1224 - Rückkehr in den Frostrubin
um.
Aber der Mann, der dort stand, war nicht Taurec, sondern Perry Rhodan. Ein Perry Rhodan mit entstelltem Antlitz. Nicht körperlich entstellt, sondern in der Seele, und ihre Verstümmelung spiegelte sich in der grimmigen Glut der Augen, der bösen Krümmung der Lippen, den schrundigen Falten an Stirn und Wangen, wo es nie Falten von dieser Art gegeben hatte.
Und die Glut der Augen fraß sich fort, fraß sich nach innen, nährte sich an einer Kraft, die nur geborgt war.
Die dritte und letzte Rubinmikrobe kam langsam näher.
Wie ihre beiden Vorgängerinnen bestand sie aus verstofflichter Psi-Energie und einem Bruchteil von Rhodans Mentalsubstanz, die bei der Aktivierung der Chronofossilien ihren Weg in das Innere des Frostrubins gefunden hatte, um dort mit diesem Informationsparasiten zu verschmelzen. Und die Mikrobe, bar jeglicher Identität, suchte ihrem seelenlosen Schattendasein zu entfliehen, indem sie die Mentalsubstanz dazu mißbrauchte, aus sich selbst eine grausige Travestie des wahren Perry Rhodan zu formen.
Der Terraner fühlte es mit jeder Faser seines Körpers: Die Rubinmikrobe war kein Lebewesen, denn sie lebte nicht. Sie war ein Etwas, das seine Existenz dem Zusammenspiel von Gewalten zu verdanken hatte, die vielleicht nicht einmal Taurec richtig verstand. Dieses Etwas maskierte sich und stabilisierte sich mit einem Teil von Rhodans Persönlichkeit, und so zur dauerhaften Existenzform geworden, nährte sie sich an den Informationen des psionischen Feldes TRIICLE-9.
Niemand brauchte Perry Rhodan zu sagen, von welchem Informationspool die letzte Mikrobe schmarotzte.
Die eine hatte die Zeit verzerrt; die andere den Raum verdreht; und diese hier...
Ja, dachte der Unsterbliche schaudernd, irgendwo in TRIICLE-9 muß es einen Pool mit Informationen über die Struktur des Geistes, des Verstandes, der Gedanken geben, und ihn frißt dieses... Etwas blindlings und gierig auf. So blind wie eine Lawine, die alles ins Verderben reißt; so gierig wie eine Springflut, die alles unter sich begräbt... Aber wo ist dieser Pool? Und wo ist Taurec?
Er wich zurück, bis seine Fersen den Rand des Transferjets berührten.
Nur noch zwei, drei Meter trennten ihn von der Mikrobe, die schwerfällig wie eine hölzerne Puppe näher kam.
Und die Glut in ihren Augen war die Glut des Wahnsinns.
Und der Geist hinter diesen Augen - der Geist war ein geborgter Geist. Oder besser noch: Das Konzept des Denkens in der verstellbar verzerrtesten Form.
Perry Rhodan empfand kreatürliche Angst. Er wußte, daß er verloren war, sobald ihn dieses Etwas erreichte, sobald die verzehrende Glut der toten Augen auf ihn übersprang.
„Taurec!" stieß er hervor. „Taurec - hilf mir!"
Doch Taurec lag auf der anderen Seite des Transferjets, scheinbar erst in diesem Moment dort materialisiert, und seine Raubtieraugen glühten wie die falschen Augen der Rubinmikrobe.
Sie streckte den Arm aus.
Sie verlor die Rhodan-Gestalt und wurde diffus, zu einem Wirbel unorganisierter psionischer Kräfte, die wie die Mauern eines unzerstörbaren Kerkers Perry Rhodans bruchstückhafte Mentalsubstanz umschlossen.
Plötzlich wußte Rhodan, was er zu tun hatte.
„Hab keine Angst", sagte er zu seinem gefangenen Bewußtseinsteil und umschlang mit beiden Armen den formlosen, strudelnden Psi-Körper der Mikrobe. Einen Moment lang glaubte er, der Schock würde ihn töten, doch dann brandete ihm aus dem Kern der Mikrobe Wärme und Kraft entgegen: Seine Wärme, seine Kraft, die Quintessenz all dessen, was einen Menschen ausmachte.
Der Schmerz wich, Frieden kehrte ein.
Dort, wo soeben noch die letzte Rubinmikrobe gestanden hatte, schwebte nur noch ein fahler Schleier, der mehr und mehr verblaßte. Und über dem roten Rund des Transferjets funkelte es wie pures Gold im endlosen Blau; das Gefunkel wurde heller, dehnte sich aus, spann Fäden in alle Richtungen, bis sich die Fäden verknüpften und ein kleines dreidimensionales Netzwerk bildeten, das dann sacht davon trieb.
Rhodan sah dem stilisierten Informationspool nach, und ehe das Netzwerk im Blau des Rubininnern verschwand, beobachtete er die Geburt der ersten ndimensionalen Botenstoffe. Erneut fragte er sich, ob das, was seine Augen sahen, tatsächlich das wahre Sein der Dinge war. Die maya, dachte er, der Schleier vor der Realität. Was wir sehen, ist nur der Schein und nicht das Sein - zumindest hier, in der fünfdimensionalen Welt des Frostrubins.
Er wandte den Blick ab und ging zu Taurec. Der
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