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126 - Hinter der Grenze

126 - Hinter der Grenze

Titel: 126 - Hinter der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Schals und unter Kapuzen verbargen. A.R.A. war eine relativ neue, radikale Tierschutzbewegung, die jede Verwertung von Tieren und Tierprodukten ablehnte. Sogar Haustierhaltung war in der Bewegung untersagt.
    »Das glauben viele Narren.« McKay lächelte wieder und knöpfte seinen Mantel zu. »Solltest du es dir anders überlegen, wir sind im Hog in the Pond hinter Saint Giles.«
    Wingfield nickte, aber seine Gedanken kreisten bereits wieder um die Nanobots, die in einer Petrischale unter dem Elektronenmikroskop schwammen. Er wartete, bis McKay die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann nahm er seine Brille ab und blickte durch das Mikroskop.
    Er hatte gelogen. Es gab keine Stromschwankungen bei den Nanobots, die er konstruiert hatte. Sie funktionierten einwandfrei.
    Wingfield tauchte die Spitze einer Spritze in die Schale und zog die Flüssigkeit mit dem gesamten Nanobotstamm hinein.
    Die einzelnen Bots waren so winzig, dass er sie selbst bei höchster Vergrößerungsstufe kaum erkennen konnte. Bei der Konstruktion hatten er und sein Team andere Geräte zur Verfügung gehabt, doch für seine momentanen Zwecke reichte das Labormikroskop völlig aus.
    Sorgfältig verschloss er die schmale Kanüle, dann aktivierte er die Gegensprechanlage. »Ronnie, bringen Sie bitte Zehn Zwei ins Labor.«
    »Ja, Professor.« Die Antwort erfolgte prompt. Ronnie Skakleton war einer von Wingfields Studenten und kümmerte sich an Nachmittagen und Wochenenden um die Versuchstiere, deren Schicksal die Demonstranten auf der anderen Straßenseite so berührte.
    Würdet ihr euch auch für ein paar Ratten in die Kälte stellen?, dachte Wingfield, als er den Stuhl zurückschob und begleitet von der Melodie des Kirchenlieds sein Büro verließ.
    Der Gang, der dahinter lag, war nur wenige Meter lang und endete an einer Metalltür, neben der ein Nummernfeld angebracht worden war.
    Wingfield tippte die achtstellige Zahlenkombination ein, hörte, wie sich die Tür entriegelte und öffnete sie.
    Auf den ersten Blick wirkte das kleine Labor unscheinbar, doch die Geräte, die sich in Regalen an den Wänden stapelten, gehörten zu den Fortschrittlichsten Europas. Mehr als vier Millionen Pfund hatten Regierung und Universität allein in diesen Raum gesteckt, ein klares Zeichen für die Hoffnungen, die man sich machte.
    Einmal hatte Wingfield diese Hoffnungen bereits enttäuscht, ein zweites Mal würde das nicht geschehen.
    Eine zweite Tür öffnete sich. Ronnie schob einen Metalltisch hinein, auf dem ein rund ein Meter fünfzig hoher und ebenso breiter Käfig stand. Der Bonobo, der darin hockte, hatte die Finger in die Metallstäbe gekrallt und stemmte sich gegen sie.
    »Patch ist ziemlich unruhig heute«, sagte Ronnie. Er hatte beiden Versuchstieren Namen gegeben. Der dreijährige Patch trug seinen Namen wegen eines weißen Flecks auf seiner Brust, während man den fünfjährigen Snapper nach seiner Angewohnheit benannt hatte, öfter in die Hände zu beißen, die seinem Käfig zu nahe kamen.
    Wingfield nannte die Tiere stets nur Zehn Zwei und Zehn Drei. Es war wichtig, dass er die Distanz zu den Menschenaffen nicht verlor.
    »Ich muss Zehn Zwei eine Vitaminspritze geben«, log er.
    »Halten Sie ihn bitte fest.«
    Ronnie nickte, aber sein Gesichtsausdruck wirkte zweifelnd.
    Die schimpansengroßen Affen waren kräftig.
    Zehn Zwei schien zu spüren, dass man etwas mit ihm vorhatte. Er begann in seinem Käfig auf und ab zu springen, zu schreien und sich gegen die Gitterstäbe zu werfen. Ronnie wollte nach seinem Arm greifen, wich dann aber zurück.
    »Kann das nicht bis morgen warten, Professor?«, rief er über den Lärm hinweg. »Ich glaube nicht, dass ich allein mit ihm fertig werde.«
    Wingfield schüttelte den Kopf. Er hatte bereits zu lange gewartet. »Dann holen Sie Zehn Drei. Die Vitamininjektion hält sich nicht bis morgen.«
    »Okay.« Ronnie schob den Tisch mit dem tobenden Zehn Zwei aus dem Labor. Das Affenzimmer befand sich zwei Räume weiter. Dort gab es mehrere große Käfige, in denen die Versuchstiere gehalten wurden, wenn man sie nicht für Untersuchungen benötigte. Bis vor einem Monat hatten drei Bonobos in den Käfigen gelebt, jetzt waren es nur noch zwei.
    Zehn Eins war eine Stunde nach seiner Nanobot-Injektion qualvoll gestorben. Die winzigen Maschinen hatten seinen Körper buchstäblich zu Tode verbessert. Die Obduktion würde Wingfield nie vergessen.
    Zu allem Überfluss hatte kurz darauf jemand den toten Bonobo in der

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