten ihm das Gefühl, er müßte für jeden Meter Muskelkraft aufwenden - als schwebte er in einem riesigen Wattebausch, dessen dichte Fasern er mit rudernden Armbewegungen beiseite schob.
„Ob wir einer Täuschung unterliegen?" vermutete er spontan. „Es ist nichts zu erkennen."
„Nein", erwiderte Taurec. „Die Instrumente der SERUNS lassen sich nicht beeinflussen.
Sie zeigen die Gravitation an."
Roi Danton stapfte weiter. Er stellte fest, daß die unsichtbare Substanz sich jetzt nicht mehr stärker verfestigte. Sie behielt ihre
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