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1208 - Leichenwelten

1208 - Leichenwelten

Titel: 1208 - Leichenwelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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waren.
    Bei Unglücken, bei Verkehrsunfällen. Dabei war keine verwandtschaftliche Nähe zu sehen, es war einfach nur der Augenblick festgehalten worden, in dem ein Mensch in das Jenseits hineinglitt und von anderen Menschen beobachtet wurde.
    Jane fand diese Aufnahmen erschreckend und so brutal echt.
    Selbst vor Kindern hatte Goya nicht Halt gemacht. Die Detektivin merkte, wie sich Schweiß auf ihren Handflächen bildete und sie die Hände zu Fäusten schloss. Sie war viel gewohnt, hatte auch viel erlebt, aber diese Motive berührten sie schon.
    Ihr fiel auf, dass es sehr still um sie herum war. Und wenn sie an den Bildern vorbeiging, dann versuchte sie, auch so wenige Geräusche wie möglich zu machen. Wie jemand, der die Ruhe der Toten nicht stören will.
    Es gab keine lebenden Personen. Und doch hatte Jane manchmal den Eindruck, angeschaut zu werden. Bittend und flehend. Sie war es, die den Toten und auch den daneben stehenden, lebenden Menschen helfen sollte.
    Sie ging durch die schmale Tür und holte ein Taschentuch hervor.
    Damit wischte sie über ihre Stirn, schaute zu Boden, atmete einige Male tief durch und nahm sich dann den nächsten Raum vor.
    Sie hatte noch keinen Blick auf die Bilder geworfen und wollte sich überraschen lassen.
    Auch zwischen diesen Wänden herrschte die gleiche Atmosphäre.
    Obwohl sie nirgendwo eine Heizung sah, war es warm.
    Das konnte auch an ihr selbst liegen, denn sie war innerlich aufgewühlt und konnte sich sogar vorstellen, dass etwas passierte.
    Was es genau war, davon hatte sie keine Ahnung. Es war einfach das Gefühl vorhanden, bald etwas Ungewöhnliches zu Gesicht zu bekommen, obwohl nichts darauf hinwies.
    Sie ließ ihre Blicke über die Fotos streifen. Diesmal sah sie den Tod in der Wissenschaft. Wer noch nie einen Blick auf den Arbeitsplatz eines Pathologen geworfen hatte, der wurde hier durch die Aufnahmen perfekt bedient.
    Das war wirklich nichts für schwache Nerven. Jane musste daran denken, was ihr die Frau an der Kasse gesagt hatte. Sie hatte damit Recht gehabt.
    Hier wurde mit dem Tod rein routine- oder jobmäßig umgegangen.
    Auf den Gesichtern der Ärzte sah sie hin und wieder sogar ein Lächeln.
    Wie bei Menschen, die sich über etwas besonders freuten.
    Es war nicht ihre Welt, obwohl sie selbst schon genug in dieser Richtung erlebt hatte.
    Es waren Fotos, die sie nicht alle anschaute. Sie ging jetzt schneller.
    Dieser Raum hier war zudem auch kleiner als die anderen, und an der Tür hörte sie plötzlich ein Räuspern. Sie blieb stehen, bevor sie den nächsten Raum betrat.
    Von der anderen Seite her schob sich ein älterer Mann durch die Öffnung. Ein Schild an seiner Brust wies darauf hin, dass er zum Personal gehörte. In der rechten Hand trug er einen Schemel. Er nickte Jane zu, lächelte schmal und schob sich an ihr vorbei. Aus seiner Kleidung wehte der Geruch von Knoblauch noch nach.
    Jane sah die freie Tür und schob sich in den vierten Raum hinein. Und hier war alles anders. Im ersten Moment ging sie nicht weiter, weil sie vom hellen Licht irritiert war. Es strahlte von den Lampen an der Decke auf die Bilder, die diesmal alle als farbige Fotografien an den Wänden hingen.
    Es war nichts zu hören. Es war hier sehr still. Jane befand sich zudem allein in der Umgebung.
    Die farbigen Fotos gaben einen blassen Glanz ab, als wollten sie die Besucher besonders locken. In diesem Raum war das Motto der Ausstellung völlig anders. An einer freien Stelle der Wand war es in großen Buchstaben zu lesen.
    TOD ODER LEBEN? Eine seltsame Frage, wie Jane zugab. Sie wusste auch nicht, wie sie sie in einen Zusammenhang mit den Bildern bringen sollte, denn auf dem ersten großen Foto erlebte sie eine Baumbestattung. Da hatte man die von Tüchern umwickelten Leichen in das Geäst eines Baumes gelegt, der im Gegenlicht eines Sonnenuntergangs wunderbar zu erkennen war. Ob die Toten als Fraß für Vögel galten oder sie irgendwann vermoderten, das konnte Jane nicht sagen.
    In diesem Raum war der exotische Tod ausgestellt. Der Tod aus fremden Ländern. Bestattungsrituale, wie sie in Europa nicht vorkamen.
    Schamanen und Priester, welche die Leichen noch beschworen oder besangen, und Jane dachte automatisch an die Magie und die Kraft des Voodoo.
    Ihr Hals wurde trocken. Plötzlich befand sie sich in einer Welt, die ihr durch den Beruf bedingt gar nicht mal so fremd war. Schon des Öfteren hatte sie mit der Magie des Voodoo zu tun gehabt. Sie kannte die lebenden Toten, die auch

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