1239 - Der Einsame der Tiefe
zu beschäftigen, denn Clio stieß einen spitzen Ruf aus und begann dann mit einem Geheul, daß es mir durch Mark und Bein ging. Augenblicke später eilten bereits mehrere Jaschemen herbei und kümmerten sich um die Chyline. Clio flüsterte etwas, und die Jaschemen nahmen ihr die Fesseln ab und brachten sie weg.
„Das sind normale Jaschemen, ich spüre es", erklärte Domo Sokrat an meiner Seite.
„Dieser Rarg ist jedoch anders!"
Das Technotorium genannte Zentrum des Kyberlands tauchte auf. Mir stockte unwillkürlich der Atem, als ich dieses wabernde Farbenmeer sah, das immer größer und bunter vor mir aufwuchs. Die Regenbogenfarben des Himmels waren armselig dagegen.
Die ganze Stadt mußte aus lauter Ansammlungen von Kybermodulen bestehen, anders waren die Vorgänge nicht zu erklären. Da war alles in Bewegung, blieb nichts auf seinem Platz. Für Fremde war es so gut wie unmöglich, aus diesem Irrgarten herauszufinden.
Wir wurden von den Kyberneten am Rand dieser „Stadt" abgesetzt. Die Fesseln lösten sich von uns und flogen davon. Nur die Exterminatoren blieben gefesselt. Die ans Kämpfen gewohnten Tiefenpolizisten rührten sich kaum. Sie hatten resigniert und waren in Depressionen verfallen. Sie hatten uns Treue geschworen und waren untröstlich, daß es ihnen nicht möglich war, uns zu helfen.
„Da ist noch einer", flüsterte Sokrates, so gut er konnte. „Auch er ist dem Einfluß verfallen!"
„Also doch ein Graueinfluß", stieß ich hervor. „Aber warum haben Vlot und Calt es nicht erkannt?"
Meine Frage ging im lauten Jubel der Jaschemen unter. Die Kyberneten um uns herum setzten sich erneut in Bewegung und schoben uns dorthin, wo Rarg und der andere Technotor standen. Er hieß Korvenbrak Nald und war für die Radioaktivitätsfabrik verantwortlich.
„Eure feige Mission ist hier zu Ende", erklärte Nald uns. „Ihr werdet die Zusammenarbeit mit den Raum-Zeit-Ingenieuren mit dem Tod bezahlen, Ritter der Tiefe!"
„Domo, was wird hier gespielt?" raunte Lethos. „Ich kann mit meinem Anzug nichts Konkretes erkennen."
„Es ist der Graueinfluß", sagte der Haluter. „Rarg und Nald gebärden sich als Fanatiker.
Sie haben die übrigen Jaschemen aufgehetzt. Sie beide werden vom Graueinfluß beherrscht, ohne selbst zu Grauleben geworden zu sein. Von ihnen geht eine ungeheure Gefahr aus!"
Erklärung nicht möglich! sagte der Extrasinn auf einen fragenden Gedanken von mir.
„Dann ist es wie bei dir?" erkundigte ich mich bei meinem Orbiter. Der Haluter machte mit den Handlungsarmen eine Geste der Verneinung.
„Ich habe die Tiefe eingeatmet, bin also ein Teil von ihr. Die beiden Jaschemen sind kein Teil der Tiefe, sondern Leben aus einer anderen Zone wie alle Völker des Tiefenlands.
Sie waren nicht über der Konstante, haben also kein natürliches Verhältnis zum Graueinfluß. Er macht sie böse und unberechenbar. Warum sie nicht zu Grauleben werden, kann ich nicht sagen."
Er machte Anstalten, als wollte er sich auf die uns umlagernden Kyberneten stürzen.
Dann aber sah er doch ein, daß er damit nichts erreichen würde. Er ließ die Arme sinken und stieß ein donnerndes Brüllen aus, daß die Jaschemen in unserer Nähe sofort die Flucht ergriffen.
Mächtige Kyberneten von Häusergröße kreisten uns ein. Wir wurden zu einem wannenähnlichen Gebilde gedrängt, das wir bestiegen. Ein Schutzschirm flammte über uns auf, dann hob sich die Wanne in die Luft und drang mit uns in die Stadt vor. Hinter uns sahen wir weitere Fahrzeuge, die von Jaschemen besetzt waren. Dahinter folgten die ersten Exterminatoren.
Die Fähigkeiten der Jaschemen wurden uns durch das Technotorium vor Augen geführt.
Die Fahrzeuge steuerten einen direkten Kurs zum Zentrum, ohne auf die Gebäude und ihre Veränderungen zu achten. Sie rasten auf stabile Wände und sich verändernde Dächer zu. Jedes Mal bildeten sich rechtzeitig Lücken und Öffnungen. Wir flogen durch Kanäle und Tunnelöffnungen und sahen mit einemmal das eigentliche Zentrum vor uns.
Es gab keinen Zweifel, daß dort, bei den drei stationären Gebäuden, unser Ziel war. Der Vitalenergiespeicher und der Transmitterdom waren aufgrund ihrer äußeren Form sofort in ihrer Funktion zu erkennen. Das dritte Gebäude wurde von einem Würfel gebildet, der als Sockel für eine Kugel diente. Dort mußte sich das Zentrum der Jaschemen befinden.
Wir wurden in den Würfel gebracht. Die Jaschemen sperrten Lethos, Sokrat und mich in einen zellenartigen Raum, und nach
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