1222 - Die Jenseits-Sekte
und eine Frau gewesen. Sie hatten sich so verhalten wie ein Paar. Sie gehörten demnach zusammen.
Wieso waren sie erschienen? Warum waren sie gekommen?
Woher waren sie hier erschienen?
Das musste einen Grund haben. Johnny war niemand, der in Panik verfiel und kopflos herumrannte, wenn ihm etwas Unerklärliches widerfuhr, dazu hatte er einfach seine Erfahrungen gemacht, ebenso wie seine Eltern, und natürlich sein Pate, John Sinclair. All diese Erfahrungen hatten ihn dorthin gebracht, dass er nachzudenken begann, und stets nach dem fragte, was dahinter stand.
Er war jemand, der gelernt hatte. Wahrscheinlich würde er in seinem Leben immer wieder auf unerklärliche Vorgänge stoßen, das schien das Schicksal zu sein, das über seiner Familie lag, obwohl Johnny versuchte, ein normales Leben zu führen und das andere zurückdrängen wollte. Das gelang ihm zwar, doch es kehrte immer wieder zurück, wie er es auch hier mit seiner Freundin erlebt hatte.
War das Zufall?
Nein, so sah er das nicht. Für Johnny war es nichts anderes als Schicksal. Es gönnte ihm einfach kein normales Dasein. Es streckte immer wieder seine Fühler aus, um ihn plötzlich in diese Enge zu treiben, um ihm zu zeigen, dass seine Normalität eben anders war als die der übrigen Menschen.
In der Theorie hatte er sich damit abgefunden. In der Praxis weniger. Da störte es ihn, dass er sich nicht so verhalten konnte wie andere Menschen in seinem Alter. Er hatte es ja versucht, und es war ihm nicht gelungen. Wieder hatte ihn der große Hammer erwischt, denn die Gestalten waren echt gewesen, obwohl sie sich jetzt wie ein Spuk aufgelöst hatten.
»He, träumst du?«
Suzys Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Nein, nicht wirklich.«
»Es sah aber so aus.«
Er hob die Schultern und nickte zum kleinen See. »Ich habe nur über die beiden Gestalten nachgedacht, das ist alles.«
»Die du gesehen hast.«
»Genau!«
»Aber es gab sie nicht!«
Johnny legte den Kopf zurück und lachte. »Für dich nicht, Suzy. Bei mir sah das schon anders aus.«
»Und was willst du jetzt machen?« Suzy zog ihre Hand zurück. »Willst du dich ins Wasser stürzen und sie suchen? Willst du nach irgendwelchen Geistern tauchen, die sich vielleicht auf dem Grund versteckt halten? Hast du das vor?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Dann verstehe ich das alles nicht.«
Johnny lächelte. »Ich weiß selbst, dass es nicht einfach ist, dies zu begreifen, aber ich sage dir noch einmal, dass ich mich nicht geirrt habe. Es gab die beiden Gestalten. So etwas bilde ich mir nicht ein. Außerdem bin ich kein Psychopath. Ich stehe schon mit beiden Beinen im normalen Leben.«
»Das glaube ich dir sogar.«
»Danke.«
»Komm, werde nicht komisch.«
»Sorry, das wollte ich nicht.«
»Schon gut.« Suzy stützte ihr Kinn gegen die Hand. »Aber wir kennen uns nicht erst seit gestern, Johnny. Ich weiß einiges von dir. Du hast auch selbst viel über dich erzählt, und es hat sich auch einiges herumgesprochen, was euch angeht.«
»Wieso euch?«
»Dich und deine Eltern.«
»Für mich sind sie normal.«
»Ist ja auch klar. Ich wollte nichts gegen deine Eltern sagen, aber sie haben auch Dinge erlebt, die den meisten Menschen im Leben unbekannt bleiben. Ich meine es nicht böse, aber das kann doch durchaus abfärben, oder nicht?«
»Ja, das gebe ich zu.«
»Eben.«
»Und was soll das?« Suzy rückte noch enger an ihn heran.
»Dass du dich davon nicht lösen kannst, Johnny. Dass du ebenfalls in diese Tretmühle hineingeraten bist. Wäre doch möglich. Und wenn so etwas abfärbt, dann kann man sich davon nicht lösen, auch wenn man zu zweit ist und die Chance hat, von keinem anderen gestört zu werden. Meine ich zumindest.«
Johnny Conolly wusste nicht so Recht, was er dazu sagen sollte. Er suchte nach Worten, um sich zu entschuldigen, aber das fiel ihm schwer, denn Suzy hatte ja Recht. Für sie hätte dieses Treffen am See anders verlaufen sollen, und auch Johnny war nicht darauf eingestellt, irgendwelche Geister oder Gespenster zu sehen, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
»Hältst du mich für gestört?«, fragte er.
»Nein, nicht direkt.«
»Sehr tröstlich, Suzy.«
»Nun reg dich doch nicht auf. Versetze dich mal in meine Lage. Wie würdest du denn reagieren, wenn ich plötzlich mit diesen Dingen herausgerückt wäre?«
»Zumindest nicht lustig.«
»Eben. Ich hatte gedacht, dass diese Zeit hier am See anders verlaufen würde.«
»Ich auch«, gab er
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