1267 - Das chinesische Grauen
durchlaufen hatte, entdeckte er die erste und einzige Tür.
Er blieb für einen Moment davor stehen. Sie war nicht einmal besonders gesichert. Aber die Typen hier hatten andere Möglichkeiten, um sich Fremde vom Hals zu halten.
Da würden sie bei Suko Pech haben. Er klopfte nicht an, sondern drückte die Tür auf, die an der Innenseite schallisoliert war.
Ein Blick reichte. Suko hatte so etwas wie eine Überwachungszentrale erreicht. Hinter einer halbrunden Konsole mit mehreren Monitoren saßen zwei Männer und beobachteten die Bildschirme. Sie hatten längst gewusst, dass sie Besuch bekommen würden, denn sie grinsten Suko an, als könnten sie es nicht erwarten, ihn zu begrüßen.
Er schloss die Tür.
Noch sagte er nichts und schaute sich nur die Typen an. Sie sahen nicht aus, als würden sie sich die Butter vom Brot nehmen lassen. Zwar zeigten sie nicht eben die Figuren von Sumo-Ringern, aber viel fehlte bei ihnen nicht. Nur bestanden ihre Körper mehr aus Muskeln als aus Gewicht und schwabbelndem Fett. Beide trugen schwarze T-Shirts, beide hatten sich auf ihren Stühlen zurückgelehnt und schauten Suko grinsend an.
Dass dieses Grinsen keine freundliche Aufforderung war, wusste Suko ebenfalls, aber er ging darüber hinweg und wollte sein Spiel durchziehen.
Man kam ihm zuvor. Derjenige, der näher an der Tür saß, fragte nur: »Hast du dich verlaufen?«
»Ich glaube nicht.«
Sie wollten ihm noch eine Brücke bauen. »Der Abtritt ist nebenan. Und jetzt verzieh dich.«
Suko nickte. Er hatte die zweite Tür gesehen, ansonsten gab es in diesem Raum nichts, auf das er hätte achten müssen. Die Wände waren so kahl wie der Kopf des Inspektor Kojak damals.
»Das würde ich ja gern tun«, sagte er und hob die Schultern. »Aber ich habe da ein Problem.«
»Dafür sind wir nicht zuständig.«
»Doch. Es geht mir um Jacky Wong. Ich möchte gern ein paar Worte mit ihm reden.«
Die beiden Aufpasser tauschten Blicke. Sie sagten nichts, sie schüttelten die Köpfe, dann kicherten sie wie Teenager, bevor sie ernst wurden.
»Nein, nein, das glauben wir nicht. Du willst den großen Jacky Wong sprechen?«
»Ja.«
Die Aufpasser streckten sich, bevor sie sich wieder selbst unterhielten. »Er ist eine Ratte.«
»Das denke ich auch.«
»Magst du Ratten?«
»Nein!«
»Was macht man mit ihnen?«
»Das ist ganz einfach. Man zertritt sie und wirft ihren Brei in den Abfall.«
Suko war jemand, der sich von solchen Gesprächen nicht beirren ließ, auch wenn sie ihm galten.
»Ich habe mich noch nie als Ratte gefühlt, versteht ihr? Außerdem habe ich nur zwei Beine.«
»Das sehen wir, und wir geben dir deshalb noch eine Chance. Du kannst dich umdrehen, verschwinden und alles vergessen. Und wenn du in der Bar bist, nimm deinen Kumpel mit. Lasst euch dann nie wieder hier blicken. Wenn wir aber aufstehen und du immer noch da bist, trägt man dich mit den Füßen zuerst raus.«
Sie wissen also Bescheid, dachte Suko. Sie haben alles unter Kontrolle. Von Anfang an. Sie haben mich gesehen, sie haben John gesehen, sie haben uns beide im Blick behalten, und er wusste auch, dass diese Typen keine leeren Drohungen ausgestoßen hatten.
Sie ließen einige Sekunden verstreichen, bevor sie sich erhoben. Das taten sie bewusst schwerfällig, wobei sie sich noch unterhielten, so sicher waren sie sich.
»Er will nicht.«
»Ja, er ist lebensmüde.«
»Dem können wir abhelfen.«
Beide standen jetzt. Sie waren nicht groß, aber breit in den Schultern. Auf irgendwelche Waffen verließen sie sich nicht. Ihre Hände und Füße reichten aus.
Glatte Gesichter, funkelnde Augen, die plötzlich starr wurden, als sie in die Mündung der Beretta schauten.
»Ich denke, ihr bewegt euch mal nicht weiter.«
Die zwei Supermänner waren wirklich überrascht. Sie glotzten Suko an, als hätten sie etwas erlebt, das es normalerweise nicht gibt. Und Suko machte nicht den Eindruck eines Spaßvogels.
Es war genau die Situation, auf die er sich schon beim Herkommen innerlich eingestellt hatte. Typen wie diese beiden Bodyguards fühlten sich wahnsinnig sicher. Sie gingen immer davon aus, dass ihnen niemand etwas anhaben konnte, und jetzt schauten sie dumm aus der Wäsche.
»Es wäre besser, wenn ihr die Hände hebt und euch langsam umdreht«, erklärte Suko.
»Hier kommst du nicht weg!«
»Umdrehen.«
Sie gehorchten. Schwerfällig bewegten sie sich. Die Lage hatte sich für sie auf den Kopf gestellt.
Sicherlich suchten sie nach einer Möglichkeit,
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