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1267 - Das chinesische Grauen

1267 - Das chinesische Grauen

Titel: 1267 - Das chinesische Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verrostet war. Ein Beweis, dass es immer wieder geöffnet wurde.
    Dann gab sie auf.
    Kein Erfolg. Sie zog die Schere zurück, und Li hörte ihr leises Stöhnen.
    »Was ist denn?«
    »Ich muss eine Pause machen.«
    Li zögerte einen Moment, bevor sie erneut das Feuerzeug einschaltete und die Flamme ihren Lichtkreis schuf, der auch Shaos Gesicht erreichte. Es lag ein dünner Schweißfilm darauf. Die Konzentration hatte dafür gesorgt, Shao sah hinter der Flamme die großen Augen ihrer Mitgefangenen und verstand auch die bange Frage. »Willst du es noch mal versuchen?«
    »Ja, Li, ja, das werde ich. Denn so leicht gebe ich nicht auf. Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Gut, dann… oder soll ich es mal versuchen?«
    Shao zuckte die Achseln. »Wenn du willst.«
    Es wurde wieder dunkel, als die Flamme ausging. Li drückte Shao das Feuerzeug in die Hand, das an seinem oberen Ende noch heiß war. Dann wechselten sie die Plätze.
    »Jetzt brauche ich noch die Schere.«
    »Okay.«
    Li bekam sie. Sie erhielt auch Licht. Shao hockte dort, wo Li zuvor gesessen hatte. Beide Frauen waren gespannt. Man hörte sie scharf atmen, aber sie enthielten sich eines Kommentars, um sich in der Konzentration nicht zu stören.
    Li hielt ihre Hand ruhig. Sie hatte sich wieder etwas gefangen, und Shao sah zu, wie wieder eine Seite der Schere im Loch verschwand. Dann wartete sie, hoffte ebenso wie Li, die ihre Hand sehr behutsam drehte und auch die kratzenden Geräusche erzeugte, die Shao schon kannte. Sehr behutsam, sehr sorgfältig arbeitete Li. Shao musste die Flamme löschen, weil sie sich nicht verbrennen wollte. Im Dunkeln wartete sie ab und vernahm die Flüsterstimme ihrer Leidensgenossin, die sich durch ihre Worte selbst Mut machte.
    Was sie sagte, verstand Shao nicht, aber sie hörte auch ein anderes Geräusch.
    Im Schloss schnackte etwas zurück!
    Danach war es sekundenlang totenstill. Als könnten beide nicht begreifen, was hier vorgefallen war.
    »Ist es… ist es… offen, Shao?«
    »Du kannst es versuchen.«
    Li richtete sich auf. Es war dunkel. Shao hörte nur ihren Atem. »Ich kann nicht. Ich traue mich nicht. Ich… ich… habe Angst vor der Enttäuschung, verstehst du?«
    »Ja, das verstehe ich. Aber mach dir keinen Kopf, das bekommen wir schon geregelt.«
    »Gut, ich…«
    Shao drückte Li zur Seite. Sie brauchte kein Licht, um den Versuch zu starten. Die Klinke hatte sie mit einem Griff gefunden und drückte sie auch nach unten.
    Ziehen oder drücken?
    Shao zerrte an der Tür - und hatte genau das Richtige getan. Sie ließ sich öffnen. Zwar ratschte sie über den Boden und stemmte sich auch gegen den Druck, aber letztendlich war Shao stärker und zerrte die Tür so weit zumindest auf, dass sie sich durch den Spalt schieben konnten.
    »Wir haben es geschafft, Li. Toll, gratuliere!« flüsterte Shao.
    »Nun ja. Hin und wieder bin ich ja zu etwas nütze.«
    »Hör auf damit, so einen Mist zu reden. Du bist schon super, Li.«
    »Aber du hattest die Schere.«
    »Zufall.«
    »Nein, Schicksal.«
    »Glaubst du daran?«
    »Jetzt schon«, flüsterte Li.
    »Okay, dann wollen wir uns mal auf unseren schicksalhaften Weg begeben…«
    Es war ein Satz, der ihre Euphorie stoppte. Beide wussten, dass sie einen ersten Schritt getan hatten, der größte Teil der Strecke jedoch noch vor ihnen lag, und der konnte durchaus mit tödlichen Gefahren gespickt sein…
    ***
    Wir hätten dem Dreifachen Paradies schon längst einen Besuch abstatten sollen, aber das Schicksal hatte es anders gewollt, und dem mussten wir uns fügen. Suko hatte die richtige Nase gehabt, was Shao anbetraf. Das war so gewesen, als hätte es ein Band zwischen ihnen gegeben, das gewisse Schwingungen übertrug.
    Es war viel passiert in den wenigen Stunden. Beide wussten wir, dass der Höhepunkt noch vor uns lag. Zwar hatte uns Tanner jegliche Rückendeckung versprochen, und er würde sein Versprechen sicherlich auch einhalten, aber ich musste trotzdem unseren Chef, Sir James, informieren.
    Er wusste bereits in groben Zügen Bescheid, weil Kollege Tanner mit ihm telefoniert hatte. Von mir erhielt er einen detaillierten Bericht, und Sir James zeigte sich geschockt, als er hörte, was mit Shao passiert war.
    »Glauben Sie an eine Chance, John?«
    »Wenn nicht, würde ich kündigen.«
    »Und was ist mit Suko?«
    »Er denkt wie ich.«
    »Aber Sie wissen auch, dass dieses gesamte Viertel eine verdammte Falle sein kann.«
    »Ist uns klar, Sir. Aber auch ein Großeinsatz wird zu diesem

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