124 - Auf der Todesgaleere
Genick gebrochen hätte. Pan Allac machte eine gebieterische Handbewegung, und ich war sofort von zwei Geisterpiraten flankiert.
Sobald sie mich ergriffen hatten, ließ die magische Kraft der Todesaugen von mir ab. Ich merkte, wie sich die Kälte aus meinem Körper zurückzog.
Jetzt hätte ich mich wieder normal bewegen können, wenn die Seeräuber es zugelassen hätten, doch sie hielten mich fest und achteten aufmerksam darauf, daß ich mich nicht losreißen konnte.
Man schien umdisponiert zu haben. Yora hatte mich zum Galeerensklaven gemacht, der sich für die Geisterpiraten zu Tode rudern sollte, doch nun schien sie mit mir etwas anderes vorzuhaben.
Mein Blick irrlichterte über das Deck. Ich suchte Mr. Silver, und als ich ihn entdeckte, krampfte sich mein Herz zusammen. Mein Freund war in einem Netz gefangen.
Eine feindliche Kraft schwächte ihn offenbar, denn er war nicht imstande, sich zu befreien. Sie hatten das Netz aufgehängt. Es baumelte mit dem Ex-Dämon hin und her. Jede Bewegung des Schiffes machte der Hüne mit. Ich hatte ihn selten in einer jämmerlicheren Lage gesehen.
Terence Pasquanell trat neben die Totenpriesterin. Pasquanell, dieser feige Kretin, unterwarf sich der Dämonin bis zur Selbstverleugnung.
Ich suchte Shavenaar. Wo befand sich das Höllenschwert? Es war nicht bei Mr. Silver. Hatte es sich versteckt? Wenn ich es in die Hände bekommen hätte, wäre ich damit sofort auf Terence Pasquanell und Yora losgegangen.
Mit Shavenaar hätte ich gute Chancen gehabt, die beiden auszuschalten, aber ich entdeckte das Höllenschwert nirgendwo. War es ins Meer gefallen?
Wenn ja, dann hatten wir einen starken und wichtigen Verbündeten verlöten.
Pan Allac trat vor und starrte mich durchdringend an. »Wir haben dich des Verbrechens der Meuterei für schuldig befunden, Tony Ballard. Darauf steht die Todesstrafe!«
Yora hob den Kopf und musterte mich überheblich. »Ich habe dem nichts hinzuzufügen.«
»Du scheinst nicht zu wissen, was du willst«, sagte ich herausfordernd. »Sollte ich mich nicht für die Geisterpiraten zu Tode rudern? Das war doch die grausame Strafe, die du mir zugedacht hattest.«
»Das war vor der Meuterei«, erwiderte Yora. »Du hast gegen die Gesetze verstoßen, die auf diesem Schiff herrschen, deshalb erlaube ich Pan Allac, dich so zu bestrafen, wie er es für richtig hält.«
Ich nahm an, sie würden mich kielholen - und zwar so lange, bis ich tot war, doch Pan Allac hatte etwas anderes vor: Ich sollte bei Tagesanbruch aufgehängt werden!
Und Mr. Silver würde dabei Zusehen müssen…
***
Es war eine lange Nacht für Tucker Peckinpah, in der er etliche Zigarren rauchte. Cruv, der häßliche Gnom von der Prä-Welt Coor, ging ebenfalls nicht zu Bett.
Der Kleine hätte gern auf der Geistergaleere mitgemischt. Er war ein tapferes Kerlchen. Seit er Tuvvana, seine Freundin, verloren hatte, machte er zeitweise ernste depressive Phasen durch.
Er hatte diesen Verlust noch nicht überwunden. Oft saß er in irgendeiner Ecke, starrte vor sich hin und dachte an die schöne Zeit, die er mit Tuvvana verbringen durfte, die aber leider nicht sehr lange gewesen war.
Cruv war nicht mehr so heiter und unbeschwert wie früher. Das Schicksal hatte ihn hart geschlagen und gezeichnet. Es hatte ihm einige Falten mehr ins Gesicht gegraben, aber er beklagte sich nicht, sondern versuchte, sich noch mehr für die gute Sache einzusetzen.
Der Industrielle und sein kleiner Leibwächter hielten sich in einem modernst ausgestatteten Funkraum auf, der sich unter dem Dach befand. Hier hatte Peckinpah den besten Empfang.
Mit der »Glory Day« hatte er jedoch vergeblich versucht, Funkkontakt aufzunehmen, Das bedeutete für ihn, daß jemand die Anlage auf den Schiff zerstört hatte.
Er schickte deshalb einen Hubschrauber los, um zu erfahren, was auf der »Glory Day« lief, und Kapitän Fairchield hatte ihm nach Eintreffen des Helikopters einen lückenlosen Bericht übermittelt.
Danach waren die Geisterpiraten an Bord gekommen, hatten alle in Angst und Schrecken versetzt, sich dann aber wieder hastig zurückgezogen.
Nur einer war geblieben: Cosmo Canalito, der »Gorilla«… tot. Vernichtet von einem Unternehmer namens David DePrey. Peckinpah hatte gebeten, mit DePrey sprechen zu dürfen, und der Mann hatte ihm seinen erbitterten Kampf gegen den Zombie in allen Einzelheiten geschildert.
DePrey… Tucker Peckinpah hatte diesen Namen schon mal gehört, er wußte nur nicht, wo er ihn unterbringen
Weitere Kostenlose Bücher