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Andalusisches Feuer

Andalusisches Feuer

Titel: Andalusisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
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1. KAPITEL
    „Ein Partylöwe bin ich nicht gerade“, warnte Gordon sie, als sie im Aufzug zu Karens Apartment nach oben fuhren.
    „Wir müssen ja nicht lange bleiben“, versicherte Sarah. „Ich will mich nur kurz sehen lassen.“
    Der Ausdruck in seinen grauen Augen wurde ganz weich. „Ich wollte auch nicht nörgeln. Eigentlich freue ich mich darauf, Karen kennenzulernen. Wenn sie dir auch nur ein bisschen ähnelt …“
    Sarah lachte. „Das tut sie wahrhaftig nicht. Karen und ich sind so verschieden, wie zwei Frauen nur sein können!“
    „Und trotzdem seid ihr seit eurer Schulzeit befreundet.“
    Mit dieser Annahme lag er falsch, aber Sarah machte sich nicht die Mühe, ihn zu korrigieren.
    Während der Lift sie weiter nach oben trug, wanderten ihre Gedanken in die Vergangenheit …
    Damals hatten Welten zwischen ihr und Karen gelegen. Die lebhafte, beliebte Karen, die ständig Unfug im Kopf hatte, stand im Zentrum einer großen Gruppe von Bewunderern. Sie selbst dagegen war ruhig und introvertiert, eine Einzelgängerin, die vom Klatsch und Tratsch der anderen Mädchen ausgeschlossen blieb.
    Letzten Winter war sie Karen zufällig wieder begegnet.
    „Ich habe dich ganz anders in Erinnerung, Sarah“, hatte diese ihr nach zehn Minuten Unterhaltung gestanden.
    Und einige Wochen nach jenem ersten Wiedersehen vertraute Karen ihr offen an: „Damals habe ich dich für einen prüden Snob gehalten, der auf uns andere herabsieht. Was waren wir eifersüchtige kleine Biester! Du sahst einfach toll aus und warst gleichzeitig schrecklich gut erzogen. Wir waren manchmal ziemlich gemein, nicht wahr?“
    Bei diesen Worten war Sarah in Tränen ausgebrochen. Karen erinnerte sich gerne an ihre Schulzeit – sie hingegen empfand bei der Erinnerung einen scharfen Schmerz. Niemand hatte jemals ihre Unsicherheit und Einsamkeit bemerkt oder erraten, wie heftig sie sich danach sehnte dazuzugehören.
    Als Säugling war sie von reichen Eltern adoptiert worden. Der Vater war Bankier, die Mutter genoss ihr Leben im Wohlstand. Ihre größte Anstrengung bestand darin, mit der Haushälterin die Sitzordnung bei den zahlreichen Dinnerpartys zu besprechen.
    Charles und Louise Southcott hatten ihre Tochter gelehrt, niemals Gefühle zu zeigen. Streit oder auch nur ein lautes Wort galten auf Southcott Lodge als tabu, Missfallen wurde durch eisiges Schweigen ausgedrückt. Diese Grabesstille hatte jeden Gedanken an Auflehnung in Sarah gründlich erstickt und ihrer zarten Kinderseele großen Schaden zugefügt.
    Rasch war es dem aufgeweckten Mädchen gelungen, sich den Erwartungen der Eltern anzupassen. Im Gegenzug war sie mit Geschenken und stolzer Aufmerksamkeit überhäuft worden.
    Doch Sarah hatte nie gelernt, in Gegenwart anderer Kinder aufzutauen und sich an ihren wilden Spielen oder intimen Geheimnissen zu beteiligen. Und so hatte sie auch als Tagesschülerin im Internat keine Freunde gefunden.
    Ihr sicheres Auftreten war ein Schutzschild, hinter dem sie sich verschanzen konnte, ein Verhalten, das ihre Umgebung als Zeichen früher Reife interpretiert hatte. Aber tief im Inneren war sie gespannt wie eine Feder gewesen, die zu fest aufgezogen war. Ewig hätte sie nicht so weitermachen können … einerseits frei denkendes Individuum, andererseits angestrengt bemüht, den Eltern gerecht zu werden.
    Dann allerdings war sie ausgebrochen – doch sie schrak davor zurück, sich an jene Zeit zwischen ihrem achtzehnten und zwanzigsten Lebensjahr zu erinnern.
    „Hier muss es sein“, bemerkte Gordon und holte sie gerade rechtzeitig in die Gegenwart zurück.
    Aus Karens weit geöffneter Wohnungstür drangen Stimmengewirr und Musik.
    Was er wohl von Karen halten mag, überlegte Sarah belustigt. Ihre Freundin war eine erfolgreiche Fotografin, extrovertiert und sehr direkt. Gordon, ein äußerst konservativer Bankier, neigte dazu, sich selbst ein bisschen zu ernst zu nehmen.
    Nachdem er einen flüchtigen Blick auf die leger gekleidete Menge im Flur geworfen hatte, runzelte er die Stirn und legte Sarah schützend einen Arm um die schlanke Taille. „Bei dem Lärm werden wir uns den ganzen Abend nur schreiend unterhalten können“, prophezeite er düster. „Auf so einer Party war ich seit einer Ewigkeit nicht mehr.“
    Karen winkte hektisch und kämpfte sich zu ihnen durch. Ihr Aufsehen erregend kurzer Rock betonte die langen Beine, und das Spitzentop enthüllte ausgesprochen viel glatte, gebräunte Haut. „Wo bleibt ihr nur so lange?“
    Sarah

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