127 - Die Müll-Monster
Pergola war über ihre ganze Länge mit
bunten Lampions geschmückt.
»Das Mondgesicht zünden wir zuerst an«,
krähte Katrin.
»Ja, das machen wir .«
Das Mädchen lief auf den gemauerten Grill
zu und stocherte mit dem Besteck darin herum.
Funken sprühten. Plötzlich schrie Katrin
auf.
» Iiiiiiihhh !«
Kirsten wirbelte herum. »Katrin! Hast du
dich verbrannt ?« Rasch lief sie hinüber zu dem Kind.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein, da
ist so ein komisches Tier. Hier auf meiner Hand!«
Als ob sie steif würde, so streckte Katrin
ihre Hand aus. Sie schüttelte sich förmlich. Auf ihrem Handrücken klebte ein
etwa vier Zentimeter langes, wurmartiges Gebilde.
»Er ist so hart, Kirsten. Bitte, nimm' ihn
weg! Das ist kein Regenwurm !«
Kirsten Monk ergriff das Handgelenk des
Kindes und schüttelte es kurz und ruckartig.
Der hartgepanzerte Wurm flog ins offene
Feuer und verbrannte.
Katrin deutete auf die Hecke. »Da ist er
runtergefallen .«
Das Fotomodell folgte mit ihren Bli ck en der Geste des Kindes.
Sie zuckte zusammen. »Da sind ja noch mehr! Igitt!« Sie schüttelte sich.
Peter Torell kam
aus dem Haus. Unter den Armen schleppte er eine Batterie Flaschen. Torell war der Typ des erfolgreichen Mannes. Er kleidete
sich betont salopp, trug zu einer sandfarbenen Hose ein offenes Sporthemd mit
breiten Streifen.
Sein schwarzes Haar war dicht, und der Mann trug es so lang,
daß die Ohren nicht ganz bedeckt waren.
Torell war sportlich und vital. »Nanu, Ihr
beiden !« rief er fröhlich. »Heckt Ihr etwas aus? Oder
ist Katrin 'ne Laus über die Leber gelaufen ?«
»Nein, aber ein Wurm über die Hand«, rief
die Siebenjährige. »Komm doch mal her, Vati !«
»Du wirst doch vor einem Wurm keine Angst
haben, so daß Kirsten dich trösten muß? Wir sind in einem Garten, und da darf
es auch mal einen Wurm geben .«
»Kein Regenwurm. So ein ganz komischer,
schwarzer...«
Peter Torell stellte die Flaschen ab und trat näher.
»Schweinerei«, meinte er schließlich, als
er die Bescherung sah. Ein ganzer Klumpen von diesen komischen Würmern hing in
der Hecke, die etwas über den feststehenden Grill ragte.
»Was ist das für ein Viehzeug ?« wollte Kirsten wissen.
»Ich glaube Schnürfüßer heißen die Dinger. Hab mal irgendwas davon gelesen. Sie sollen ziemlich
hartnäckig sein. Um diese Jahreszeit sind sie besonders wild. Es ist ihre
Paarungszeit. Aber daß sie ausgerechnet dazu meinen Garten ausgesucht haben,
paßt mir gar nicht. Stelle dir mal die Gesichter unserer Gäste vor, wenn die
ihre Würstchen und Steaks hier abholen und finden sie mit schwarzen Würmern
garniert vor! Das sind zwar kostenlose Fleischzutaten, aber...«
»Vati!« Katrin schüttelte den Kopf, daß
ihre Zöpfe flogen. »Du verdirbst einem ja den Appetit .«
»Dann reichen die Würstchen bestimmt, denn
dann ißt du wenigstens nicht zuviel. Und nun haltet euch mal dran, Ihr beiden
Hübschen! In zehn Minuten treffen die ersten Gäste ein. Bis dahin muß alles
aufgetischt sein. Ich kümmere mich einstweilen um unsere ungebetenen Besucher.
Die kriegen wir ganz schnell los .«
Er drückte den Zweig, an dem die Schnürfüßer klebten auf die Seite und schüttelte sie dann
auf den Boden. Mit dem Fuß schob er sie unter die Hecke.
Torell warf einen prüfenden Blick über das
Blattwerk und suchte auch die nähere Umgebung ab, fand aber nichts mehr.
»Man merkt halt doch jetzt so langsam die
Nähe der Müllkippe«, meinte er kurz darauf zu Kirsten. »Achthundert Meter - bis
dahin sind nicht viel. Man muß mit allem möglichen Viehzeug rechnen. Es gibt
Ratten in der Nähe. Und die wieder ziehen andere bei .«
Später, als die Gäste da waren, sprach man
nicht mehr von diesen Dingen.
Insgesamt kamen fünfundzwanzig Freunde und
Bekannte des Hausherrn.
Die Lampions brannten, im Hintergrund
spielte ein Tonbandgerät und auf der Terrasse wurde getanzt.
Man war fröhlich und ausgelassen.
Es wurde gelacht und gesungen.
Der Bowle wurde zugesprochen, die die
Heiterkeit noch weiter entfachte. Der Geruch von Gegrilltem lag in der Luft.
Heiterkeit löste die Tatsache aus, daß Torell sich neue »Haustiere« zugelegt hatte, wie man
allgemein feststellte.
»Schnaken können zu einer Plage werden«,
meinte eine attraktive Blondine im seegrünen Terrassenkleid, das an Raffinesse
und Schnitt dem Kirsten Monks in nichts nachstand. Es war halbdurchsichtig, und
die Umrisse des gutgebauten Körpers zeichneten sich schemenhaft darunter ab.
Das
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