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1254 - Welt ohne Hoffnung

Titel: 1254 - Welt ohne Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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demoliert worden war, oder plazierten sich so, daß Reginald Bull der Rückweg abgeschnitten war. Er hatte den Feldschirm aktiviert. Sein Plan war fehlgeschlagen. Die Cloreonen wußten, daß er sie mit dem leeren Boot hatte täuschen wollen. Keinen Augenblick lang hatten sie sich irreführen lassen.
    Or Mendin verhielt sich ruhig. Er schien überzeugt, daß seine letzte Stunde geschlagen hatte, und akzeptierte dies mit einem stoischen Gleichmut, der Bull im Herzen weh tat. „Gib noch nicht auf, mein Freund", sagte er halblaut. „Laß uns erst sehen, was die Gehirnzelle vorhat."
    Zum ersten Mal erlebte er hier eine Aktion, an der außer Antikörpern auch Cloreonen des Nervenund Organzellen-Typs beteiligt waren. Unter anderen Umständen hätte er die Vielfalt der Gestalten und Erscheinungsformen bewundert. Aber er wußte, daß er es mit Kämpferspezialisten zu tun hatte, die in einer Klonfabrik erzeugt worden waren und im Augenblick nur dieses eine Ziel kannten: ihm und Or Mendin den Garaus zu machen.
    Eine Bewegung in der Außenwand der Stumpfpyramide nahm seine Aufmerksamkeit in Anspruch.
    Ein großes Luk öffnete sich, und eine merkwürdige Prozession schickte sich an, das Fahrzeug zu verlassen. Etwa zwanzig Wesen des Or-Typs trugen ein Behältnis, das die Form einer flachen Schüssel besaß. In der Wölbung der Schüssel ruhte ein Geschöpf, das fast nur aus einem Schädel zu bestehen schien. Staunend sah Reginald Bull durch die dünne Schicht transparenter Haut ein mächtiges, gehirnähnliches Organ, dessen zu zahllosen Windungen, Schleifen und Knoten angeordneten Bestandteile in ständiger, pulsierender Bewegung waren. Anderthalb Dutzend starrer, in tiefen Höhlen liegender Augen blickten den Terraner emotionslos an, kalt - fast wie die Sehorgane eines altmodischen Roboters. Der übrige Körper des fremdartigen Wesens war völlig verkümmert, nur mit Mühe noch eine Stütze für den gewaltigen Schädel. Dünne, kraftlose Ärmchen hingen schlaff herab. Krallenähnliche Finger versuchten, sich gegen den Boden der Schüssel zu stützten und zusätzlichen Halt zu geben.
    Der Rüssel, Artmerkmal der Cloreonen, war ein armseliger Schlauch mit grauer, runzliger Haut.
    Die zwanzig Organzellen-Typen, die die Schüssel trugen, waren von kräftigem Bau. Das Gewicht, das sie zu schleppen hatten, war beachtlich. Sie bewegten sich mit zeremonieller Gemessenheit, die jedoch, so meinte Bull, hauptsächlich deswegen geboten war, weil der schwere Schädel bei jeder hastigeren Bewegung unweigerlich den Halt verloren hätte.
    Die Schüssel kam auf den Terraner und seinen Begleiter zu. Bis jetzt hatte noch keiner der Cloreonen eine feindselige Bewegung gemacht. „Paß auf, jetzt kommt unsere Chance", sagte Reginald Bull. „Wenn ich Ge Allini ausschalte, entsteht Chaos. Sie werden nicht wissen, was sie zu tun haben. Im Durcheinander entkommen wir ohne Mühe."
    „Nein, wir machen es anders", antwortete Or Mendin mit einer Bestimmtheit, die Bull bisher noch nicht an ihm erlebt hatte. „Sie sind in erster Linie hinter mir her. Ich kenne diesen Felsen. Ich kann mich überall verstecken. Laß mich allein fliehen. Sie werden mir alle folgen, und du bist in Sicherheit."
    „So wird das bei uns nicht gemacht ...", protestierte Bull.
    Weiter kam er nicht. Der Riesenschädel begann zu sprechen. Die Stimme kam zischend und pfeifend aus dem Atemschlitz unmittelbar über dem Ansatz der verkümmerten Schultern. „Mein Anliegen hat mit der Letzten Schlacht nichts zu tun, Krieger", sprach Ge Allini. „Dieser, der bei dir steht, gehört mir. Er ist ungetreu und ein Verräter. Er ist eine kranke Zelle, die beseitigt werden muß."
    „Ich bin nicht der Krieger", antwortete Reginald Bull ernst, und die Außenakustik übertrug seine Stimme mit solcher Intensität, daß sie bis in die hintersten Winkel der Rinne hallte. Bull sah, wie das Pulsieren der Gehirnwindungen sich verstärkte. „Ich bin ein friedlicher Fremder. Dieser hier ist mein Freund, und niemand wird ihn beseitigen."
    Ge Allini reagierte nicht sofort. War er überrascht, daß man ihm ein Recht verweigerte, das ihm nach seiner Ansicht unwiderruflich zustand? Versuchte er abzuwägen, was der Krieger unternehmen würde, wenn man sich an dem, den er seinen Freund nannte, dennoch vergriff? Die Gehirnmasse war in zuckender Bewegung. Es gab keinen Zweifel: Ge Allini war angestrengt am Nachdenken.
    Dann sprach er von neuem. Seine Stimme war so kalt und gefühllos wie der Blick seiner vielen

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