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1203 - Der Zeitgänger

Titel: 1203 - Der Zeitgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eine Gruppe von älteren Männern auffiel, die mit Blumen auf das Schlachtfeld zogen.
    Die Frauen und Kinder erhoben sich. Sie wandten sich dem einzigen Überlebenden zu, der noch immer neben seinem toten Gegner stand. Zu ihm ging die Delegation. Einer der Alten hielt eine Rede, von der Nisel so gut wie nichts verstand. Dann behängte er den Sieger mit Blumen.
    Im gleichen Moment brach die Menge in Jubel aus. Die Frauen und Kinder umarmten sich, und die Trauernden beider Parteien vermischten sich, so daß bald nicht mehr zu erkennen war, wer zur einen oder zur anderen Seite gehörte. Man ließ die Toten liegen und zog gemeinsam davon - laut miteinander schwatzend, als sei nichts weiter geschehen. Raubvögel glitten in Schwärmen aus der Höhe herab und stürzten sich auf die Toten.
    Naffy - was soll's, dachte Nisel. Sie schlagen sich bei ihren Kriegen die Köpfe ein und finden kein Ende, bis auch der letzte der Kämpfer in seinem Blut liegt. Dann wird ihnen bewußt, daß der Kampf vorbei ist, und daß es niemanden mehr gibt, den man noch totschlagen könnte - und die Versöhnung beginnt. Die Trauer um die Toten ist vergessen, man wendet sich dem Morgen zu. Wozu dann die vielen Opfer? Und warum hat man nicht schon vorher aufgehört, als der Schaden noch nicht so groß war?
    Nisel seufzte.
    Das werde ich nie begreifen, dachte er. Das ist überall so. Es ist das einzige, was alle Lebewesen im Universum miteinander verbindet. Wie schnorm - dann ist wenigstens etwas da!
     
    *
     
    Waylinkin, das Geschöpf des Dekalogs, stieß einen entsetzten Schrei aus, als er sah, wie Stull die Schußwaffe auf die Stirn Rhodans richtete. Er befand sich etwa fünfzig Meter über den beiden, und er wußte, daß er nicht mehr eingreifen konnte. Er hatte zuviel Zeit verloren, als er mit den Weißrüsseln kämpfen mußte. Die Twonoser hatten ihn einige Sekunden zu lange auf gehalten.
    Sein Schrei ging im Lärmen der glühenden Kristallblöcke unter, Der Moby erwachte - eine Tatsache, die er nicht vorausgesehen hatte - und er verursachte ein Chaos. Doch Rhodan durfte nicht darin sterben, Waylinkin hatte den Auftrag, den Aktivatorträger zu beschützen - jedenfalls bis zu einem bestimmten Punkt der Entwicklung, Danach konnte der gegenteilige Befehl wirksam werden.
    Ihm blieb keine andere Wahl, Er sprang in den Schacht, obwohl er wußte, daß er Rhodan auch mit einer solchen Verzweiflungstat nicht helfen konnte. Er hätte Teleporter sein müssen, um so rechtzeitig bei ihm sein zu können, daß Stull nicht feuern konnte. Oder er hätte Telekinet sein müssen, um ihm die Waffe entwinden zu können.
    Er sah, wie Stull schoß, und wie das Mündungsfeuer aus der Waffe fuhr.
    Dann aber schien die Zeit stehen zu bleiben, und die Szene erstarrte wie bei einem Film, der angehalten wird. Die Feuerwolke breitete sich nicht weiter aus, und die Kugel, die irgendwo in ihr stecken mußte, flog nicht weiter. Waylinkin stürzte nicht tiefer in den Schacht - nur Rhodan bewegte sich. Er trat einfach zur Seite, als habe er Gewalt über die Zeit und die Kugel, die ihn töten sollte.
    In diesem Moment glaubte der Androide, daß etwas mit seinem Gehirn nicht stimmte.
    Was er sah, konnte nicht die Wirklichkeit sein.
    Waylinkin versuchte, irgend etwas zu tun. Er wollte schreien, konnte es aber nicht. Er wollte seine Arme zu Flügeln umwandeln, weil er hoffte, damit zu Rhodan hinuntersegeln zu können, aber auch das gelang ihm nicht.
    Er sah plötzlich nicht mehr klar. Ein Filter schien sich über seine Augen geschoben zu haben, der alle roten Farbtöne herausnahm, so daß ihm seine Umwelt blau und kalt erschien. Dann wurde es immer dunkler um ihn, als ob sein Leben erlösche. Gleichzeitig wurde es still. Waylinkin vernahm nur noch das Rauschen und Pulsieren seines eigenen Blutes.
    Auch die Zeit schien für ihn stehen zu bleiben, so daß er nicht sagen konnte, ob Bruchteile von Sekunden oder Stunden vergangen waren, als er weiße Linien zu sehen begann, die aus allen nur denkbaren Richtungen kamen und überallhin verliefen. Er war in ihnen gefangen wie in einem dreidimensionalen Spinnennetz unübersehbarer Größe.
    Einige dieser Linien waren haarfein, so daß sie kaum zu erkennen waren, andere dagegen waren dick, als seien sie mit einem Fettstift gezogen worden.
    Das Bild verschwand bald wieder, ohne daß Waylinkin erfaßt hatte, welche Bedeutung es gehabt hatte.
    Aus dem Nichts heraus schienen Chronimale auf ihn zuzukriechen, jene schwarzen, achtbeinigen Tiere, die

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