1222 - Die Jenseits-Sekte
von der Coolness nicht übertüncht werden oder nur schwach, denn hinter der Fassade blieb die Unsicherheit eines jungen Menschen vor dem Neuen bestehen.
Da machte auch Johnny Conolly keine Ausnahme, obwohl er derjenige war, der zusammen mit seinen Eltern oft genug in einer Welt lebte, die von den meisten Menschen gar nicht zur Kenntnis genommen oder als Unsinn abgetan wurde.
Suzy ließ sich Zeit. Sie musste sich vorkommen wie die junge Göttin im Mondlicht. Sie war verliebt in ihren eigenen Körper, sonst hätte sie sich nicht so gestreichelt. Jeden Tropfen einzeln schien sie von der Haut schaben zu wollen. Hin und wieder warf sie Johnny einen Blick zu und lächelte dabei.
Johnny lächelte zurück. Das heißt, bei ihm war es mehr ein Grinsen. Zu einer anderen Reaktion war er nicht fähig.
»Das Wasser ist super, Johnny, echt klasse. Willst du nicht auch schwimmen?«
Er winkte ab. »Nein, lass mal.«
»Schade.«
»Ja, ich weiß…«
Suzy stellte sich auf die Zehenspitzen, reckte sich dabei zusätzlich und warf einen Blick in die Runde, wobei sie sich drehte, damit Johnny sie auch von allen Seiten sehen konnte.
An ihrer Figur gab es nichts auszusetzen. Sie besaß die Frische der Jugend, und Suzy hätte bei jeder Männerzeitschrift als Modell arbeiten können.
»Wenn du nicht willst…«
»Ist dir nicht kalt?«, fragte er.
Suzy hatte die Besorgnis in seinen Worten sehr wohl gehört.
Sie lachte zu ihm rüber. »Nein, wieso sollte mir kalt sein? Das Wasser ist noch warm. Es ist wirklich ein Genuss gewesen. Besonders toll ist es, wenn man nackt schwimmt. Bist du schon mal nackt geschwommen?«
»Klar.«
»Dann weißt du ja, wovon ich rede.« Sie hatte sich schon gebückt und streckte jetzt die Hand aus, um nach dem Bademantel zu greifen, der vor ihren Füßen zusammengesunken war. Locker hob sie den flauschigen Stoff an, schüttelte ihn kurz und hängte ihn dann mit einer schwungvollen Bewegung über ihre Schultern. Seine Farbe war so hell wie frisch gefallener Schnee, und sie knotete ihn auch nur lässig vor ihrem Körper zu, um anschließend ein letztes Mal durch die Haare zu streichen. Auf dem Steg standen noch wie verloren ihre Schuhe, die an den Fersen offen waren. In sie schlüpfte sie hinein. Erst dann ging sie auf Johnny zu.
Er schaute ihr entgegen. Fassen konnte er es noch immer nicht, dass sie beide zusammen waren. Suzy war verdammt hübsch. Er hatte sich auch in ihr Gesicht verliebt, dessen Haut so hell war und ein Muster aus Sommersprossen zeigte. Suzy konnte als natürliche Schönheit angesehen werden. Sie brauchte sich nicht zu schminken und aufzudonnern, wie es andere in ihrem Alter taten. Der Mund, die Nase, die Augen, das dunkelblonde Haar, das alles gefiel Johnny ohne Abstriche.
Er war eben verliebt oder regelrecht in sie verschossen.
Er konnte sich noch gut an den ersten KUSS zwischen ihnen beiden erinnern. Er selbst war so scheu gewesen. Sein Herz hatte wie verrückt geklopft. Das Gefühl, das ihn überfallen hatte, als sich ihre Lippen berührt hatten, konnte er nicht beschreiben. Es war der reine Wahnsinn gewesen, verrückt und herrlich zugleich. Früher hätte er über den Vergleich von der Süße der Lippen gelacht, aber in seinem Fall war einfach alles anders geworden. Suzy hatte so geschmeckt. Es war in der Tat die Süße der Lippen, die sie zu einem kleinen Wunderwerk machte.
Und sie hatte sich nicht gewehrt. Sie war sogar die Fordernde gewesen, ohne es jedoch zum Letzten kommen zu lassen. Aber sie hatte Johnny so gereizt, dass er fast geplatzt wäre.
Natürlich war auch seinen Eltern die Veränderung nicht entgangen. Wenn man verknallt war, benahm man sich eben anders, ob man wollte oder nicht. Es war der letzte Sommer, den er vor Beginn seines Studiums genießen wollte. Seine Zweifel, ob er nun in Urlaub fahren würde oder nicht waren durch Suzys Bekanntschaft verflogen. Er fühlte sich super. Er war jemand, der auf den Wolken tanzte und dabei nicht einbrach, sondern sich noch immer wie ein Träumer fühlte, auch wenn er Suzy in seinen Armen hielt und genau wusste, dass es kein Traum war.
Sie hatte den Steg fast hinter sich gelassen, als Johnnys Gedanken wieder zurück in die Gege nwart kehrten. Er nahm die Gerüche des Waldes wahr, die die Natur tagsüber gespeichert hatte und nun abgab. Es roch so frisch. Es war nichts verdorrt, denn ein Sommer mit Regen hatte auch seine Vorteile.
Das Ufer des kleinen Sees war zwar bewachsen, aber das Unterholz und der Niedrigwald
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