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1278 - Der Elfahder

Titel: 1278 - Der Elfahder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schließlich war die Zeremonie beendet. Das Wasser des Teiches hatte inzwischen eine tief dunkelbraune, fast schwarze Farbe angenommen; außerdem war seine Viskosität beträchtlich gestiegen.
    Ein Kieselstein, den Volcayr in den Teich warf, erzeugte winzige Wellen, die schon nach wenigen Sekunden wieder verschwunden waren.
    Jetzt erst war es für ihn an der Zeit, sich den Genuß zu gönnen, nach dem er sich den ganzen Tag über gesehnt hatte. Er öffnete die Schleuse am Bein des Panzers und ließ seinen Körper in die glibberige, warme Flüssigkeit gleiten. Es war hohe Zeit, daß er Nahrung zu sich nahm. Seine Körpersubstanz hatte bereits eine grellweiße, undurchsichtige Konsistenz angenommen, ein deutliches Zeichen, daß er dringend der Stärkung bedurfte.
    Stundenlang schwamm er im zähen Wasser des Teiches, das sich durch seine Manipulationen in eine konzentrierte Suppe aus Mineralien und Polypeptiden verwandelt hatte. Mehr als drei Stunden verbrachte er in jenem tranceähnlichen Zustand, den die Elfahder das Leeren der Seele nennen und der sich am ehesten mit dem Schlaf des Menschen vergleichen ließ. Als er wieder an Land kroch und sich in den Panzer zurückzog, hatte der neue Tag bereits begonnen. Er fühlte sich stark und gesund, gewappnet für alle Widrigkeiten und Fährnisse, die Mardakaan für ihn bereit halten mochte.
    Man schien auf ihn gewartet zu haben. Kaum richtete der stachelbewehrte Panzer sich auf, da meldete sich die Stimme des Robotsystems.
    „Ich hoffe, unser ehrwürdiger Gast hat angenehm geruht", sagte sie. „Es ist schon seit einigen Stunden ein Besucher hier, der von dir empfangen zu werden wünscht. Es ist der Hohe Schiedsrichter Kuursen Ton."
     
    *
     
    Ein beiläufiger Beobachter hätte den heutigen Besucher nur anhand seiner Kleidung vom gestrigen unterscheiden können. Kuursen Ton trug ein langes, fließendes Gewand, das fast bis zum Boden reichte und mit diagonal verlaufenden Streifen in den Farben Rot, Grün, Gelb und Blau besetzt war, aber im großen und ganzen sah er aus wie Miinen Dei, der sich in ein anderes Kleid gesteckt hatte.
    Volcayr war jedoch kein beiläufiger Beobachter. In der Schule des Kriegers hatte er gelernt, auf winzige Einzelheiten zu achten. Er bemerkte sofort, daß Kuursen Tons Schlitzmund breiter war als der des Spielleiters. Außerdem hatte der Schiedsrichter zwei Tentakel, die merkbar kürzer waren als die übrigen zehn; die rötliche Haut war von satterem Farbton, ihr borkenähnliches Muster von feinerer Maserung als bei Miinen Dei.
    Eines allerdings hatte der Schiedsrichter mit dem Spielleiter gemeinsam: Er suchte nach einem bequemen Platz und ließ sich auf dem kleinen, moosigen Felsen nieder. Von seinem Sitz aus sprach er den Elfahder an.
    „Man hat dich auf meinen Besuch vorbereitet?" fragte er.
    Seine Stimme war womöglich noch klangvoller, noch wohltönender als die seines Vorgesetzten. Volcayr hatte Mühe, sich des Eindrucks zu erwehren, den die lange nachhallenden Harmonien auf ihn ausübten, und sich statt dessen auf das Gesagte zu konzentrieren.
    „Nicht vorbereitet", antwortete er.
    „Man hat mir gesagt, daß du kommst."
    „Du hast dich bereit erklärt, dem Panish Panisha einen kleinen Dienst zu erweisen?"
    „Das habe ich", bestätigte Volcayr.
    „Darf ich dir Fragen stellen?"
    „Fang an."
    „Du warst der Stellvertreter des Kriegers Kalmer auf der Welt Cloreon", begann Kuursen Ton. „Du hast die Letzte Schlacht der Cloreonen gegen ihre Herausforderer überwacht.
    Dabei traten zum erstenmal die Gorims in Erscheinung, die sich Vironauten nennen.
    Erzähl mir von deinen Erlebnissen im Raumsektor Cloreon."
    Volcayr horchte hinter dem Gesang des Ophalers drein. Eine seltsame Stimmung überkam ihn. Er hatte von dem, was er über die Gorims wußte, nur soviel berichten wollen, wie unbedingt notwendig war. Genug eben, daß Graucum nicht auf die Idee kam, er verweigere ihm die Zusammenarbeit. Aber mit einemmal war ihm ganz anders zumute.
    Er merkte wohl, daß Kuursen Ton ihn mit seinem Gesang einlullte, jedoch hatte er nichts dagegen. Es war ein angenehmes Gefühl, wie ein sanftes Hinübergleiten in einen Traum.
    Er träumte von Cloreon, wo er im Namen des Ewigen Kriegers Kalmer fünftausend Jahre lang gewacht hatte, bis der Augenblick des Letzten Kampfes gekommen war. Er träumte von den Fremden, die in ihren merkwürdig geformten Raumschiffen über Cloreon erschienen waren und in die Entwicklung eingegriffen hatten. Er sah sie vor sich -

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