1265 - Die heilende Gottin
„Nach allem, was ich bei dir gelernt habe, gibt es kein Leben auf diesem Planeten. Er ist viel zu dicht bei der Sonne. Es muß eine Gluthölle sein."
„Du hast vollkommen recht", stimmte sie zu. „Und doch ist diese Welt das Ziel Volcayrs. Es muß Urdalan sein."
Als sie sich dem Planeten weiter näherten, erkannten sie, daß er zwölf Elysische Ringe hatte. „In den Ringen verbergen sich mehrere Wachforts", meldete das Virenschiff. „Sie bilden ein dichtes Abwehrnetz. Wir können nicht damit rechnen, daß wir uns diesem Planeten unbemerkt nähern werden."
„Was meint das Schiff?" fragte Kido. „Werden die Wachforts auf uns schießen und uns töten?"
„Ganz sicher werden sie das", antwortete das Schiff.
Kido klammerte sich an den Arm der Mutantin. „Ich will aber nicht sterben", sagte er. „Ich habe ja kaum gelebt."
„Das will ich auch nicht", entgegnete Irmina. „Wir werden in ein Beiboot steigen und damit auf Urdalan landen."
„Auch das kann ich dir nicht empfehlen", meldete sich das Virenschiff erneut. „Auch mit einem Beiboot kommst du nicht unbemerkt durch."
„Ich habe keine andere Wahl", sagte sie. „Ich muß wissen, was Volcayr auf diesem Planeten treibt.
Urdalan muß eine ganz besondere Bedeutung haben, denn sonst wäre der Elfahder nicht hierher geflogen."
„Du nimmst mich mit?" fragte Ki~ do. „Nur, wenn du willst."
„Ich will. Ich bin neugierig."
„Das habe ich mir gedacht", lächelte sie, „Ich warne dich noch einmal", meldete sich das Virenschiff erneut, als Irmina mit dem Heimatlosen zum Beiboot ging. „Die Wachforts werden dich ganz sicher orten."
„Du vergißt, daß sie sich in den Elysischen Ringen nicht nur verstekken, sondern daß sie durch diese auch behindert werden. Sie werden das Beiboot erst sehr spät orten, falls sie es überhaupt entdecken."
Sie ließ sich auf keine Diskussion mit dem Raumschiff ein und schleuste sich zusammen mit Kido mit dem Beiboot aus. Damit raste sie hinter Volcayrs Raumschiff her, das längst in die Atmosphäre des Planeten Urdalan getaucht war. „Wir haben zu lange gewartet", bemängelte sie. „Hoffentlich finden wir ihn wieder."
Kido beugte sich weit vor. Er blickte fasziniert auf die Instrumente und die Monitorbilder. Die Landung auf dem Glutplaneten war ein erregendes Abenteuer für ihn.
Die Elysischen Ringe leuchteten hell im Licht der Sonne. Sie machten einen ausgesprochen friedlichen Eindruck. Es schien keinerlei Bedrohung von ihnen auszugehen. Erst als das Beiboot in die Atmosphäre von Urdalan tauchte, entdeckte Irmina drei Wachforts, doch dort schien man sie nicht bemerkt zu haben.
Sie ließ das Beiboot mit holier Geschwindigkeit abfallen, um so schnell wie möglich landen zu können, und dann zeigten ihr die Instrumente die Spur an, die Volcayrs Raumschiff hinterlassen hatte. Sie folgte ihr über rotes Land hinweg, das in der Glut der Sonne zu brodeln schien. Aus zahlreichen Rissen, Schrunden und vulkanischen Schlünden stiegen schwarze und gelbe Rauchsäulen auf. Geradezu riesenhaft stand die rot flammende Sonne über dem Horizont. Es schien, als stürze der Planet Urdalan direkt in sie hinein.
Kido zeigte stumm auf ein Monitorbild. Darauf war eine große Kuppel zu erkennen, die sich mitten in einer sonnendurchglühten Ebene erhob. Irmina schätzte, das sie an ihrem Boden einen Durchmesser von wenigstens zehn Kilometern hatte und etwa einen Kilometer hoch war. „Das ist Volcayrs Ziel", stellte sie fest. „Siehst du, er fliegt mit seinem Schiff durch eine Schleuse hinein."
Ein tiefer Graben führte in nur etwa einem Kilometer Entfernung an der Kuppel vorbei. Sie ließ das Beiboot hineinsinken, drosselte die Geschwindigkeit und landete schließlich auf dem Grund des Grabens. „Was machen wir jetzt?" fragte Kido. „Ich gehe in einem SERUN hinaus", erwiderte sie. „Du wirst hier bleiben und aufpassen. Du hast die Verantwortung für das Beiboot."
„Aber ich kann im Notfall nicht viel tun", entgegnete er. „Ich kann nicht damit starten oder das Boot gegen Feinde verteidigen."
Sie lächelte. „Ich glaube kaum, daß es hier Feinde gibt, die das Beiboot angreifen werden. Außerhalb der Kuppel gibt es kein Leben auf diesem Planeten. In dieser mörderischen Hitze könnte niemand ohne Schutzkleidung existieren. Dennoch möchte ich dich an Bord wissen. Vielleicht kannst du mir doch auf die eine oder andere Weise helfen."
Sie legte den SERUN an, verabschiedete sich von Kido und schwebte durch die Schleuse hinaus.
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