1236 - Grauen im stählernen Sarg
Aber es gab in dieser Welt der Schatten und Finsternis auch einen Lichtblick. Zumindest beim ersten Hinschauen hätte man es so ansehen können. Dieser Lichtblick besaß blonde Haare und einen perfekten Körper.
Dazu ein Gesicht, das wie von einem Künstler geschaffen schien.
Ein Mensch, eine Frau, mit all den körperlichen Attributen ausgestattet, die ein Vollweib ausmachen.
Bei ihrem Aussehen hätte sie überall hingepasst.
Auf jede Party, auf jedes Event, nur eben nicht in diese düstere Schattenwelt.
Trotzdem gehörte sie seit einiger Zeit dazu. Denn auch sie zählte zu denjenigen Gestalten, die sich in dieser Welt aufhielten und sie als Basis benutzten, um von hier aus Angriffe starten zu können. Um sich auch Nahrung zu holen, die dafür sorgte, dass die Person weiterhin existierte. Sie sah aus wie ein Mensch, aber sie war kein Mensch. Sie brauchte nicht zu atmen, sie brauchte nicht normal zu essen und zu trinken, um überleben zu können, sie brauchte nur eines.
Blut!
Das Blut der Menschen. Ihren kostbaren Lebenssaft. Dieses herrliche Getränk, das warm aus den Bisswunden in den Mund hineinströmte und sättigte.
Sie war kein Mensch.
Sie war ein Vampir!
Ein weiblicher Blutsauger. Eine Wiedergängerin, die auf ihre Art und Weise den Tod überwunden hatte und nun ein bestimmtes Leben »lebte«, das endlos dauern konnte.
Wenn genügend Blut vorhanden war und sie wieder für einen Nachschub an Frische sorgte.
Die Person hieß Justine Cavallo!
Sie war jemand, der kämpfen und sich wehren konnte. Sie besaß Kräfte, die schon denen eines Riesen gleich kamen. Sie war perfekt, aber sie hatte auch Niederlagen einstecken müssen, und genau das frustete sie. Nicht dass sie etwas gegen diese Welt gehabt hätte, in der ihre Artgenossen in den verschiedensten Gestalten lebten - sie konnte ja diese Vampirwelt verlassen, wenn sie wollte -, aber die großen Siege und die damit verbundene Zufriedenheit waren noch nicht eingetreten.
Dabei sollte es weitergehen, es musste auch weitergehen. Es war so geplant, aber zwei andere hielten sich zu sehr zurück.
Von Will Mallmann, alias Dracula II, wusste sie es, denn er war der Herrscher in dieser Welt. Er lenkte mehr aus dem Hintergrund.
Aber es gab noch eine zweite Person, die auf ihrer Seite stand. Vincent van Akkeren, auch Grusel-Star genannt. Dass er etwas in der Versenkung verschwunden war, wunderte sie schon. Dabei hatte man ihr gesagt, dass sie bei bestimmten Dingen gebraucht wurde. Nur war das bisher noch nicht eingetreten. Man hatte sie einfach links liegen lassen, und genau das hasste sie.
Auf eine Nachfrage bei Dracula II hatte Justine ebenfalls keine Antwort bekommen, die sie befriedigt hätte. Ihr wurde nur erzählt, dass sich van Akkeren noch auf der Suche befand, und erst wenn bestimmte Dinge gefunden waren, würde sich einiges ändern. Erst dann konnte er sich zu einem bestimmten Herrscher aufschwingen und den Platz einnehmen, der ihm zustand.
Wie weit van Akkeren mit seinen Forschungen und Vorbereitungen war, das war Justine unbekannt. Sie hatte nur mal etwas von Gebeinen gehört, die einer bestimmten Frau gehört haben sollten. Wie nahe es der Wahrheit kam, war ihr nicht bekannt.
Auch wenn Mallmann mehr gewusst hätte, er hatte sie nur angeschaut und auf ihre Fragen geschwiegen. So hatte er ihr nur erklärt, dass die Vorbereitungen liefen.
Warten! Wie sie es hasste. Sie wollte es tun. Sie war zwar eine Einzelgängerin, aber um große Pläne in die Tat umzusetzen, dazu bedurfte es mehr. Aktivitäten waren wichtig und nicht nur das Beobachten und Warten, bis die Dinge reif waren.
Mallmann lebte und herrschte hier. Er hatte die düstere Vampirwelt als Unterschlupf für Blutsauger geschaffen. Hier hielt er sich seine kleine Armee, die ihn umgab wie Leibeigene.
Wenn er Lust hatte und es für richtig hielt, dann holte er sich hin und wieder Nachschub, aber auch das hielt sich in Grenzen.
Er konnte seinen Blutdurst kontrollieren und handelte manchmal wie ein echter Mensch.
Justine dachte anders.
Diese Welt war für sie ein Fluchtpunkt. Hier fühlte sie sich sicher, aber sie war von ihr nicht begeistert, als dass sie für immer darin hätte bleiben wollen. Um Pläne in die Tat umzusetzen, wollte und musste sie raus und sich dabei um die eigenen Pläne kümmern, die nach wie vor in ihrem Hinterkopf lauerten.
Ihr ging es dabei um Personen, die auf ihrer Seite standen und ihr gehorchten. Einen ersten Versuch hatte sie bereits gestartet, der aber war von
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