1182 - Das Element der KÀlte
führte die Abstimmung herbei. Alle Hanse-Sprecher waren für das Vorgehen, das sich in der Diskussion ergeben hatte. Bully schloß die Sitzung und eilte zusammen mit Tifflor und Taurec zum Transmitter. Ohne Zeitverzögerung kehrten sie zur Erde zurück. „Eine Verbindung mit dem Virenimperium", stieß Bull hervor. „Wo ist Vishna? Wir brauchen sie!"
Sie durften jetzt keine Zeit versäumen.
Vishna meldete sich nicht. Auch Taurec hatte keine Ahnung, wo sie sich aufhielt. Er deutete auf einen Bildschirm, der die Umgebung von HQ-Hanse mit den Zeittürmen zeigte. „Vielleicht ist sie bei Stein Nachtlicht", meinte er.
Bully wollte sich schon in Bewegung setzen, aber Taurec hielt ihn zurück. „Sieh nur!" sagte er.
Von den Ordensmännern war weit und breit nichts zu sehen. Sie hielten sich offenbar alle in ihren Türmen auf. Die Zeittürme selbst jedoch begannen von innen heraus zu leuchten und zu glühen
3.
Der Metamorpher ließ die Identitätskontrolle schweigend über sich ergehen. Der untergeordnete Roboter besaß seine Daten noch nicht, und er setzte sich mit seiner übergeordneten Stelle in Verbindung, die die Daten von HQ-Hanse anforderte. Von dort aus war noch keine Anweisung an die Zentralstellen ergangen.
Ernst Ellert in seinem Virenkörper stieß einen ergebenen Seufzer aus. Er hatte von Anfang an damit gerechnet, daß er Schwierigkeiten bekommen würde. Es war einfach nicht möglich, alle Aufgaben in so kurzer Zeit zu bewältigen. Die Tatsache, daß seine neue Identität nicht zu den vorrangigen Dingen gehörte, war eine Selbstverständlichkeit. Zunächst ging es darum, das Leben auf der Erde einigermaßen zu normalisieren und dafür zu sorgen, daß die von den Minierden zurückgekehrten Menschen die Voraussetzungen zum Weiterleben erhielten.
Einen kurzen Augenblick spielte Ellert mit dem Gedanken, sich von der nächsten Visifonstelle aus mit NATHAN in Verbindung zu setzen und die Inpotronik zu bitten, eine Information an alle Computerstellen des irdischen und lunaren Netzes durchzugeben. Er verwarf den Gedanken wieder. Was spielte es für eine Rolle, wenn die Mondpositronik noch ein paar Tage die Daten des alten Ellert ausgab, wie sie sie gespeichert hatte, als er mit Chthon nach Luna geflohen war. Daten eines verwesenden Körpers, der kaum noch lebensfähig war und innerhalb weniger Tage absterben mußte.
Ernst Ellert fühlte sich in dem neuen Körper wie frisch geboren. Ein wenig muteten die seltsamen Fähigkeiten des Virengebildes angsteinflößend an, aber er fand sich damit ab.
Nachdem er innerhalb kurzer Zeit zwei menschliche Körper verloren hatte, kam ihm die Wiedergeburt wie ein Wunder vor, und jeder Gedanke daran festigte die Bindung an den Ordensmann, der den klingenden Namen Stein Nachtlicht besaß. Der Mann des Virenordens war in der Tat ein Licht für Ellert gewesen, während er auf der Nullsohle des Zeitturms mit dem Tod gekämpft hatte. „Danke!" schnarrte der Kontrollroboter in diesem Augenblick und bewegte sich geräuschlos zur Seite, um Ellert durchzulassen. Erst jetzt erkannte der Metamorpher, daß die Maschine sich nicht auf ihren Beinen bewegte, sondern etwa fünf Zentimeter über dem Boden schwebte. Sie ruhte auf einem Antigravkissen, und die eigentlichen Bewegungseinrichtungen des menschengestaltigen Roboters machten einen deformierten Eindruck. „Du bist beschädigt", stellte Ellert im Vorbeigehen fest. „Woran liegt das?"
„Man hat mich zerlegt und meine Teile zu nicht vorgesehenen Zwekken einsetzen wollen", gab die Maschine bereitwillig Auskunft. „Ich sollte zu einem technomanischen Apparat beigesteuert werden. Das Vorhaben wurde jedoch nicht realisiert. Irgendwann kam jemand und hat mich notdürftig zusammengeflickt!"
Ellert sagte etwas Unverständliches und setzte seinen Weg durch HQ-Hanse fort. Er hatte Bully sprechen wollen, aber Bully befand sich zur Zeit im STALHOF. Ellert hielt sein Anliegen nicht für so wichtig, daß er den Hanse-Sprecher mitten in einer Konferenz damit belästigen wollte. Vishna hatte sich bei dem Metamorpher gemeldet. Sie wollte, daß er mit ihr in Stein Nachtlichts Zeitturm hinabstieg. Auch Taurec sollte dabei sein, doch der Kosmokrat hielt sich ebenfalls auf dem Mond auf. „Wir gehen ohne ihn", hatte die Kosmokratin danach entschieden. Jetzt war Ellert auf dem Weg zum Treffpunkt, den sie ausgemacht hatten.
Ernst Ellert wanderte die Korridore entlang und benutzte mehrere Antigravschächte. Er betrat eine Etage, in der es
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