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126 - Hinter der Grenze

126 - Hinter der Grenze

Titel: 126 - Hinter der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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streifte seinen Rücken, ein Körper fiel zu Boden.
    Mit einem Sprung war Jed im EWAT. Matt schlug mit der Faust auf den Schließmechanismus.
    »Starten! Fünf Meter Höhe!«
    »Ja, Sir!« Cummings betätigte die Steuerkontrollen. Der EWAT stieg ruckartig auf und blieb über den Angreifern hängen. Metall klirrte, als eine Axt gegen den Unterboden geschleudert wurde.
    Jed wischte sich den Schweiß von der Stirn. Drei tote Männer lagen ein paar Meter unter ihm im Gras. Die anderen starrten mit verzerrten Gesichtern zum EWAT hinauf. Er wandte sich ab.
    Matt drehte sich zu Lansdale um. »Wieso zum Teufel haben Sie geschossen?«
    »Sir, Sie waren in Gefahr.«
    »Wir wurden verfolgt, aber wirklich angegriffen hat man uns erst, nachdem Sie den ersten Schuss abgegeben hatten. Genau diese Situation wollte ich –«
    »Maddrax!«
    Matt unterbrach sich. Aruula stand an der Glaskuppel und blickte nach unten. Ihre Arme hatte sie vor der Brust verschränkt, als wäre es plötzlich kalt im EWAT geworden.
    »Seht euch das an!«
    Jed trat neben sie. Die Männer in ihrer Fellkleidung starrten immer noch nach oben, aber etwas hatte sich verändert, sah nicht mehr so aus wie eine Minute zuvor.
    Die Toten, dachte er, was ist mit den Toten? Unter ihm setzte sich die grotesk grinsende Gestalt auf und griff nach ihrer Axt. Der Mann mit dem Loch in der Brust stand neben ihr, während das dritte Opfer, dessen Atem Jed gespürt hatte, seinen abgerissenen Arm vom Boden aufhob.
    Keiner von ihnen konnte noch am Leben sein. Das war unmöglich.
    »Die sind doch tot«, flüsterte Lansdale. Sein Gesicht wirkte blass.
    »Wenn in Orguudoos Reich kein Platz mehr ist«, sagte Aruula, »kommen die Toten auf die Erde.«
    Ihr Tonfall jagte Jed einen Schauer über den Rücken.
    ***
    Vergangenheit, 09.11.2011
    »All things bright and beautiful, all creatures great and small, all things wise and wonderful, the Lord God made them all.«
    Es waren nicht viele Menschen, die sich vor den Ashworth Laboratories der Universität versammelt hatten, aber ihr Gesang war selbst hinter den geschlossenen Fenstern deutlich zu verstehen.
    Die Demonstranten standen im feinen Nieselregen. In ihren nassen Regenjacken spiegelte sich das Licht der Straßenlampen. Sie hatten ein Banner gespannt, auf dem ein bunter, fliegender Papagei zu sehen war und daneben die drei Buchstaben A.R.A.
    Passanten gingen mit gesenkten Köpfen und aufgespannten Regenschirmen an der Gruppe vorbei. Kaum jemand nahm eines der Flugblätter, die ihnen entgegen gehalten wurden. Drei Monate vor dem befürchteten, aber noch nicht bestätigten Kometeneinschlag beschäftigten sich die meisten nur noch mit sich selbst.
    »Und wer will heute die Welt verbessern?«
    Die Stimme riss Professor Aidan Wingfield aus seinen Gedanken. Er wandte sich vom Fenster ab und nickte Professor Lawrence McKay zu, der in betont lässiger Haltung im Türrahmen lehnte
    »A.R.A.«, sagte er dann. »Animal Rights Association. Seit fast drei Monaten demonstrieren sie jeden Freitag Abend.«
    »Wenigstens sind sie dabei leiser als Greenpeace, wenn auch nicht wesentlich melodischer.« McKay grinste. Er hatte ein braun gebranntes, aristokratisch fein geschnittenes Gesicht, war stets tadellos gekleidet und strahlte trotz seiner fünfzig Jahre eine jugendliche Leichtigkeit aus, um die Wingfield ihn beneidete. An der Universität ging das Gerücht um, die Frauenquote in der theoretischen Physik habe sich seit Beginn seines Lehrauftrags verdoppelt.
    »Dennis, ich und ein paar Leute aus der angewandten Physik wollen gleich in den Pub«, sagte er. »Kommst du mit?«
    Wingfield schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss noch arbeiten. Es gibt einige Stromschwankungen in den Bots, die mir Sorgen bereiten.«
    »Die Stromschwankungen werden morgen auch noch da sein. Gib dir einen Ruck, Aidan. Das Leben ist vielleicht kürzer als du denkst.«
    »Wenn du mich meine Arbeit machen lässt, könnte das Leben aber auch länger sein als du denkst«, konterte Wingfield lächelnd.
    »Ich hoffe, du hast Recht.« Für einen Moment verschwand der jugendliche Charme aus McKays Gesicht und ließ sein wahres Alter durchschimmern. »Es hängt viel von deiner Arbeit ab.« Er sah aus dem Fenster. »Wenn diese Narren da draußen wenigstens respektieren würden, was hier für sie geleistet wird. Aber sie sehen nur diese verdammten Affen.«
    »Sie glauben, dass sie das Richtige tun.« Wingfield folgte seinem Blick und betrachtete die meist jungen Gesichter, die sich hinter

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